Sonntagsblatt 3/2020 | Page 5

man sich auch in Kindergärten und Schulen , aber draußen in der weiten Welt verdränge das Englische ( wenn man sich das Ganze auf das Sprachliche begrenzt ) Deutsch immer mehr . Beide Politiker fühlen sich mit dem Deutschtum und der Sprache verbunden : „ Deutsch ist mein Eigen , Englisch blieb hingegen immer eine Fremdsprache für mich ”, so Strack . Der Bürgermeister fühle sich wiederum in Österreich wie zu Hause . Er findet , dass das Identitätsbewusstsein bei den Deutschen in Werischwar im Verschwinden begriffen sei . Die Erste Stadträtin Strack sieht es ähnlich , dennoch meint sie , dass es selbst in den Familien Unterschiede gebe : Sie selbst verfüge über ein starkes ungarndeutsches Selbstbewusstsein , aber dies treffe nicht auf jeden in ihrer Familie zu . Strack schätzt die Bemühungen des Werischwarer Heimatwerks und der neuen Initiative „ Einfach Schwäbisch ”, die sich im Bereich Mode und Gastronomie engagiert . Das alles seien wichtige Elemente bei der Sicherung einer nachhaltigen Zukunft , auch für die Schwaben in Werischwar .
Pressedienst des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich ( VLÖ ), PA2020-12 ; 31.08.2020
Zeitzeugeninterviews im „ Haus der Geschichte “: Umsiedlung , Flucht und Vertreibung der deutschen Altösterreicher nach 1945
Die Lebensgeschichten von deutsch-altösterreichischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus Ostmittel- und Südosteuropa werden ab sofort im „ Haus der Geschichte “ in Wien gezeigt „ Der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich ( VLÖ ) initiierte gemeinsam mit Univ . -Prof . Dr . Oliver Rathkolb vom Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien ein umfangreiches Zeitzeugenprojekt “, berichtet VLÖ-Präsident Ing . Norbert Kapeller und freut sich gemeinsam mit seinen VLÖ-Vorstandskollegen und -kolleginnen über den erfolgreichen Abschluss der Arbeiten , denn die im Zuge des Projekts in stundenlanger und empathischer Art und Weise aufgenommenen Interviews sind nun ab Ende August / Anfang September im „ Haus der Geschichte “ in Wien zu sehen .
„ Als Konsequenz des Zweiten Weltkrieges wanderte rund eine halbe Million Menschen deutsch-altösterreichischer Herkunft aus Ostmittel- und Südosteuropa nach Österreich ein . Sie sind entweder noch während des Krieges evakuiert worden , aus Furcht vor der vorrückenden sowjetischen Armee geflohen oder von verschiedenen Nachkriegsregimen nach 1945 vertrieben worden . Die darüber handelnden lebensgeschichtlichen Interviews von Männern und Frauen , die zwischen 1944 und 1948 auf Grund ihrer Selbst- oder Fremdkategorisierung ihre Herkunftsländer verlassen mussten und sich in Österreich niedergelassen haben , wurden audiovisuell aufgezeichnet , kategorisiert , verschlagwortet und werden in Zukunft für weitere Forschungen bereitgestellt werden . Neben den Heimatvertriebenen wurde dabei auch das Schicksal von Angehörigen der deutschen heimatverbliebenen Minderheiten beleuchtet “, ergänzt VLÖ-Präsident Norbert Kapeller .
Narrative zu Flucht und Vertreibung , das eigene nationale Selbstverständnis bzw . die jeweilige nationale Zugehörigkeit standen dabei im Fokus dieser „ biografischen Interviews “. Des Weiteren rückten auch die unterschiedlichen Bedingungen der Aufnahme und der Lebensverhältnisse der Flüchtlinge und Vertriebenen im Nachkriegsösterreich in den Blick .
