Sonntagsblatt 3/2015 | Page 6

mittlerweile auch in den Selbstverwaltungsorganen und vielen Schulen vorherrscht . Kombiniert mit Englisch als Fremdsprache und erweitertem Informatikunterricht womöglich ein Modell für die Zukunft .
Die engen Treppen führen hinaus ins Freie . Rund herum erheben sich die Berge des Pilisch , der Ort selbst wird überragt von der Pfarrkirche . Der Ort als geschütztes Kleinod mag Tradition be - wahren , aber soll stets die Zukunft im Blick haben : Die Konzepte und Modelle dafür liegen ja auf dem Tisch .
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Brünn / Brno bedauert Vertreibung Sudetendeutscher

Die tschechische Stadt Brno ( Brünn ) bedauert die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg . Das steht in einer „ Erklärung der Versöhnung und der Zukunft ”, welche die Stadtvertretung gestern gebilligt hat .
„ Die Stadt Brno bedauert aufrichtig die Ereignisse vom 30 . Mai 1945 und den folgenden Tagen , wo Tausende Menschen zum Abgang aus der Stadt aufgrund des Prinzips der Kollektivschuld oder ihrer Sprache gezwungen wurden ”, heißt es laut der Nach - richtenagentur CTK in dem Dokument in Anspielung auf den „ Brünner Todesmarsch ” von rund 20 000 Deutschen , bei dem et - wa ein Zehntel der Menschen gestorben ist .
Hoffnung auf Verzeihung
„ Wir bringen den Wunsch zum Ausdruck , dass jedes ehemalige Unrecht verziehen werden kann und dass wir uns nicht mit der Vergangenheit belasten ”, sagte dazu Brnos Oberbürgermeister Petr Vokral von der Protestbewegung ANO des Finanzministers Andrej Babis .
Laut Vokral ist man sich bewusst , zu welchen menschlichen Tragödien und gesellschaftlichen Verlusten es damals gekommen sei . Die Erklärung bringe eine Hoffnung zum Ausdruck , dass es aufgrund der Kenntnisse der historischen Ereignisse nicht mehr möglich sein werde , dass sich derartige Sachen in Brno wiederholten . Dazu Stimme aus Österreich : Kitzmüller : FPÖ begrüßt Erklärung der Stadt Brünn zum 70 . Jahrestag der Vertreibung der Brünner Altösterreicher
Utl .: „ Die Altösterreicher aus Brünn erfahren nach 70 Jahren endlich eine Anerkennung ihrer Leiden ”
Linz , 2015 – 05 – 21 „ Als Vertriebenensprecherin der FPÖ freut es mich , dass von 55 Stadträten Brünns immerhin 34 für die Verab - schiedung der ‘ Deklaration der Versöhnung und gemeinsamen Zukunft ’ stimmten ”, erklärte heute FPÖ-Vertriebenensprecherin NAbg . Anneliese Kitzmüller , nachdem die offizielle Vertretung der Stadt Brünn am Dienstag eine ‘ Deklaration der Versöhnung ’ anlässlich des 70 . Jahrestages des Brünner Todesmarsches verabschiedet hatte . „ Die Stadt Brünn setzte mit dieser Deklaration ein Zeichen der wahren altösterreichisch / tschechischen Aussöhnung . Hiermit wurde endlich anerkannt , dass der altösterreichischen Minderheit seinerzeit Leid zugefügt wurde ”, so Kitzmüller . Bezeichnend sei allerdings auch , dass sich die kommunistische Fraktion gegen die - se Deklaration gestellt und sich somit klar gegen jegliche historische Aufarbeitung ausgesprochen habe . „ Den Brünner Todes - marsch als eine Reaktion der damaligen Zeit zu bezeichnen , welche man nicht beurteilen solle , zeugt von Gehässigkeit gegenüber der altösterreichischen Minderheit . Man kann das nur als einen Schlag ins Gesicht aller Opfer des Todesmarsches bezeichnen ”, so Kitzmüller weiter . „ Erfreulich ist allerdings die Reaktion des Brünner Oberbürgermeisters , Petr Vokal , der sich über die Verab - schiedung der Deklaration sehr erfreut zeigt ”, sagte Kitzmüller .
„ Es wäre wünschenswert , wenn die tschechische Republik dem Beispiel der Stadt Brünn folgen und endlich die rassistischen Beneš-Dekrete außer Kraft setzen würde . Die tschechische Re - publik muss sich endlich seiner historischen Verantwortung stellen ”, forderte Kitzmüller .

