Da nahet sich der Vajk , doch ohne Klage , Mit festem Tritt und Zuversicht , Undkühnem Mut im Angesicht : „ Um Gyzla , Heinrich , wisst , Werd ich mit Freuden Christ . Drum gebt mir die liebliche Schwester , sie wohne An Magyars Brust auf Magyars Throne .”
Der Kaiser aber spricht nach dem Begrüßen : „ Wohl ehr ’ ich Euer männliches Entschließen , Doch wird Euch dann das Sakrament Der Tauf , so Ihr erst Christus kennt ; Erst glauben , dann zur Tauf ; So steigt man bei uns auf . Und habt Ihr den Mut , Ihr könnt ihn bewähren , So soll Euch mein Bischof zum Kreuze bekehren .”
Des freuet sich der Vajk , und unverdrossen War bald die Zeit des Unterrichts verflossen ; Versehen mit des Glaubend Gut , Taucht man ihn dreimal in die Flut , Und legt ihm nach der Weih ’ Den Namen Stephan bei . Und als er genossen das Brot zum Leben , Da hat ihm der Kaiser die Schwester gegeben .
Das war gescheh ’ n , vernimm ’ s mit offenem Ohre , Tief under Krypta unterm Morgenchore , Da war der Brunnen schwindelnd tief , Draus Ungarns Heileswasser lief . Zum Denkmal hoch erhöht Der Stephan reitend steht Hoch an der Wand bei der Fürstenpforte , Da steht er und zeuget für meine Worte .
Gefunden von GEORG KRIX in „ Dr . Hans Göttling : Aus Verrgangenheit und Gegenwart des deutschungarischen Volkes – UDV ”. Eine Sage von Stephan dem Heiligen in Bamberg . König Stephan auf der Freite : Aus Dr . Andreas Haupt , Bamberger Sagen und Legenden , Bamberg , Buchner 1878 .
Türkei bewahrten ihre Dichterin mit einer innigen Freundschaft und treuen Anhänglichkeit bis an ihr Lebensende . Weder in der Jugend noch im Alter verschmähte es die Dichterin , die schwäbische Mundart zu sprechen . In der Schwäbischen Türkei verlebte sie die schönsten Jahre ihrer Jugend , ihrer Brautzeit und die beiden ersten Jahre ihrer Ehe . Dieses Stück schwäbischen Landes , die bis dahin ganz unbekannte größte deutsche Sprachinsel Ungams , führte sie in die Literatur ein und rief damals das Interesse sämtlicher Geographen und Ethnographen wach . In der Gegend zwischen Hedjess / Hőgyész und Deutschtewel / Tevel , wo die Güter ihrer Familie lagen , spielen die meisten ihrer schwäbischen Romane und Erzählungen . Der Großteil ihres dichterischen Schaffens ist beste Heimatdichtung und wir haben in den letzten Jahrzehnten erkannt , wie außerordentlich wertvoll gerade diese Art feiner und schlichter Dichtung für eine völkische Identität ist ; haben erkannt , dass die Stillen im Lande , die mit ihren Werken nicht brillieren wollen , heimlich die wertvollsten Dienste leisten . Noch sehr jung schloss Ella Triebnigg Pirkhert ein Ehebündnis mit einem K . u . K . Offizier . Der Beruf ihres Gatten , der oftmals die Garnisonen wechselte , bot ihr Gelegenheit zu interessanten Länder- und Völkerstudien , aber erst Wien , wo sie sich dauernd aufhielt , wurde ihr erst zur richtigen literarischen Heimat .
Sie widmete sich zuerst der Bühnendramatik und erreichte mit ihrem ersten Drama einen durchschlagenden Erfolg . Ihr Drama » Vorgesetzte “ erhielt den niederösterreichischen Landesautorenpreis 1906 . Im Jahre 1907 gab sie ihre erste Gedichtsammlung » Meine Felder « heraus , die Bewunderung und Anerkennung erntete . Ihre Gedichte atmen nicht nur den schweren Duft der ungarischen Heimat , sondern auch den zarten Odem der Wiener Landschaft . Die Schönheit ihrer Lyrik ist das künstlerische Ebenmaß und die Selbsteinschränkung , das nie Gekünstelte in Form und Inhalt und ein natürlicher Ausdruck tiefer Innerlichkeit .