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„ Ein wesentliches Ziel dieses sogenannten „ Oral-History-Projektes “ war und ist es , Forschungen über die Geschichte der deutschen Minderheiten aus Ostmittel- und Südosteuropa - insbesondere in den Wechselbeziehungen mit ihren Nachbarn - anzuregen . Dadurch sollen jene Regionen stärker als bisher in den Fokus der Forschung und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden , in denen Jahrhunderte lang Deutsche als Bevölkerungsmehrheit oder -minderheit gelebt haben “, bedankt sich der VLÖ-Präsident abschließend bei allen Projektmitwirkenden , insbesondere bei Dr . Stefan Benedik ( Webkurator im Haus der Geschichte ), seinen Kolleginnen und Kollegen für die finale Umsetzung sowie den Interviewern und den Projektmitverantwortlichen Dr . Klaudija Sabo ( Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien ) und Bettina Kapeller-Schramm .
Auflistung der im „ Haus der Geschichte “ gezeigten Interviews :
▪ Brunhilde Goldstein , geb . 1931 in Nikolsburg / Mikulov , Sudetendeutsche ▪ Johann Dietrich , geb . 1927 in Mediasch / Mediaș / Medgyes , Siebenbürger Sachse ▪ Robert Kudlicska , geb . 1928 in Bruck an der Donau / Most pri Bratislave / Dunahidas /, Karpatendeutscher ▪ Hilde Frech , geb . 1931 in Nikolsburg / Mikulov , Sudetendeutsche ▪ Josef Schicho , geb . 1930 in Kaplitz / Kaplice , Sudetendeutscher ▪ Elfriede Hansel , geb . 1924 in Bielitz-Biala / Bielsko-Biała / Bílsko- Bělá /, Beskidendeutsche ▪ Doris Pacchiaffo , geb . 1930 in Cilli / Celje , Deutsch-Untersteirerin ▪ Hilde Emich , geb . 1931 in Hodschag / Odžaci , Donauschwäbin ▪ Gitta Vasak , geb . 1939 in Hodschag / Odžaci , Donauschwäbin ▪ Joseph Wagner , geb . 1935 in Ruma , Donauschwabe ▪ Gertrud Krauss , geb . 1925 in Wermesch / Vermeş / Vermes , Donauschwäbin ▪ Emma Marx , geb . 1937 in Hüttenhof / Huťský Dvůr , Sudetendeutsche ▪ Gottfried Robert Wellmann , geb . 1928 in Sächsisch Regen / Reghin / Szászrégen , Siebenbürger Sachse ▪ Katharina Kreischer , geb . 1923 in Rode / Zagăr / Zágor , Siebenbürger Sächsin ▪ Ing . Rainer Elsinger , geb . 1932 in Nikolsburg / Mikulov , Sudetendeutscher ▪ Dr . Fritz Frank , geb . 1923 in Klausenburg / Cluj-Napoca / Kolozsvár , Siebenbürger Sachse ▪ Johanna Weiß , geb . 1927 in Marburg an der Drau / Maribor , Deutsch-Untersteirerin ▪ DDr . Ingrid Nargang , geb . 1929 in Czernowitz / Černivci / Tschernowzy / Cernăuți / ▪ Volker Petri , geb . 1947 in Heltau / Cisnădie / Nagydisznód , Siebenbürger Sachse ▪ Dr . Georg Wildmann , geb . 1929 in Filipowa / Bački Gračac / Filipovo / Szentfülöp , Donauschwabe ▪ Ing . Anton Ellmer , geb . 1930 in Rudolfsgnad / Knicanin , Donauschwabe ▪ Maria Lette , geb . 1924 in Birk / Petelea / Petele , Siebenbürger Sächsin ▪ Ing . Erwin Bendas , geb . 1930 in Czernowitz / Černivci / Tschernowzy / Cernăuți / ▪ Ignaz Bernhard Fischer , geb . 1926 in Bakowa / Bacova / Bakovár , Donauschwabe ▪ Georg Krix , geb . 1929 in Waschkut / Vaskút / Baškut , Donauschwabe
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