❖ mein ( ungarn- ) deutschtum ( 19 )

Aus aktuellem Anlass : Was macht die ungarndeutsche Ge - mein schaft aus ? Von Richard Guth
Es schien eine Erfolgsgeschichte zu werden . Dennoch zeigen sich die ersten Hürden , die ja im System kodiert sind : Was passiert , wenn ein vermeintlich gemeinsames Projekt am Widerstand von einzelnen Akteuren scheitert ? Es geht um die Übernahme von Bildungs- und Erziehungseinrichtungen durch örtliche Nationa - litätenselbstverwaltungen ( NSV ).
In einer ganzen Reihe von Gemeinden gelang es , Schulen und Kindergärten in die eigene Trägerschaft zu übernehmen , wie wir in den letzten Monaten mehrfach darüber berichtet haben . In diesen Ortschaften waren sich alle Akteure ( Stadt / Gemeinde , Schul - trägerschaftszentrum KLIK , NSV und Einrichtung ) einig über die Übergabe-Übernahme . Die Akteure betonten den Zugewinn , der diese Übernahme mit sich bringe , und berichteten über ihre Zukunftspläne , die eine Stärkung der Zweisprachigkeit beinhalten soll . In einigen Gemeinden jedoch scheint die Übernahme an den Bürgermeistern zu scheitern , obwohl diese auch Mitglieder der ungarndeutschen Gemeinschaft sind . Es wäre ungerecht , hier an dieser Stelle ohne Rücksichtnahme auf örtliche Begebenheiten ein Pauschalurteil zu fällen . Sicherlich spielen auch persönliche Befindlichkeiten , die sich über Jahre entwickelt haben , eine Rolle . Andererseits kommen sicherlich wirtschaftliche und machtpolitische Überlegungen in Spiel .
Die Frage ist dennoch , was gewinnt die Gemeinschaft durch eine Übernahme und was verliert sie durch das Scheitern dieses Vorhabens ? Allen voran ist natürlich die Situation der Minder - heitensprachen zu erwähnen . Hierbei ist Deutsch immer noch im Vorteil ( im Vergleich zum Slowakischen beispielsweise ), allein aufgrund der Wirtschaftsstärke der deutschsprachigen Nachbar- und Nachbarsnachbarländer . Wir beobachten dennoch seit Jah ren eine Expansion des Englischen auf Kosten des Deutschen , wohlgemerkt ist es eigentlich ein absurdes Schauspiel : Berufliche , strategische Überlegungen spielen bei den Eltern eine wesentlich größere Rolle als das Zugehörigkeitsgefühl zu der jeweiligen Sprach- und Kul - turgemeinschaft . Auch hier verwahre ich mir einem Pauschalurteil , dennoch ist dies unter den Angehörigen der hiesigen Minderheiten weit verbreitet , übrigens ein Phänomen , das auch im Kreise der Slowakeimadjaren bekannt ist , auch wenn in ihrer Dimensionalität nicht so stark ausgeprägt . So besteht im Falle vieler „ Natio nali - tätenschulen ” die Gefahr , dass das Deutsch profil mit einem Fe - derstrich , gezogen in einem fremden Amtsge bäude , von heute auf morgen verschwindet . Schulen in der Hand örtlicher NSVs haben dabei einen Joker : Die Erwartung der Öffentlichkeit gegenüber der NSV die Schule als Nationalitä ten schule zu erhalten . Nicht in jedem Falle eine Garantie , dennoch eine viel stärkere Position als eine unter vielen staatlichen Schulen zu sein .
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