Sonntagsblatt 3/2015 | Page 23

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„ TRANS-LIT2 ” – Deutschsprachige Literatur in den USA
nischen und romanischen Dialekten und nicht zuletzt zwischen der deutschen und der mediterranen Küche . Wie bei allen Auto - nomiebestrebungen geht es aber nicht nur um Iden tität , sondern auch ums Geld : Die Elsässer befürchten , dass in der künftigen „ Ostregion ” die Anderen vom elsässischen Wohlstand profitieren werden . Unsicher war zunächst das Schicksal Straß burgs , doch jetzt wurde die alte Freie Reichsstadt zur Hauptstadt der neuen Region bestimmt . Die bisherigen Regionen Frankreichs wurden in den 1960er bis 80er Jahren als Selbstverwaltungsgebilde ohne gesetzgeberische Gewalt etabliert , und ähneln daher den polnischen Woiwodschaften mehr als den deutschen Bundesländern . Bis auf den heutigen Tag hat sich das Elsass rechtliche Eigenarten bewahrt , die auf seine frühere Zugehörigkeit zum Deutschen Reich zurückgehen : So beispielsweise werden die Priestergehälter vom Staat finanziert , die christliche Religion darf auch an staatlichen Schulen unterrichtet werden , am Karfreitag ist arbeitsfrei – im laizistischen Frankreich ist das ungewöhnlich . Die rot-weißen Demonstrationen motivierten die Pariser Zentralregierung noch mehr , die Elsässer argwöhnisch zu betrachten . Als der Abgeord - nete Patrick Hetzel im Parlament von einem „ Volk des Elsass ” sprach , trat Premier Manuel Valls persönlich ans Rednerpult , um zu entgegnen : „ Es gibt kein elsässisches Volk , nur ein französisches !” Für den Verein „ Unsri Heimet ” ist das letzte Wort noch nicht gesprochen : „ Vielleicht fusionieren wir irgendwann doch noch – wer weiß – mit Baden-Württemberg und der Schweiz zurück “, sagen sie scherzhaft in Anklängen an das mittelalterliche Herzogtum Schwaben , das diese Gebiete vereinte , die sich in ihrer Mundart bis heute nahestehen .
Quelle : aus unserer deutschsprachigen Partnerzeitung „ Wochenblatt . pl ” in Polen

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Der Ackermann aus Rudolfsdorf

