Die Dörfer im Burgenland, die ähnlich wie die ungarischen Klein-
dörfer mit Schülermangel zu kämpfen haben, versuchen ihre
Schulen zu erhalten, so kam ihnen die Anmeldung von ungari-
schen Kindern gelegen. Mancherorts nahm das solche Ausmaße
an, dass sich die einheimischen Eltern an der hohen Zahl von
ungarischen Kindern störten und auch seitens der Schulträger
wurden Vorbehalte laut. Deshalb wurde 2012 der Schuleintritt in
die staatliche Volksschule (die der ungarischen Primarstufe ent-
spricht) verschärft: Seitdem dürfen diese Schulform nur Kinder
mit österreichischer Meldeadresse besuchen. Viele ungarische
Familien - um einen Wechsel zurück in das ungarische Schul-
system zu vermeiden - suchten nach einer Lösung: Es gab Orte,
wo sich die Lehrer bereit erklärten, dass sich bei ihnen einige
Kinder anmelden. Solche administrative Lösungen funktionieren
nicht mehr, denn der gewöhnliche Aufenthalt wird von den Be-
hörden auch überprüft.
Seitdem wechseln die Kinder gewöhnlich nach der vierten Klas-
se auf eine österreichische Schule - wenn nicht bereits im Kin-
dergartenalter, wobei es ja komplizierter ist, denn diese Kinder
müssen noch gebracht und abgeholt werden. Die einzelnen Kin-
dergärten entscheiden eigenständig, wie viele ungarische Kinder
sie aufnehmen. In der Regel sind das nicht mehr als vier-fünf
pro Kindergartengruppe, denn man befürchtet, dass sonst die
muttersprachliche Erziehung der österreichischen Kinder da-
runter leiden könnte. Im Kindergarten müssen die nicht öster-
reichischen Familien einen Beitrag leisten, aber dieser ist nicht
allzu hoch.
Zum Preis einer Monatskarte für den Bus
Ein Schulbesuch kommt häufiger vor und das bedeutet keine
hohe Bürde. Neben dem Unterricht ist die Versorgung mit Schul-
büchern in Österreich auch kostenfrei, so ist die Busfahrt der
größte Posten, wobei sich der Preis für die Monatskarte in Höhe
von 15.-20.000 Forint (45 – 65 Euro) für viele rentiert. „Anstel-
le sie (Anm.:die Kinder) zu Hause zum Deutsch-Privatlehrer zu
schicken, bekommen wir eine muttersprachliche Ausbildung und
eine wahrhafte Integration”, hören wir auch von den Eltern.
„Die Mehrheit der Kinder kommt mit keinen oder minimalen
Deutschkenntnissen an, sie werden ins tiefe Wasser gewor-
fen”, das haben auch die Untersuchungen von Judit Buchwald
bestätigt. Laut den Bundesbildungsrichtlinien müsste man bei
acht fremdsprachigen Kindern einen Sprachvorbereitungs- und
Förderkurs anbieten, aber während dies in Wien gut funktioniert,
wäre das im Burgenland eher die Ausnahme.
Es gibt Familien, die sich eben wegen der Bildungsmöglichkei-
ten in Österreich an der Grenze angesiedelt haben. Mehrere
österreichische Einrichtungen werben in Ungarn, in der west-
ungarischen Presse erscheinen auch Anzeigen von österreichi-
schen Schulen. Zwei Schulen sind besonders beliebt: In Ober-
wart wird ein zweisprachiges Bundesgymnasium betrieben; den
deutsch-ungarisch zweisprachigen Bildungsgang besuchen
neben den burgenländischen Kindern auch in immer größerer
Zahl Ungarn. Für sie ist es ein großes Plus, dass hier jeder in
fünf Sprachen lernt.
Das Josefinum in Eberau, eine katholische Privatschule, startet
neben den österreichischen auch ungarische Klassen. Diese
Schule besucht auch Levente, der eine Trompetenausbildung
absolvieren möchte, in einer der 15 Schüler starken Klassen.
Hier werden alle Hauptfächer von zwei Lehrern unterrichtet. Die-
se Schule legt den Schwerpunkt erklärtermaßen auf die Integra-
tion, Sprachförderung der Schüler aus Ungarn, damit sie von hier
aus gut gewappnet Oberwart, Pinkafeld, Stegersbach, Güssing
oder eine andere österreichische Mittelschule ansteuern. Jetzt
könnte man die Schüler auch auswählen, nur Schüler mit einem
Schnitt von 4 – 5 werden genommen. Dreimal in der Woche gibt
es ungarischen Muttersprachenunterricht, aber es werde Wert
auf den praktischen Unterricht gelegt.
