maligen Grundbesitzers Johann Freiherr Stockinger von Ankerstock
geborene Schriftstellerin verbrachte ihre giückliche Jugendzeit auf
dem Familiensitz in der Tolnau und vergaß ihre dortigen Erlebnisse
und Bekannten auch dann nicht, als sie die Gegend zunächst als
die Frau des österreichischen Leutnants Viktor Triebnigg und nach
dessen Tod (1912) als die Frau des Kunstmalers Professor Alfred
Pirkhert (1920) verlassen mußte.
(Eine Aufzeichnung von Frau Gerda Weidlein)
In literarischen Kreisen war sie eine geachtete und einflussreiche
Persönlichkeit. Infolge ihres so überaus kultivierten wie auserle-
senen Geschmacks in Kunst und Literatur, war sie Mitarbeiten
vieler literarischer Zeitschriften und der prominentesten Tages-
zeitungen des In- und Auslandes. Dichter, mit denen sie in Korre-
spondenz stand, Schriftsteller und Verleger legten großen Wert
auf Beurteilung ihrer Werke durch die Feder Ella Triebniggs.
Nach dem Ersten Weltkrieg, nach zwölfjähriger Witwenzeit, ver-
ehelichte sie sich zum zweiten Male mit dem namhaften Wiener
Kunstmaler Alfred Pirkhert, und widmete sich, die letzten Jahre
ihres Schaffens, mit der ganzen Kraft ihrer Persönlichkeit dem
Wohle ihres schwäbischen Volkes, arbeitete mit dem Führer der
Deutschen in Ungarn, mit Professor Dr. Jakob Bleyer, eng zu-
sammen und es lässt sich heute kaum mehr abschätzen, welche
Unsumme von Anregungen und moralischen Unterstützungen
aus ihrem Wiener Heim ausgegangen sind, die in den schweren
Zeiten der Nachkriegszeit dem ungarischen deutschen Bauern-
tum der Schwäbischen Türkei zu Nutz und Frommen waren. Wir
alle, insbesondere aber ihre engeren Landsleute aus der Tolnau,
sollten ihrer für immer in Treue gedenken.
Und liebreich stärkend reicht dann uns die Hand
Unser Heimatland, unser Heimatland!
Liebesleid
Wollt vorübergehen,
Doch es mußt geschehen,
Daß ich deine Küsse
Wie im Traum gepflückt.
Daß ich leiden müsse,
Wenn du mich beglückt.
Gehe nun im Leide
Wie im Festtagskleide,
Hast mit Küssen, Liebster,
Mich so reich geschmückt.
Will mit deinen Klagen
Dir nur eines sagen,
Ewig leiden müssen,
Ist, was mich beglückt.
Aktuelles
s
Das schriftstellerische und dichterische Schaffen von Ella
Triebnigg-Pirkhert war recht vielseitig.
Sie begann mit Volksliteratur, schrieb Lustspiele, Novellen, Ro-
mane, Erzählungen und Dramen. Ab 1910 veröffentlichte sie
wissenschaftliche Aufsätze über die Schwäbische Türkei. Ihre
ersten Gedichte erschienen 1907 unter dem Titel „Meine Fel-
der“. 1916 gab sie zwei Erzählbände heraus: „Heimatboden“
und „Ums Erbe“. Ihnen folgte 1919 der Novellenband „Meister
Schicksal“. Der Ungarländische Deutsche Volksbildungsverein
veröffentlichte 1926 ihre „Goldene Heimat“, gesammelte Erzäh-
lungen über die Schwäbische Türkei. Sie schrieb in der Tradition
und im Stil des 19. Jahrhunderts. Ihre Erzählungen sind nicht frei
von moralisierenden Tendenzen. Sie wollte Einfluß auf die Men-
schen ausüben. Für ihr erstes Drama, „Die Vorgesetzten“, 1906,
erhielt sie den Niederösterreichischen Landesautorenpreis. Auch
als Übersetzerin aus dem Armenischen und Madjarischen wurde
sie bekannt. Einigen madjarischen Lustspielautoren hat sie den
Weg in de n deutschen Sprachraum geebnet. Für den Wiener
Sender schrieb sie eine Reihe Hörspiele über Land und Leute
in Ungarn. (1974) Ihre Theaterstücke wurden wiederholt in Wien
und Graz aufgeführt.
Eine Kostprobe aus der Dichtung von Ella Triebnigg Pirkhert:
Ein Lied vom Heimatland
Unser Heimatland, unser Heimatland,
Sein Name ist uns in die Seele gebrannt.
Seine Luft, seine Sonne in unserem Blut,
Sie geben ihm Schwungkraft, sie geben ihm Glut!
In die Ferne zog mancher ein gutes Stück:
Unser Heimatland zieht uns mit Ketten zurück!
Mit Ketten, die hart, mit Ketten, die schwer,
Doch sie reißen und brechen nimmermehr!
Und ohne Wanken, voll Glaubensmut,
Wir hoffend kämpften für dieses Gut.
SoNNTAGSBLATT
Otto Heinek
LdU-Vorsitzender Otto Heinek
gestorben
Am 20. August 2018 ist der langjährige Vorsitzende der Landes-
selbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU), Otto Heinek, nach
langer, schwerer Krankheit verstorben.
Otto Heinek ist 1960 in Mohatsch geboren, seine Grundschul-
zeit verbrachte er in Barjad/Borjád. Nach Abitur am Klara-Leő-
wey-Gymnasium Fünfkirchen und Wehrdienst studierte Heinek
an der Janus-Pannonius-Universität Deutsch und Ungarisch.
Von 1983 bis 1990 arbeitete er bei der Neuen Zeitung. Im Wen-
dejahr wechselte er in die Verwaltung, er hat am Amt für Natio-
nale und Ethnische Minderheiten mehrere Posten bekleidet, bis
er 1995 zum stellvertretenden Amtsleiter ernannt wurde. 1999
wurde Otto Heinek zum Vorsitzenden der LdU gewählt, wessen
Amt er bis zu seinem Tod bekleidete. Bei den Parlamentswahlen
2014 führte Heinek die Deutsche Liste an, überließ aber den er-
worbenen Parlamentarischen Fürsprechersitz Emmerich Ritter.
Otto Heinek hinterlässt Frau und Sohn.
Ruhe in Frieden!
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