Übermittelt von Georg Krix
SOMMER ADE!
Landsleute empfanden, in Worte und Sprachmelodie zu verwan-
deln sowie die Heimat mit Worten zu malen und so unverlierbar
zu machen, formuliert er in seinem Gedicht „Unverlierbare Hei-
mat“:
Jakob Wolf:
Ernteabend
Wer die Heimat kannte,
die ich Heimat nannte,
der verlor sie nicht;
Tief ins Herz geschrieben
ist sie ihm geblieben,
wie ein Seelenlicht.
Nichts hab ich besessen,
doch auch nichts vergessen;
alles blieb bestehn.
All der Blumen Düfte,
Vogelsang der Lüfte
können nicht vergehn.
Warum soll ich trauern
um zerfallene Mauern,
die mir nie gehört?
Heimat ist im Innern,
mehr als nur Erinnern,
bleibt drum unzerstört.
Wer die Heimat kannte,
die ich Heimat nannte,
der verliert sie nie;
tief ins Herz geschrieben
ist sie ihm geblieben –
eine Herzensmelodie.
Die Sonne ist am Schwinden
sacht steigt die Nacht herauf,
indes wir Garben binden
und schleppen sie zuhauf.
Wir setzen sie in Kreuzen
zu langen, dichten Reih’n;
geschnitten ist der Weizen,
bald holen wir ihn ein.
Der Abendglocken Läuten
leis über Feld quillt;
in andachtsvollem Schreiten
ist unser Tag erfüllt.
Wir hören auf zu sprechen,
die Eule zieht auf Jagd,
wehmütig singt beim Rechen
die ungarische Magd.
Dann wird es gänzlich stille,
der Himmel sternenklar,
nur leise geigt die Grille
das Lied vom guten Jahr.
Jakob Wolf wurde am 21. April 1914 in Feketitsch, einer ge-
mischtsprachigen Gemeinde in der östlichen Mittelbatschka, als
jüngstes von fünf Kindern geboren. Seine Eltern Georg und Phi-
lippina Wolf, geb. Brauchler, waren Kleinhäusler, der Vater von
Beruf Gemeindepolizist, genoss also Ansehen in der Gemeinde
und zählte zur erweiterten Dorfelite. Gerade deswegen wollte der
Vater für seinen begabten Sohn die enge Dorfwelt aufbrechen
und schickte ihn auf das Unter-Gymnasium im benachbarten
Neu-Werbass, wo er nach vier Klassen mit der mittleren Reife
abschloss.
Wolf war zu Kriegsende 31 Jahre alt, hat als sensibler, offener
und lernwilliger junger Mann die Eindrücke, die sich ihm boten,
und die schicksalhaften Erlebnisse jener Jahre, zunächst die des
mitreißenden Aufbruchs, dann den tragischen Fall seines Stam-
mes mit dem furchtbaren Ende 1944/45 tief in sich aufgenom-
men. In diese Zeit fällt auch die Veröffentlichung seiner ersten
Gedichte.
Nach seiner Vertreibung arbeitete Wolf als Knecht auf einem
Bauernhof in Oberösterreich, schlug sich als Versicherungsver-
treter durch und landete schließlich als freier Journalist und Mit-
arbeiter bei der donauschwäbischen Wochenzeitung Neuland
in Salzburg. Bereits 1946 verlegte er seinen Lebensmittelpunkt
in das Gebiet der späteren Bundesrepublik Deutschland, wurde
1948-1952 Gemeinderat in Fridolfing und organisierte die Lands-
leute im Kreise Laufen an der Salzach. Dank dieser Aktivitäten
gelangte er in den Führungskreis der Landsmannschaft in Mün-
chen.
1952 übersiedelte er nach Stuttgart und wurde gleich einer der
Begründer der Landsmannschaft der Donauschwaben in Ba-
den-Württemberg.
Das lyrische Werk Wolfs sei betrachtet unter dem Aspekt:„Und
was bleibet, stiften die Dichter“. Dieses Hölderlinzitat will besa-
gen, dass die lyrischen Dichter etwas Bleibendes schaffen, das
sie nicht nur aussagen, sondern stiften. Das, was viele seiner
SoNNTAGSBLATT
Jakob Wolf starb am 9. Januar 1987 in Sindelfingen.
s
Aufruf
Valeria-Koch-Preis 2020
Der Bildungsausschuss und der Jugendausschuss der LdU er-
warten Vorschläge für den Valeria-Koch-Preis 2020. Prämiert
werden können für vielseitige nationalitätenspezifische Aktivi-
täten einerseits höchstens drei ungarndeutsche Mittelschüler/
innen der letzten zwei Jahrgänge, andererseits höchstens zwei
ungarndeutsche Absolventinnen/Absolventen (Bachelor, Master
und ungeteilte Ausbildung) hochschulischer und universitärer
Einrichtungen für ihre hervorragende Diplomarbeit mit ungarn-
deutscher Themenstellung, die ihr Studium im Jahr 2019 been-
det haben.
Die Nominierung erfolgt bei Mittelschüler/innen durch die betref-
fende Bildungseinrichtung. Bei Absolventen von Hochschulen
und Universitäten werden Eigenbewerbungen erwartet, unter-
stützt durch ein Empfehlungsschreiben vom Lehrstuhl/Institut
und/oder vom Konsulenten. Bei mehreren Bewerbern können
die Einrichtungen eine Reihenfolge unter den Bewerbern aufstel-
len. Vorschläge für geteilte Preise werden nicht akzeptiert. Mit
dem „Valeria-Koch-Preis“ können nur Angehörige der ungarn-
deutschen Nationalität ausgezeichnet werden.
Dem Vorschlag sind beizufügen:
Mittelschüler:
-tabellarischer Lebenslauf
(Fortsetzung auf Seite 30)
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