Leider ist die „ Artikelüberschrift richtig ”*
ter Blumenwitz von der Universität Würzburg aus dem Jahr 1999 vor , worin die Frage nach dem Charakter der „ Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944-1948 ” mit deren Beurteilung als „ Völkermord ” beantwortet wird . Eine vergleichbare Untersuchung liegt für die Ungarndeutschen leider noch nicht vor . 101 Zahlenangaben über vertriebene und in der Heimat verbliebene Ungarn- deutsche variieren stark , wir schließen uns hier J . Weidlein an : Schicksalsjahre ; S . 161 . Anders bei Csaba Földes : Deutsche Sprache und Deutschunterricht in Ungarn . In : Suevia Pannonica Jg . XX ( 30 ), 2002 ; S . 81 . Földes referiert Zahlen von 123 000 bis 300 000 für heute in Ungarn lebende Deutsche . ") Das erste Mal für Ungarn nachgewiesen , findet sich eine Auflistung bei J . Weidlein : Die verschiedenen Arten der gewaltsamen Assimilation in Ungarn . In : Minderheitenpolitik Ungarns , S . 83-88 . 12 > J . Weidlein , Der Prozess gegen Dr . Franz Anton Basch . Schorndorf 1956 . 13 > Gerhard Seewann und Norbert Spannenberger ( Hg .): Akten des Volksge- richtsprozesses gegen Franz A . Basch , Volksgruppenführer der Deutschen in Ungarn , Budapest 1945 / 46 . München 1999 . I4 ) Lóránt Tilkovszky : Meine Auffassung über die ungamdeutsche Geschichte zwischen 1918 und 1988 . in : Suevia Pannonica , Archiv der Deutschen aus Ungarn , Jg . 7 ( 17 ) 1989 ; S . 6-22 . 15 > In einem Interview der Zeitung „ Der Donauschwabe ” vom 23.05.1999 erzählte Dr . Paul Schwalm von entsprechenden Behinderungen durch ungarische Behörden , denen er vielerorts bei seiner Sammeltätigkeit ausgesetzt war . 16 ) Wie sehr man sich heute ungarischerseits dreht und wendet , um die weitgehende Vernichtung des Deutschen als Muttersprache zu relativieren , ist nachzulesen bei Csaba Földes : Deutsche Sprache und Deutschunterricht in Ungarn . In : Suevia Pannonica Jg . XX ( 30 ), 2002 ; S . 69-92 . 17 > Als einen solchen betrachtet sie Ingomar Senz : Die Donauschwaben . Studienreihe der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat Band 5 . München 1994 ; S . 136 . 18 ) Karl Manherz : Die Ungamdeutschen ; Welt im Umbruch , Mehrsprachige Bibliothek , Bd . 1 . Budapest 1998 ; S : 40 19 > Beispiele von solchem abwegigen Gebrauch : Dr . F . Wild war der vom ZK der KPU eingesetzte Generalsekretär des im Text genannten Kulturverbandes der Deutschen Werktätigen in Ungarn , als er 1960 in einer Rede den Ungarndeutschen die oben erwähnten Schuldgefühle einzureden versuchte . Genaueres bei J . Weidlein : Die Nationalitätenpolitik der VR Ungarn und die Ungarndeutschen . Abgedruckt in : Hungaro-Suebica . Schondorf 1981 . In ähnlicher Weise hat der Lenau-Verein in Pecs im Jahre 2003 dem lautstärksten anti-deutschen Historiker der Ungarn aus der kommunistischen Ära . Professor Lorant Tilkovszky , den Lenau-Preis verliehen . 20 ) Das einzige Blatt in Ungarn , das heute die Interessen der Ungarndeutschen unbeirrt vertritt , ist das „ Sonntagsblatt ” der Jakob-Bleyer-Gemeinschaft in Budapest . Das größte deutschsprachige Blatt hingegen , die Neue Zeitung , ist lediglich ein deutsches Sprachrohr der ungarischen Regierung . 211 Quelle : Statistisches Jahrbuch 1991 , Budapest
Der Streit um die Einschätzung der Vertreibung beginnt
Leider ist die „ Artikelüberschrift richtig ”*
Von Peter Stelczer ( übersetzt von Richard Guth )
Das Publikum , das sich in diesem Thema auskennt und die Historiker , die die Dokumente kennen , die aus unterschiedlichen Gründen verschwiegen , aber seit ungefähr 25 Jahren öffentlich zugänglich sind , wissen es schon seit einiger Zeit . Jene in unseren Geschichtsbüchern und auf verschiedenen Veranstaltungen hervorgebrachte Behauptung , wonach die Vertreibung der ungarländischen Schwaben deshalb erfolgte , weil das Potsdamer Abkommen der Großmächte Ungarn dazu zwang , ist nichts anderes als eine Lüge , die 40 Jahre lang gebetsmühlenartig wiederholt wurde . Die Gründe und Ursachen dafür , dass es dazu ( zur Vertreibung , R . G .) kam , sind nicht in dem Umgang mit den Wolga- oder Jugoslawiendeutschen wie in den Bestreben oder machtpolitischen Überlegungen von Siegermächte-Politikern zu suchen , sondern in den nationalhomogenistischen Zielsetzungen Ungarns der 20er , 30er Jahre .