Der liebe Leser könnte nun fragen : „ Aber was ist Schwäbische Türkei “?
Zum 80 . Todestag einer großen Schwäbin Die Dichterin der „ SCHWÄBISCHEN TÜRKEI “
Ella Triebnigg-Pirkhert
Von Georg Krix
Von einer Vortragsreihe aus Deutschland heimgekehrt , kurz nach Vollendung ihres 63 . Geburtstages , nahm der Tod am 29 . Januar 1938 einer nimmermüden Frau , der donauschwäbischen Dichterin Ella Triebnigg-Pirkhert , die Feder aus der Hand . Sie wurde am 23 . Dezember 1874 zu Ofen , als die Tochter des Freiherrn Stockinger von Ankerstock , einer rein deutschen , aus Württemberg stammenden , vor 250 Jahren mit den schwäbischen Ansiedlern nach Ungarn gekommenen Familie geboren . Sie war eine Frau ungewöhnlichen Formates , von einer staunenswerten Energie und Vielseitigkeit , von edler Uneigennützigkeit und mit einer seltenen Gabe bedacht , glücklich zu sein und glücklich zu machen . Mit ihr ist eine der aufrechtesten Beschützerinnen und mütterlichsten Freundinnen der Schwaben in Ungarn dahingegangen .
Schon in ihrer frühen Jugend besaß sie literarische Neigungen und ihre besondere Aufmerksamkeit galt dem Brauchtum ihrer schwäbischen Landsleute . Sie trug Lied um Lied und Spruch um Spruch zusammen und wurde so eine der besten Bewahrerinnen deutschen Volksgutes . Die Bauern in der Schwäbischen
Eine „ Schwäbische Türkei ” ohne Türken ? - weil doch heute mit dem Wort ‚ Türkei ’ allgemein das Herkunftsland vieler Gastarbeíter verstanden wird , und man sicher nicht an das Musterländle der Schwaben in Ungarn denkt . Der Begriff ist eigentlich eine Art Spitzname , erdacht von ungarischen Bauern , und bezieht sich auf die drei zwischen Donau , Drau und Plattensee gelegenen Komitate Branau / Baranya , Schomodei / Somogy und Tolnau / Tolna : Dort haben sich die Türken im 18 . Jahrhundert am längsten halten können und dorthin wurden nach den Türkenkriegen ( 1683-1718 ) deutsche Siedler gerufen , damit sie das verwüstete und entvölkerte Land wieder urbar machen sollten . Unter „ schwäbisch ” hat man also im Sinne des ungarischen „ sváb ” ein Synonym für „ deutsch ” zu verstehen , denn in das Gebiet zogen neben Schwaben auch Hessen , Pfälzer , Ostfranken , Mainfranken , Bayern und Fuldaer und siedelten sich in etwa 200 kleinen Dörfern von 27-60 Familien an .
Der Menschenschlag , der sich über mehr als zwei Jahrhunderte hinweg in dieser deutschen Sprachinsel Südungarns entwickelte , fand in Ella Triebnigg-Pirkhert eine liebevolle Porträtistin , die seine Eigenheiten in Dramen , Romanen und Erzählungen gerade noch rechtzeitig einfing , bevor durch die madjarische Deutschenvertreibung ab 1945 auch dieser Kulturkreis unterging . In ihrer Bedeutung für die Schwäbische Türkei ist Frau Triebnigg-Pirkhert mit dem verglichen worden , was Nikolaus Lenau für das ungarische Tiefland heißt , aber während er sich noch allgemeiner Bekanntheit erfreut , ist IHR Stern weitestgehend verblaßt . Wenn wir heute anhand der kleinen Erzählungssammlung „ Goldene Heimat ” ( Der Band wurde von der Jakob Bleyer Gemeinschaft neu aufgelegt !) an sie erinnern , so geschieht das , weil sie in ihrer schlichten und unprätentiösen Erzählweise ein Schatzkästlein kulturhistorischen Wissens vor dem Leser ausbreitet , das die Welt des Deutschtums in der Schwäbischen Türkei in unvergleichlicher Weise plastisch und lebendig werden läßt . Die Kenntnisse der Autorin über ihr Sujet sind authentisch ; die 1874 in Ofen als Tochter des Staatsbeamten und nach-
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