• Leserbriefe •
gruppe der Donauschwaben den augenfälligsten Selbstbetrug . Wir betreiben ein System an den Anforderungen des Alltags vorbei . Der Assimilierungsdruck ist speziell im Medienzeitalter ein totaler , der Sprach- und Kulturverlust vollständig . Warum also betreiben wir dieses potemkinsche Dorf - hatten wir das nicht schon einmal - wollen wir Leibeigene aus dem Ethno-Dschungel oder mündige Europäer heranziehen ?
Wer dieser Tage hinter die Kulissen sehen mag , muss leider feststellen : Der Prestige-Haushalt Ungarns ist erschöpft , seine Sympathiewerte im deutschen Sprachraum liegen am Boden . Das offizielle Budapest lässt Anforderungen an ein zeitgemäßes Image- und Reputation-Management rechts liegen . Dies schadet Ungarn und seinem Ansehen immens . Die einstmals lustigste Baracke im Ostblock ist heute der traurigste Puff des Westens . Uns bleibt eine Hoffnung : ein gut gebildeter Nachwuchs - stark verankert im Pilisch , zuhause in Europa und der Welt .
Der Verfasser ist Wirtschaftsberater für den deutschsprachigen Mittelstand in Ungarn und lebt als Zugereister und Familienvater seit 2002 in Werischwar / Pilisvörösvär .
Der Beitrag ist erstmalig im Jubiläumsjahrbuch des Friedrich-Schiller- Gymnasiums Werischwar März 2013 erschienen . Abdruck des Beitrags mit Genehmigung der Schule .
• Leserbriefe •
Zum Artikel „ Mut zum Handeln ” von Richard Guth ( SB Nr . 2 / 2013 )
Ich möchte das „ Sonntagsblatt ” wegen der aktualitätsbezogenen Beiträge in der letzten Nummer loben . Insbesondere Richard Guths Brandartikel „ Mut zum Handeln !”, in dem er nach einer ausführlichen Analyse Eckpunkte für ein zukunftsweisendes ungarndeutsches Bildungssystem aufzeichnet . Er bringt mutige und progressive Ansätze ins Gespräch . Ein flächendeckendes zweisprachiges Schulnetz mit Schwerpunktschulen mit einsprachigen Klassenzügen . Weiterhin : autonome und authentische Schulen ( eigene Lehrplankompetenz , eigene Trägerschaft , eigene Lehrerbestellung ). Seinen vernehmlichen Ruf , Mut zum Handeln , der wie ein Manifest an die Nationalität klingt , möchte ich nur anfügen , noch wichtiger scheint , die Überzeugung rüberzubringen , dass es sich lohnt , dass es gelingen könnte . Nur wenn dieser Glaube vermittelt werden kann , wird die eingeschläferte Nationalität der Ungarndeutschen den skizzierten Bildungsweg der Zukunft auch wahrnehmen . Und nur dann bekommt die Zukunftsprojektion eine echte Chance .
Es stimmt zwar , die Karten im Bildungswesen werden neu gemischt , wie Guth schreibt . Ob wir Ungarndeutschen beim Verteilen auch wirklich gute ( brauchbare !) Karten zugeteilt bekommen , das bleibt die berechtigte , bange Frage . Verkündet und erlaubt wurde uns schon so manches , nur bei der Umsetzung , bei der Verwirklichung der theoretischen Möglichkeiten hat man uns stets im Stich gelassen . Hatten wir letztendlich immer nur schlechte Karten in den Händen und keine Chance zum gewinnen . Die Luft der großspurigen und vermeintlich großherzigen Verkündungen ist aus der „ hetykén ” geschwellten Paradebrust in unserem Lande erfahrungsgemäß schnell wieder raus .
Die klare Absage von Richard Guth an die bisherige Täuschungspraxis , sprachunterrichtende Schulen bei uns irreführend zu so genannten „ Nationalitätenschulen ” hochzustilisieren , ist bemerkenswert von einem Gymnasiallehrer , der mitten drin steht im schulischen Berufsalltag , So viel Mut tut gut !
Jakob Müller
JOSEF MIKONYA :
DER ALTE KIRSCHBAUM
Am Ende des vergangenen Jahrhunderts soll jemand prophezeit haben , dass man „ in hundert Jahren in Ungarn kein deutsches Wort mehr hören wird .” Ich bin kein Prophet und weiß auch nicht , ob solche Vorhersagen überhaupt einen Sinn haben .
Mir liegt aber das Schicksal der deutschen Sprache , und vor allem das der Menschen am Herzen , die in meinem Vaterland diese Sprache von Eltern und Großeltern als Wegzehrung fürs Leben erhalten haben .
Unweit unseres Dorfes gibt es eine Mulde mit sanften Hügeln . Sie heißt heute Csurgó . In unserem Dialekt nennt man sie aber auch heute noch Tschurgaheit ( Csurgóhegy ).
Als unsere Vorfahren hier ankamen , pflanzten sie auf diesem Fleck Weinreben . In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts kam das große Weinsterben , das die auf weiten Flächen die einst blühenden Weingärten zur öden Wüste machte .
Der große Eichwald , der die Mulde umrahmte , gehörte einem Gutsherrn . Diesem gefiel es nicht , dass die Leute in seinem Wald Verbindungswege angelegt hatten , und er machte ihnen den Vorschlag zu einem Tausch . Er versprach ihnen für diese hügelige Mulde einen besseren Grund , und die Bauern sollten dafür auf die Waldwege verzichten . Alles freute sich , denn für Kom war dieser Boden ungünstig , es wuchsen neben den neu gesetzten Obstbäumen nur Mais und Kartoffeln , höchstens konnte man noch Hafer mit Erfolg hier anbauen . Und durch die Waldgegend war auch der Wildschaden beträchtlich . Der Gutsherr seinerseits pflanzte auf dem frei gewordenen Hügelland Akazien und Fichten . Die Obstbäume ließ er aber stehen .
Der neue Baumbestand , vor allem die Akazien , entwickelte sich schnell . Die kleineren Bäume , Pfirsich , und Zwetschge , gerieten bald in den Schatten . Auch die Walnußbäume konnten es mit dem neuen Wald nicht lange aufnehmen . Allein die Kirschbäume wollten sich nicht ergeben ...
In meiner Kindheit standen noch drei von ihnen . Zur Freude der Vögel und auch für uns Kinder blühten sie jeden Frühling und brachten süße Früchte .
Zur Zeit steht nur mehr einer . Einen Ast hat bereits die Krankheit befallen . Doch ringt der Baum noch immer zäh um sein Leben .
SB-Bücher
1 . DIE NEUE HEIMAT Hans Faul - gebürtiger Schambeker - beschreibt die Ansiedlung seiner Heimat - des Ofner Berglandes
2 . GOLDENE HEIMAT Ella Tribnigg-Pirkhert : Erzählungen aus der Schwäbischen Türkei
3 . JAKOB BLEYER ALS VOLKSTUMSPOLITIKER Akten der JBG-Tagung vom 5 . Dezember 2003
4 . Akten der Historikerkonferenz zumVolksbund der Deutschen in Ungarn ( 1938-45 ) Akten der Tagung am 24 . 02 . 2007
5 . Akten der Historikentagung zum Verhältnis von Ungarndeutschen und Juden in Ungarn ( NEU !) Akten der Tagung am 6.12 . 2008
Die obigen Bücher sind erhältlich bei der Jakob Bleyer Gemeinschaft e . V . kramm @ entemet . hu
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