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„ TRANS-LIT2” – Deutschsprachige Literatur in den USA
nischen und romanischen Dialekten und nicht zuletzt zwischen der deutschen und der mediterranen Küche. Wie bei allen Auto- nomiebestrebungen geht es aber nicht nur um Iden tität, sondern auch ums Geld: Die Elsässer befürchten, dass in der künftigen „ Ostregion” die Anderen vom elsässischen Wohlstand profitieren werden. Unsicher war zunächst das Schicksal Straß burgs, doch jetzt wurde die alte Freie Reichsstadt zur Hauptstadt der neuen Region bestimmt. Die bisherigen Regionen Frankreichs wurden in den 1960er bis 80er Jahren als Selbstverwaltungsgebilde ohne gesetzgeberische Gewalt etabliert, und ähneln daher den polnischen Woiwodschaften mehr als den deutschen Bundesländern. Bis auf den heutigen Tag hat sich das Elsass rechtliche Eigenarten bewahrt, die auf seine frühere Zugehörigkeit zum Deutschen Reich zurückgehen: So beispielsweise werden die Priestergehälter vom Staat finanziert, die christliche Religion darf auch an staatlichen Schulen unterrichtet werden, am Karfreitag ist arbeitsfrei – im laizistischen Frankreich ist das ungewöhnlich. Die rot-weißen Demonstrationen motivierten die Pariser Zentralregierung noch mehr, die Elsässer argwöhnisch zu betrachten. Als der Abgeord- nete Patrick Hetzel im Parlament von einem „ Volk des Elsass” sprach, trat Premier Manuel Valls persönlich ans Rednerpult, um zu entgegnen: „ Es gibt kein elsässisches Volk, nur ein französisches!” Für den Verein „ Unsri Heimet” ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: „ Vielleicht fusionieren wir irgendwann doch noch – wer weiß – mit Baden-Württemberg und der Schweiz zurück“, sagen sie scherzhaft in Anklängen an das mittelalterliche Herzogtum Schwaben, das diese Gebiete vereinte, die sich in ihrer Mundart bis heute nahestehen.
Quelle: aus unserer deutschsprachigen Partnerzeitung „ Wochenblatt. pl” in Polen
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Der Ackermann aus Rudolfsdorf
Ein donauschwäbisches Trauerspiel in 3 Akten
Thomas Hüttner im Gespräch mit dem Autor Dr. Peter Wasser theuer.
DER ECKART: Unlängst ist Ihr neues Theaterstück „ Der Acker- mann aus Rudolfsdorf” erschienen. Wovon handelt das Stück? Peter Wassertheurer: Das Stück steht für ein Unrecht, für das es in Österreich noch kein öffentliches Bewusstsein gibt. Unter Tito wurde im ehemaligen Jugoslawien ab dem Herbst 1944 die deutsche donauschwäbische Volksgruppe systematisch vertrieben, enteignet, versklavt und dem Untergang preisgegeben. Das Stück beschreibt das Leiden und Sterben in einem solchen Lager. Der Name Rudolfsdorf erinnert an das Lager in Rudolfsgnad. Das Lager Rudolfsgnad gab es wirklich. Es war eines der größten Lager für Donauschwaben, auch das mit den meisten Toten. Der Name Rudolfsdorf wurde also ganz bewußt gewählt. Rudolfsdorf ist ein Synonym für alle Lager, die es unter kommunistischer Ter- rorherrschaft gab und symbolisiert ein großes Unrecht, das nach 1945 für Jahrzehnte namenlos blieb. Wie würden Sie persönlich dieses Unrecht benennen? Ich verweise an dieser Stelle auf ein Gutachten, das der leider schon verstorbene Münchner Völkerrechtsexperte Dieter Blu menwitz verfasst hat. Blumenwitz spricht darin eindeutig von einem Völkermord. Von einem solchen Völkermord steht aber in den österreichischen Schulbüchern nichts. Gibt es dafür Gründe? Das lässt sich nur aus der Rolle Österreichs nach 1945 erklären. Österreich berief sich in seinem Kampf um die Wiedergewinnung der staatlichen Souveränität auf die Moskauer Deklaration von 1943.
