Sonntagsblatt 3/2018 | Page 8

Da nahet sich der Vajk, doch ohne Klage, Mit festem Tritt und Zuversicht, Undkühnem Mut im Angesicht: „ Um Gyzla, Heinrich, wisst, Werd ich mit Freuden Christ. Drum gebt mir die liebliche Schwester, sie wohne An Magyars Brust auf Magyars Throne.”
Der Kaiser aber spricht nach dem Begrüßen: „ Wohl ehr’ ich Euer männliches Entschließen, Doch wird Euch dann das Sakrament Der Tauf, so Ihr erst Christus kennt; Erst glauben, dann zur Tauf; So steigt man bei uns auf. Und habt Ihr den Mut, Ihr könnt ihn bewähren, So soll Euch mein Bischof zum Kreuze bekehren.”
Des freuet sich der Vajk, und unverdrossen War bald die Zeit des Unterrichts verflossen; Versehen mit des Glaubend Gut, Taucht man ihn dreimal in die Flut, Und legt ihm nach der Weih’ Den Namen Stephan bei. Und als er genossen das Brot zum Leben, Da hat ihm der Kaiser die Schwester gegeben.
Das war gescheh’ n, vernimm’ s mit offenem Ohre, Tief under Krypta unterm Morgenchore, Da war der Brunnen schwindelnd tief, Draus Ungarns Heileswasser lief. Zum Denkmal hoch erhöht Der Stephan reitend steht Hoch an der Wand bei der Fürstenpforte, Da steht er und zeuget für meine Worte.
Gefunden von GEORG KRIX in „ Dr. Hans Göttling: Aus Verrgangenheit und Gegenwart des deutschungarischen Volkes – UDV”. Eine Sage von Stephan dem Heiligen in Bamberg. König Stephan auf der Freite: Aus Dr. Andreas Haupt, Bamberger Sagen und Legenden, Bamberg, Buchner 1878.
Türkei bewahrten ihre Dichterin mit einer innigen Freundschaft und treuen Anhänglichkeit bis an ihr Lebensende. Weder in der Jugend noch im Alter verschmähte es die Dichterin, die schwäbische Mundart zu sprechen. In der Schwäbischen Türkei verlebte sie die schönsten Jahre ihrer Jugend, ihrer Brautzeit und die beiden ersten Jahre ihrer Ehe. Dieses Stück schwäbischen Landes, die bis dahin ganz unbekannte größte deutsche Sprachinsel Ungams, führte sie in die Literatur ein und rief damals das Interesse sämtlicher Geographen und Ethnographen wach. In der Gegend zwischen Hedjess / Hőgyész und Deutschtewel / Tevel, wo die Güter ihrer Familie lagen, spielen die meisten ihrer schwäbischen Romane und Erzählungen. Der Großteil ihres dichterischen Schaffens ist beste Heimatdichtung und wir haben in den letzten Jahrzehnten erkannt, wie außerordentlich wertvoll gerade diese Art feiner und schlichter Dichtung für eine völkische Identität ist; haben erkannt, dass die Stillen im Lande, die mit ihren Werken nicht brillieren wollen, heimlich die wertvollsten Dienste leisten. Noch sehr jung schloss Ella Triebnigg Pirkhert ein Ehebündnis mit einem K. u. K. Offizier. Der Beruf ihres Gatten, der oftmals die Garnisonen wechselte, bot ihr Gelegenheit zu interessanten Länder- und Völkerstudien, aber erst Wien, wo sie sich dauernd aufhielt, wurde ihr erst zur richtigen literarischen Heimat.
Sie widmete sich zuerst der Bühnendramatik und erreichte mit ihrem ersten Drama einen durchschlagenden Erfolg. Ihr Drama » Vorgesetzte“ erhielt den niederösterreichischen Landesautorenpreis 1906. Im Jahre 1907 gab sie ihre erste Gedichtsammlung » Meine Felder « heraus, die Bewunderung und Anerkennung erntete. Ihre Gedichte atmen nicht nur den schweren Duft der ungarischen Heimat, sondern auch den zarten Odem der Wiener Landschaft. Die Schönheit ihrer Lyrik ist das künstlerische Ebenmaß und die Selbsteinschränkung, das nie Gekünstelte in Form und Inhalt und ein natürlicher Ausdruck tiefer Innerlichkeit.
