Sonntagsblatt 3/2022 | Page 2

LEITARTIKEL

DIE KRISE TUT KEINEN VERSCHONEN

Volumen der Förderung der Nationalitäten sinkt nach Jahren – wirtschaftliche und ( außen ) politische Unsicherheiten werden auch an der deutschen Gemeinschaft nicht spurlos vorübergehen
Von Richard Guth
In den letzten Jahren jagten immer höhere Summen einander . Dabei fügte sich das steigende Volumen der Nationalitätenförderungen in das Gesamtbild eines immer spendableren Staates ein , wenngleich manche Akteure wie der deutsche Abgeordnete Emmerich Ritter sicher ihren Anteil daran hatten ( wohlgemerkt nahm diese Summe auch aufgrund der Tatsache zu , da viele DNSVW Träger von Schulen , Kindergärten wurden ). Eine immer großzügigere Ausstattung der Bethlen-Fördertöpfe für Aktivitäten jeglicher Art , die Erhöhung der Nationalitätenzulage an Schulen , Stipendienprogramm für angehende und aktive Pädagogen – um nur einige Beispiele für den Geldsegen zu nennen ! An sich erfreuliche Tendenzen , wenngleich gepaart mit immer genaueren Erwartungen an die Nationalitätenselbstverwaltungen , was das zu Leistende anbelangt .
Man fühlte sich ein wenig in die „ reifen ” Jahre der Kádár-Ära zurückversetzt ( natürlich in einem gänzlich anderen gesellschaftlichen , politischen und wirtschaftlichen Umfeld ), als man die politische Stabilität durch sozialpolitische Wohltaten zu sichern versuchte - manche , wie die Familienförderung , sicher wohlgemeint . Dennoch war das böse Erwachen ab Ende der 1980er Jahre insbesondere wegen steigender Preise schmerzhaft . Aber auch in der zweiten Hälfte der 2000er Jahre führte eine großzügige Ausgabenpolitik der sozialliberalen Regierung infolge der Weltwirtschaftskrise 2008 / 09 zur Notwendigkeit harter Einschnitte . Das Coronavirus im Jahre 2020 schien diesmal die Zeitenwende eingeläutet zu haben : Die seitdem zum Teil exorbitant steigenden Preise , Engpässe in vielen Bereichen und der immer deutlicher wahrnehmbarere Klimawandel bringen das gewohnte Gefüge ins Wanken und lassen es als sicher geglaubte Luftschlösser erscheinen - dies nicht nur hierzulande , sondern in der ganzen Welt .
Veränderungen , die auch an unserer Gemeinschaft mit Sicherheit nicht spurlos vorübergehen werden ! Das Geld scheint nicht mehr so locker zu sitzen wie in den vergangenen Jahren , jedenfalls könnte man es meinen , wenn man einen Blick auf die Kernziffern des Staatshaushaltes wirft : Die Gesamtsumme der Förderung der ungarländischen Nationalitäten wird im kommenden Jahr knapp 500 Millionen Forint ( 1,2 Millionen Euro ) weniger betragen als in diesem Jahr - bei weitgehend gleichbleibenden Aufgaben , wie auch vom deutschen Abgeordneten Emmerich Ritter moniert . Auch bei anderen Stellen , so auch beim Fondsverwalter „ Gábor Bethlen ”, wurden Kürzungen beschlossen .
Hinzukommt eine Inflation in zweistelliger Höhe - Experten rechnen am Jahresende , sollten die Preisdeckel bei Energie und Lebensmitteln gänzlich wegfallen , sogar mit 20 % - eine Erfahrung , die jeder von uns beim alltäglichen Einkauf macht : Gerade bei den Lebensmittelpreisen , denn sie stiegen laut dem Statistischen Landesamt ( KSH ) sogar um 30,9 % ( Stand : September 2022 ) in den vergangenen zwölf Monaten deutlich schneller als sonstige Güter des täglichen Gebrauchs , manche Grundnahrungsmittel wie Milchprodukte und Backwaren dabei um mehr als 50 %. Für weitere Unsicherheit sorgen der Ukraine-Konflikt und die Frage nach der Versorgung mit fossilen Rohstoffen . Deren Preis ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen , was die Regierung veranlasste , die Preisdeckelungspolitik der letzten Jahre zu überdenken : So gilt ab dem 1 . August für Privathaushalte bis zu einem von der Regierung festgelegten Durchschnittsverbrauch weiterhin der gedeckelte Preis , darüber hinaus aber ein wesentlich höherer Marktpreis . Kommunen wurden von dem Schutzschirm der Preisdeckelung ausgenommen , so zahlen diese seit Sommer einen ermäßigten Marktpreis . Beflügelt wird die Inflation durch einen Forint , der seit einigen Monaten schwächelt und im Mai zum ersten Mal die 400er Grenze überschritt .
Es stellt sich die berechtigte Frage , was diese Entwicklung unsere Gemeinschaft angeht . Eine ganze Menge ! Die Kürzung des Gesamtvolumens ist dabei die spürbarste Folge sinkender Einnahmen . Auf der anderen Seite kostet beinahe alles mehr als vor einem Jahr , insbesondere die Kosten für Energie schlagen richtig durch . ( Verbilligte Energie steht immer weniger Konsumentengruppen zur Verfügung .)
Nehmen wir eine Durchschnitts-DNSVW , die ein Fest , einen Schwabenball beispielsweise , veranstalten möchte - auch wenn dabei sehr viel ehrenamtlich geleistet wird : Der Catering-Unternehmer verlangt höhere Preise für das Essen , weil er sagt , dass der Bäcker seine Preise bereits dreimal er-