Ruhe im Westen
„Die ungarische Leistungsfeststellung geht mit viel mehr Stress
einher, hier kommen die ungarischen Schüler zu sehr zur Ruhe.
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Man muss ihnen aufzeigen, dass man auch hier regelmäßig ler-
nen muss”, erzählt Krisztina Oswald, eine der Ungarischlehrerin-
nen der Schule und spricht von der Wichtigkeit des Projektunter-
richts, der Förderung und der individuellen Lernwege.
„Der Frontalunterricht funktioniert bei den heutigen Kindern nicht
mehr. Der Lernstoff in Österreich ist etwas weniger als in Ungarn,
aber es ist nicht einfach in einer fremden Sprache zu lernen”,
sagt sie und unterstreicht die Vorteile des multikulturellen Milieus
der Grenzregion.
„Es kommt vor, dass die Integration einzelner Schüler in das ös-
terreichische Schulsystem nicht glückt. Sie fühlen sich nicht wohl,
die Gründe könnten am fremdsprachigen Umfeld, aber genauso
am mangelnden Sprachvermögen oder den Mentalitätsunter-
schieden liegen”, sagt die Lehrerin der Eberauer Schule. Andere
nehmen die Hürden leicht: Wenn sie gewusst hätten, dass es mit
der Sprache und Integration so schnell klappt, dann hätten sie
ihre Kinder eher in Österreich angemeldet oder bereits das erste
Kind hätten sie auf eine österreichische Schule geschickt, hören
wir von mehreren Eltern.
Die Mehrheit meint, dass sie das bekommen hätte, was sie er-
wartet hat: einen praxisorientierteren, stressfreieren und kin-
derorientierteren Unterricht. Hinter ihrer Wahl steht auch die
Kritik am ungarischen Bildungswesen. Weniger das Schulträger-
schaftszentrum KLIK oder die Bildungsreformen der letzten Jah-
re, sondern vielmehr praktische Gesichtspunkte geben da den
Ausschlag: Die Eltern halten den ungarischen Sprachunterricht
für katastrophal, halten die Menge des theoretischen Wissens
für überflüssig, während sie die Mentalität der österreichischen
Lehrer loben.
Die österreichische Schulbildung bietet eine extra Möglichkeit
für die Glücklichen, denen es aus geografischen Gründen offen
steht oder auch für die, die einen Umzug in Kauf genommen ha-
ben, damit das Kind hier lebend in einer österreichischen Einrich-
tung lernt. Sie bekommen für fast umsonst eine Alternative zur
ungarischen staatlichen Schulbildung und sie entscheiden mit
ihren Füßen beziehungsweise mit dem Schulbus. Die Mehrheit
entscheidet sich unabhängig von der Politik dafür und würde es
auch dann tun, wenn die ungarischen Schulen etwas besser wä-
ren – mit der Möglichkeit einer Karriere in Österreich könnte das
heimische Umfeld auch dann nicht mithalten, wenn es eine freie
Lehrbuchwahl gäbe oder sich die Lehrerschaft in einem besse-
ren Zustand befände. Ein Teil der Familien - vornehmlich aus
der Mittelschicht - hat in Westungarn für den Auszug gestimmt.
Diese Familien werden keinen Druck mehr auf das ungarische
Bildungssystem von innen heraus üben, damit es ein Stück bes-
ser wird, jedoch hat das ungarische Umfeld solche Familien für
eine lange Zeit oder für immer verloren.
Quelle: https://index.hu/belfold/2019/05/21/ingazo_gyerekek_
ausztria_oktatas_osztrak_iskolaba_jar/
Deutsche Migranten nach Siebenbür-
gen!
Von Martin Bukovics und Bea Bakó. Erschienen auf dem On-
line-Portal azonnali.hu am 15. Juni 2019. Veröffentlichung mit
freundlicher Genehmigung von Chefredakteurin Bea Bakó.
Deutsche Übersetzung: Richard Guth
Eine Autonomie Siebenbürgens sei ein Ding der Unmöglichkeit,
das Seklerland sollte lieber um Geld bitten, sagt Paul-Jürgen
Porr, Vorsitzender der UDMR/RMDSZ der Rumäniendeutschen
im Interview mit Azonnali. Seiner Ansicht nach ist es goldrichtig,
dass sich Klaus Johannis im rumänischen Präsidentenstuhl nicht
als Deutscher verhält. Die rumänischen Autobahnen vergleicht
Porr mit dem männlichen Geschlechtsorgan und er würde gerne
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