Die Vertreibung der Schwaben ist als nicht anderes zu bezeichnen als die radikale Fortsetzung , Quasi-Lösung der früheren zwanghaften und gescheiterten Assimilierungspolitik . Unsere Mitbürger , die trotz der 25-jährigen Öffentlichkeit immer noch uninformiert sind , sollen auch endlich verstehen , dass es kein Geheimnis ist und dass es sich nicht lohnt , weiter zu lügen . Darum geht es in der Studie von Gerda M . Weidlein , diesem Ziel wollte sie dienen . Sie erzählte hinsichtlich dieser Fragen nichts Neues , nur die Wahrheit . Damit hat sie sicherlich nicht gerechnet , dass Schaumar von Budapest in dieser Hinsicht nicht 15 Kilometer , sondern mehr als 20 Jahre entfernt liegt .
Denn 2003 fand mit Unterstützung der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ( MTA ) - in wohl nicht besonders breitem Interessentenkreis - eine öffentliche Diskussion statt , wodurch es zu einer wissenschaftlichen Umdeutung der Frage der Vertreibung der Schwaben - nun auf Grundlage der davor aufgetauchten Dokumente - kam . An einer recht interessanten Infoveranstaltung zu diesem Thema durfte ich persönlich teilnehmen . Das Lager , das den Fakten ins Auge schaut , wurde von dem jungen Historiker Dr . Krisztián Ungváry vertreten , der seitdem schon mit zahlreichen Publikationen über früher ähnlich verschwiegene und erlogene Themen an die Öffentlichkeit trat . Für das andere Lager , das mit einem Gefühl der Flucht vor der Schande für die Lüge eintrat , stand István Csicsery-Rönay . Die letztgenannte Person , die heute nicht mehr weithin bekannt ist , war der Leiter der Außenabteilung der Kleinlandwirtepartei des Jahres 1945 und als damals aktiver Politiker gleichzeitig der Vollzieher der Tat . Ehrlich gesagt hat der Anblick des „ in die Ecke gedrängten ” alten Mannes bei mir Mitleid erlegt , aber nach meiner Überzeugeung hat er es verdient . Das war vielleicht das Geringste , was ihm passieren konnte , aber wahrscheinlich auch das Meiste , was er bekommen konnte .
In Bezug auf das , was in der damaligen Diskussion auf den Tisch kam , möge hier eine Zusammenfassung von Dr . Krisztián Ungváry stehen , die sich auf einer weit gefächerten Untersuchung beruht und die in Nummer 39 / 2003 der Zeitschrift „ Pester Lloyd ”, die in Budapest erscheint , in deutscher Sprache veröffentlicht wurde . Die Zeitschrift hat während der ganzen Diskussion , die sich über Monate hinzog , berichtet , aber leider nur in deutscher Sprache . Es kann sein , dass die in dieser Angelegenheit betroffene Öffentlichkeit in Deutschland mit ungarischen Wurzeln in dieser Frage einen fortschrittlicheren Standpunkt vertritt als die hiesige . Von der Diskussion hatte auch die ungarische Intelligenz Kenntnis , denn ich habe auf der von mir besuchten Veranstaltung nicht nur eine ihrer Vertreter gesehen , aber aus irgendeinem Grund , vielleicht „ des Schutzes des guten Rufes Ungarns wegen ” oder im Interesse dev „ der gesellschaftlichen Ruhe ”, gelangte dies nicht in die breitere Öffentlichkeit . Seit der damaligen Zeit sind zwanzig Jahre vergangen und es kam in Vertretung der jetzigen ungarischen Regierung ein Minister nach Schaumar um mitzuteilen , dass es eine „ Freveltat ” war , was geschah . Es gab Täter , es gab Opfer . Der Minister kam , um sich als Rechtsnachfolger der damaligen Täter vor den Opfern und ihren Nachfahren zu verneigen . Wir glauben , dass das , was er gesagt hat , auch ernst gemeint hat und ich schlage vor , dass wir seine Aussage auch nicht diskutieren .
Der Leserbrief ist in der Aprilausgabe des „ Schaumarer Magazin ” erschienen .
* Der Autor Peter Stelczer nimmt in diesem Beitrag Bezug auf einen Leserbrief
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