Sonntagsblatt 3/2019 | Page 2

„Auch ein Mensch, der zwanzig Sprachen beherrscht, gebraucht seine Muttersprache, wenn er sich in den Finger schneidet.“ -Jean-Paul Belmondo s Leitartikel eines anderen Absatzes bezieht, den es bei der Endabstimmung nicht gibt. Ein Malheur oder Absicht? Das Sonntagsblatt hätte auch gerne die Meinung unseres deutschen Abgeordneten kennen gelernt – aber auch diesmal schwieg Emmerich Ritter, Anfragen blieben unbeantwortet. So bleibt seine Rolle bei der Änderung des Änderungsantrags un- klar. Nicht die einzige ungeklärte Frage, bei der man uns eine Antwort schuldig bleibt! Minderheitenrechte im Paket An den Rand der Änderung eines Änderungsantrags ohne viel Wirbel Von Richard Guth Wie ein Blitz aus heiterem Himmel – dieses Gefühl hatten vie- le zum Beginn des alljährlichen Sommerlochs. Ein Änderungs- antrag des stellvertretenden Ministerpräsidenten, der die Mit- bestimmungsrechte der Nationalitäten bei der Ernennung der Schulleiter zu beschneiden gedachte, sorgte für Unmut. Das Medienecho blieb verhalten, selbst regierungskritische Medien konzentrierten sich lediglich auf weitere umstrittene Punkte des Antrags wie die Streichung der Mitbestimmung der Lehrerkolle- gien, Eltern- und Schülerbeiräte bei der Bestellung der Schullei- ter, das Erschweren der Erlangung des Status eines Privatschü- lers und die Einschränkung der Lehrplanfreiheit an Schulen in freier Trägerschaft – wahrlich betreffen diese Änderungen einen viel größeren Personenkreis und passen zu den gegenwärtigen staatlichen Bestrebungen Autonomierechte einzuschränken. Als Erstes berichtete das regierungskritische Portal index.hu, das zu den meistgelesenen im Lande gehört, über die geplante Strei- chung der Mitbestimmungsrechte der Nationalitätenselbstver- waltungen. Ein herber Schlag, zumal sie vor Jahren bereits ihr Vetorecht eingebüßt hatten! In solchen Fällen wäre es stets interessant zu erfahren, ob Jour- nalisten darauf selbst aufmerksam wurden oder jemand sie auf den Fall aufmerksam gemacht hat – wie auch immer, die bei- den Index-Journalisten leisteten ganze und präzise Arbeit, die Regierung hatte in der Tat vor, neben der Abschaffung der Mit- spracherechte der Nationalitätenselbstverwaltungen (Zustim- mungs- oder Einverständnisrecht je nach Profil der Schule) auch noch den Passus zu streichen, wonach Schulleiteraspiranten an Nationalitätenschulen über eine entsprechende Ausbildung (und so auch über aktive oder passive Sprachkenntnisse) verfügen sollen. Letzteres nahm sich Dr. Koloman Brenner (Jobbik), der sich als Erster zu Wort meldete, zum Anlass, um deutliche Kritik zu äußern. Die ablehnende Stellungnahme der LdU ließ auch nicht lange auf sich warten. Verwundert war man nicht zuletzt auch deshalb, weil – nach unseren Informationen - auf einer Sit- zung der Minderheitenvertreter im Ministerium für Humane Res- sourcen über die geplanten Neuregelungen bei der Bestellung von Schulleitern kurz vor der Einbringung des Antrags kein Wort verloren worden sei. Aktuelles s Am 13. Oktober werden neue Nationalitätenselbstverwaltungen gewählt Es ist fünf Jahre her, dass die ungarischen Staatsbürger das letz- te Mal bei den Kommunalwahlen ihre örtlichen Vertreter wählen konnten. Die Kommunalwahlen spielen nicht nur für die Mehr- heitsgesellschaft, sondern auch für die Nationalitäten eine wich- tige Rolle. Es werden nämlich die örtlichen, Komitats- und Landesnatio- nalitätsselbstverwaltungen gewählt. Auf der Landesebene, wie gewohnt, gibt es nur eine Liste, wofür die künftigen Mitglieder der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen nach ver- schiedenster Methodik in den Komitaten bestimmt werden. Es ist schön, zu sehen, dass es immer neuere (und jüngere) Gesichter auf der Liste auftauchen. Es ist sehr unterschiedlich je nach Ko- mitat, ob die Neuen es tatsächlich in die LdU schaffen oder nicht. Aus dem Komitat Pest stellen die Neueinsteiger fast die Hälfte der elf Kandidaten, während dessen es unter den Branauer Elf nur eine neue Person geben wird. Die neue LdU hat wichtige Aufgaben - an erster Stelle soll aber eine aufrichtige Verarbei- tung und Analyse der schwierigen Situation unserer Volksgruppe stehen. Dazu wünscht die JBG viel Erfolg und bietet seine Hilfe an! Anbei die Liste: (Quelle:LdU) Es folgten Tage der Stille, wir hörten, man arbeite an der Ände- rung der Änderung. Der Termin der Endabstimmung nahte, die aber kurzfristig doch verschoben wurde. Jeder war sich aber si- cher, dass in Grundsatzfragen die Regierung nicht nachgeben würde. So ist es gekommen, lediglich hinsichtlich einer Detail- frage kam man den Kritikern entgegen. Bei der Frage der Mitbe- stimmungsrechte der Nationalitäten, die Teil des Pakets waren, wurden sämtliche Streichungsabsichten aufgegeben. Es wurde aber ein neuer Punkt hinzugefügt, der sich aber auf einen Punkt 2 SoNNTAGSBLATT