Der liebe Leser könnte nun fragen: „ Aber was ist Schwäbische Türkei“?
Zum 80. Todestag einer großen Schwäbin Die Dichterin der „ SCHWÄBISCHEN TÜRKEI“
Ella Triebnigg-Pirkhert
Von Georg Krix
Von einer Vortragsreihe aus Deutschland heimgekehrt, kurz nach Vollendung ihres 63. Geburtstages, nahm der Tod am 29. Januar 1938 einer nimmermüden Frau, der donauschwäbischen Dichterin Ella Triebnigg-Pirkhert, die Feder aus der Hand. Sie wurde am 23. Dezember 1874 zu Ofen, als die Tochter des Freiherrn Stockinger von Ankerstock, einer rein deutschen, aus Württemberg stammenden, vor 250 Jahren mit den schwäbischen Ansiedlern nach Ungarn gekommenen Familie geboren. Sie war eine Frau ungewöhnlichen Formates, von einer staunenswerten Energie und Vielseitigkeit, von edler Uneigennützigkeit und mit einer seltenen Gabe bedacht, glücklich zu sein und glücklich zu machen. Mit ihr ist eine der aufrechtesten Beschützerinnen und mütterlichsten Freundinnen der Schwaben in Ungarn dahingegangen.
Schon in ihrer frühen Jugend besaß sie literarische Neigungen und ihre besondere Aufmerksamkeit galt dem Brauchtum ihrer schwäbischen Landsleute. Sie trug Lied um Lied und Spruch um Spruch zusammen und wurde so eine der besten Bewahrerinnen deutschen Volksgutes. Die Bauern in der Schwäbischen
Eine „ Schwäbische Türkei” ohne Türken?- weil doch heute mit dem Wort ‚ Türkei’ allgemein das Herkunftsland vieler Gastarbeíter verstanden wird, und man sicher nicht an das Musterländle der Schwaben in Ungarn denkt. Der Begriff ist eigentlich eine Art Spitzname, erdacht von ungarischen Bauern, und bezieht sich auf die drei zwischen Donau, Drau und Plattensee gelegenen Komitate Branau / Baranya, Schomodei / Somogy und Tolnau / Tolna: Dort haben sich die Türken im 18. Jahrhundert am längsten halten können und dorthin wurden nach den Türkenkriegen( 1683-1718) deutsche Siedler gerufen, damit sie das verwüstete und entvölkerte Land wieder urbar machen sollten. Unter „ schwäbisch” hat man also im Sinne des ungarischen „ sváb” ein Synonym für „ deutsch” zu verstehen, denn in das Gebiet zogen neben Schwaben auch Hessen, Pfälzer, Ostfranken, Mainfranken, Bayern und Fuldaer und siedelten sich in etwa 200 kleinen Dörfern von 27-60 Familien an.
Der Menschenschlag, der sich über mehr als zwei Jahrhunderte hinweg in dieser deutschen Sprachinsel Südungarns entwickelte, fand in Ella Triebnigg-Pirkhert eine liebevolle Porträtistin, die seine Eigenheiten in Dramen, Romanen und Erzählungen gerade noch rechtzeitig einfing, bevor durch die madjarische Deutschenvertreibung ab 1945 auch dieser Kulturkreis unterging. In ihrer Bedeutung für die Schwäbische Türkei ist Frau Triebnigg-Pirkhert mit dem verglichen worden, was Nikolaus Lenau für das ungarische Tiefland heißt, aber während er sich noch allgemeiner Bekanntheit erfreut, ist IHR Stern weitestgehend verblaßt. Wenn wir heute anhand der kleinen Erzählungssammlung „ Goldene Heimat”( Der Band wurde von der Jakob Bleyer Gemeinschaft neu aufgelegt!) an sie erinnern, so geschieht das, weil sie in ihrer schlichten und unprätentiösen Erzählweise ein Schatzkästlein kulturhistorischen Wissens vor dem Leser ausbreitet, das die Welt des Deutschtums in der Schwäbischen Türkei in unvergleichlicher Weise plastisch und lebendig werden läßt. Die Kenntnisse der Autorin über ihr Sujet sind authentisch; die 1874 in Ofen als Tochter des Staatsbeamten und nach-
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