In dieser wurde die Wiederherstellung Österreichs als ein Kriegsziel der Alliierten genannt. Andererseits stellte Jugo sla- wien, wie übrigens auch schon 1918 / 19, Gebietsansprüche an Ös- terreich. Es ging dabei um Gebiete in Südkärnten, was aber bei den westlichen Alliierten auf Ablehnung stieß. Wien hoffte auf die Standhaftigkeit des Westens, andererseits verhielt man sich neutral. Die Thematik der volksdeutschen Heimatvertriebenen war Österreich ziemlich unangenehm. Belgrad des Völkermords zu bezichtigen, wäre in dieser Situation wohl als Provokation aufgefasst worden. Wien sah zudem die Heimatvertriebenen als eine rein deutsche Angelegenheit an und verwies bei jeder Gelegenheit auf das Potsdamer Abkommen. Und heute? Ich wollte den Donauschwaben endlich eine Stimme in der Lite- ratur geben. Allein in den jugoslawischen Lagern sind über 60 000 Donauschwaben elendig zugrunde gegangen. Dieses Leid darf nicht länger in der Öffentlichkeit verschwiegen werden.
PREIS: 12,80 € – Seiten: 91 – ISBN: 3-937984-18-6 Bestellung an: Kultur- und Projektmanagement – Dr. Peter Wassertheurer, Ennemosergasse 18 1220 Wien – peter. wassertheurer @ aon. at
Inhalt: Das Theaterstück behandelt das Schicksal der Donauschwaben am Ende des Zweiten Weltkriegs. Die deutsche Volksgruppe im ehemaligen Jugoslawien wurde ab dem Herbst 1944 systematisch verfolgt, vertrieben und in eigenen Konzentrationslagern dem Untergang als Volksgruppe brutal preisgegeben.
Das Stück „ Der Ackermann aus Rudolfsdorf” spielt in einem sol- chen Lager, in dem Tod und Elend, Gewalt und Terror gegen die do- nau schwäbische Bevölkerung herrschen. Das Stück zeigt schonungslos und ohne Tabus diesen in der offiziellen Geschichtsschreibung bis heute verschwiegenen Völkermord auf.
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„ TRANS-LIT2” – Deutschsprachige Literatur in den USA
Über 50 Mio. US-Amerikaner haben deutsche Vorfahren. Damit sind die Deutschamerikaner die größte Bevölkerungsgruppe der Vereinigten Staaten. Rund 10 % von ihnen sprechen bzw. beherrschen noch die deutsche Sprache. Die Zahl deutschsprachiger Schriftsteller oder Dichter zwischen San Francisco und New York hat abgenommen, aber es gibt sie weiterhin. Es gibt sogar eine spezielle Zeitschrift für ihre Texte und Werke, die zweimal im Jahr erscheint: „ TRANS-LIT2”. Herausgeber ist die Gesellschaft für zeitgenössische amerikanische Literatur in deutscher Spra che / So ciety for Contemporary American Literaturein German( SCALG). Neben Autoren aus den USA bietet die Zeitschrift auch Literaten aus anderen nicht-deutschsprachigen Ländern, die auf Deutsch schreiben, ein Forum. Bisher sind unter anderem schon Beiträge aus den Vereinigten Staaten, Argentinien, Belgien, England, Griechenland, Irland, Indien, Mexiko oder Slowenien erschienen. Zu den Beiträgen zählen Lyrik, kurze Prosa, Essays, dramatische Szenen, Buchbesprechungen, Übersetzungen und Interviews. Texte von jungen Nachwuchsautoren sind besonders willkommen.
Weitere Informationen findet man bei Bedarf auf folgender Internetseite: http:// www. colostate. edu /~ cwis538
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