Ein donauschwäbisches Trauerspiel in 3 Akten
Thomas Hüttner im Gespräch mit dem Autor Dr . Peter Wasser theuer .
DER ECKART : Unlängst ist Ihr neues Theaterstück „ Der Acker - mann aus Rudolfsdorf ” erschienen . Wovon handelt das Stück ? Peter Wassertheurer : Das Stück steht für ein Unrecht , für das es in Österreich noch kein öffentliches Bewusstsein gibt . Unter Tito wurde im ehemaligen Jugoslawien ab dem Herbst 1944 die deutsche donauschwäbische Volksgruppe systematisch vertrieben , enteignet , versklavt und dem Untergang preisgegeben . Das Stück beschreibt das Leiden und Sterben in einem solchen Lager . Der Name Rudolfsdorf erinnert an das Lager in Rudolfsgnad . Das Lager Rudolfsgnad gab es wirklich . Es war eines der größten Lager für Donauschwaben , auch das mit den meisten Toten . Der Name Rudolfsdorf wurde also ganz bewußt gewählt . Rudolfsdorf ist ein Synonym für alle Lager , die es unter kommunistischer Ter - rorherrschaft gab und symbolisiert ein großes Unrecht , das nach 1945 für Jahrzehnte namenlos blieb . Wie würden Sie persönlich dieses Unrecht benennen ? Ich verweise an dieser Stelle auf ein Gutachten , das der leider schon verstorbene Münchner Völkerrechtsexperte Dieter Blu menwitz verfasst hat . Blumenwitz spricht darin eindeutig von einem Völkermord . Von einem solchen Völkermord steht aber in den österreichischen Schulbüchern nichts . Gibt es dafür Gründe ? Das lässt sich nur aus der Rolle Österreichs nach 1945 erklären . Österreich berief sich in seinem Kampf um die Wiedergewinnung der staatlichen Souveränität auf die Moskauer Deklaration von 1943 .
In dieser wurde die Wiederherstellung Österreichs als ein Kriegsziel der Alliierten genannt . Andererseits stellte Jugo sla - wien , wie übrigens auch schon 1918 / 19 , Gebietsansprüche an Ös - terreich . Es ging dabei um Gebiete in Südkärnten , was aber bei den westlichen Alliierten auf Ablehnung stieß . Wien hoffte auf die Standhaftigkeit des Westens , andererseits verhielt man sich neutral . Die Thematik der volksdeutschen Heimatvertriebenen war Österreich ziemlich unangenehm . Belgrad des Völkermords zu bezichtigen , wäre in dieser Situation wohl als Provokation aufgefasst worden . Wien sah zudem die Heimatvertriebenen als eine rein deutsche Angelegenheit an und verwies bei jeder Gelegenheit auf das Potsdamer Abkommen . Und heute ? Ich wollte den Donauschwaben endlich eine Stimme in der Lite - ratur geben . Allein in den jugoslawischen Lagern sind über 60 000 Donauschwaben elendig zugrunde gegangen . Dieses Leid darf nicht länger in der Öffentlichkeit verschwiegen werden .
PREIS : 12,80 € – Seiten : 91 – ISBN : 3-937984-18-6 Bestellung an : Kultur- und Projektmanagement – Dr . Peter Wassertheurer , Ennemosergasse 18 1220 Wien – peter . wassertheurer @ aon . at
Inhalt : Das Theaterstück behandelt das Schicksal der Donauschwaben am Ende des Zweiten Weltkriegs . Die deutsche Volksgruppe im ehemaligen Jugoslawien wurde ab dem Herbst 1944 systematisch verfolgt , vertrieben und in eigenen Konzentrationslagern dem Untergang als Volksgruppe brutal preisgegeben .
Das Stück „ Der Ackermann aus Rudolfsdorf ” spielt in einem sol - chen Lager , in dem Tod und Elend , Gewalt und Terror gegen die do - nau schwäbische Bevölkerung herrschen . Das Stück zeigt schonungslos und ohne Tabus diesen in der offiziellen Geschichtsschreibung bis heute verschwiegenen Völkermord auf .

„ TRANS-LIT2 ” – Deutschsprachige Literatur in den USA

Über 50 Mio . US-Amerikaner haben deutsche Vorfahren . Damit sind die Deutschamerikaner die größte Bevölkerungsgruppe der Vereinigten Staaten . Rund 10 % von ihnen sprechen bzw . beherrschen noch die deutsche Sprache . Die Zahl deutschsprachiger Schriftsteller oder Dichter zwischen San Francisco und New York hat abgenommen , aber es gibt sie weiterhin . Es gibt sogar eine spezielle Zeitschrift für ihre Texte und Werke , die zweimal im Jahr erscheint : „ TRANS-LIT2 ”. Herausgeber ist die Gesellschaft für zeitgenössische amerikanische Literatur in deutscher Spra che / So ciety for Contemporary American Literaturein German ( SCALG ). Neben Autoren aus den USA bietet die Zeitschrift auch Literaten aus anderen nicht-deutschsprachigen Ländern , die auf Deutsch schreiben , ein Forum . Bisher sind unter anderem schon Beiträge aus den Vereinigten Staaten , Argentinien , Belgien , England , Griechenland , Irland , Indien , Mexiko oder Slowenien erschienen . Zu den Beiträgen zählen Lyrik , kurze Prosa , Essays , dramatische Szenen , Buchbesprechungen , Übersetzungen und Interviews . Texte von jungen Nachwuchsautoren sind besonders willkommen .
Weitere Informationen findet man bei Bedarf auf folgender Internetseite : http :// www . colostate . edu /~ cwis538
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