Sonntagsblatt 3/2019 | Page 29

Übermittelt von Georg Krix SOMMER ADE! Landsleute empfanden, in Worte und Sprachmelodie zu verwan- deln sowie die Heimat mit Worten zu malen und so unverlierbar zu machen, formuliert er in seinem Gedicht „Unverlierbare Hei- mat“: Jakob Wolf: Ernteabend Wer die Heimat kannte, die ich Heimat nannte, der verlor sie nicht; Tief ins Herz geschrieben ist sie ihm geblieben, wie ein Seelenlicht. Nichts hab ich besessen, doch auch nichts vergessen; alles blieb bestehn. All der Blumen Düfte, Vogelsang der Lüfte können nicht vergehn. Warum soll ich trauern um zerfallene Mauern, die mir nie gehört? Heimat ist im Innern, mehr als nur Erinnern, bleibt drum unzerstört. Wer die Heimat kannte, die ich Heimat nannte, der verliert sie nie; tief ins Herz geschrieben ist sie ihm geblieben – eine Herzensmelodie. Die Sonne ist am Schwinden sacht steigt die Nacht herauf, indes wir Garben binden und schleppen sie zuhauf. Wir setzen sie in Kreuzen zu langen, dichten Reih’n; geschnitten ist der Weizen, bald holen wir ihn ein. Der Abendglocken Läuten leis über Feld quillt; in andachtsvollem Schreiten ist unser Tag erfüllt. Wir hören auf zu sprechen, die Eule zieht auf Jagd, wehmütig singt beim Rechen die ungarische Magd. Dann wird es gänzlich stille, der Himmel sternenklar, nur leise geigt die Grille das Lied vom guten Jahr. Jakob Wolf wurde am 21. April 1914 in Feketitsch, einer ge- mischtsprachigen Gemeinde in der östlichen Mittelbatschka, als jüngstes von fünf Kindern geboren. Seine Eltern Georg und Phi- lippina Wolf, geb. Brauchler, waren Kleinhäusler, der Vater von Beruf Gemeindepolizist, genoss also Ansehen in der Gemeinde und zählte zur erweiterten Dorfelite. Gerade deswegen wollte der Vater für seinen begabten Sohn die enge Dorfwelt aufbrechen und schickte ihn auf das Unter-Gymnasium im benachbarten Neu-Werbass, wo er nach vier Klassen mit der mittleren Reife abschloss. Wolf war zu Kriegsende 31 Jahre alt, hat als sensibler, offener und lernwilliger junger Mann die Eindrücke, die sich ihm boten, und die schicksalhaften Erlebnisse jener Jahre, zunächst die des mitreißenden Aufbruchs, dann den tragischen Fall seines Stam- mes mit dem furchtbaren Ende 1944/45 tief in sich aufgenom- men. In diese Zeit fällt auch die Veröffentlichung seiner ersten Gedichte. Nach seiner Vertreibung arbeitete Wolf als Knecht auf einem Bauernhof in Oberösterreich, schlug sich als Versicherungsver- treter durch und landete schließlich als freier Journalist und Mit- arbeiter bei der donauschwäbischen Wochenzeitung Neuland in Salzburg. Bereits 1946 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt in das Gebiet der späteren Bundesrepublik Deutschland, wurde 1948-1952 Gemeinderat in Fridolfing und organisierte die Lands- leute im Kreise Laufen an der Salzach. Dank dieser Aktivitäten gelangte er in den Führungskreis der Landsmannschaft in Mün- chen. 1952 übersiedelte er nach Stuttgart und wurde gleich einer der Begründer der Landsmannschaft der Donauschwaben in Ba- den-Württemberg. Das lyrische Werk Wolfs sei betrachtet unter dem Aspekt:„Und was bleibet, stiften die Dichter“. Dieses Hölderlinzitat will besa- gen, dass die lyrischen Dichter etwas Bleibendes schaffen, das sie nicht nur aussagen, sondern stiften. Das, was viele seiner SoNNTAGSBLATT Jakob Wolf starb am 9. Januar 1987 in Sindelfingen. s Aufruf Valeria-Koch-Preis 2020 Der Bildungsausschuss und der Jugendausschuss der LdU er- warten Vorschläge für den Valeria-Koch-Preis 2020. Prämiert werden können für vielseitige nationalitätenspezifische Aktivi- täten einerseits höchstens drei ungarndeutsche Mittelschüler/ innen der letzten zwei Jahrgänge, andererseits höchstens zwei ungarndeutsche Absolventinnen/Absolventen (Bachelor, Master und ungeteilte Ausbildung) hochschulischer und universitärer Einrichtungen für ihre hervorragende Diplomarbeit mit ungarn- deutscher Themenstellung, die ihr Studium im Jahr 2019 been- det haben. Die Nominierung erfolgt bei Mittelschüler/innen durch die betref- fende Bildungseinrichtung. Bei Absolventen von Hochschulen und Universitäten werden Eigenbewerbungen erwartet, unter- stützt durch ein Empfehlungsschreiben vom Lehrstuhl/Institut und/oder vom Konsulenten. Bei mehreren Bewerbern können die Einrichtungen eine Reihenfolge unter den Bewerbern aufstel- len. Vorschläge für geteilte Preise werden nicht akzeptiert. Mit dem „Valeria-Koch-Preis“ können nur Angehörige der ungarn- deutschen Nationalität ausgezeichnet werden. Dem Vorschlag sind beizufügen: Mittelschüler: -tabellarischer Lebenslauf (Fortsetzung auf Seite 30) 29