Sonntagsblatt 3/2013 | Page 27

Bundesjugendseminar 2013
Wie in Rudolfsgnad / Knicanin , das als eines der schlimmsten Lager gilt , so ähnlich war es in anderen berüchtigten Lagern wie Molidorf in Rumänien oder Gakovo und Krusevlje bei der heutigen serbischen Stadt Sombor und Jarek nördlich von Novi Sad . Die ursprünglich rein deutschen Dörfer wurden mit Stacheldraht umzäunt und schwer bewacht , so dass kaum jemand rein und raus konnte .
„ Als wir mitten im Winter nach Knicanin kamen , gab es weder Zäune noch Türen . Alles war verheizt worden ”, schildert Franz Pleli die Not . Obwohl Rudolfsgnad ebenso wie die meisten anderen in serbischer Sprachregelung als „ Sammellager ” bezeichneten Peinigungsstätten im März 1948 geschlossen wurden , mussten viele Insassen noch bis Anfang der 1950er Jahre Zwangsarbeit verrichten .
„ Die Donauschwaben waren eigentlich unpolitisch ”, erläutert Boris Masic . Der 46-Jährige ist heute Deutschlehrer und einer der agilsten Geschichtsforscher in Apatin . Er hat eine beachtenswerte Bibliothek mit donauschwäbischen Büchern aufgebaut , sichert die Kirchenbücher aus den inzwischen verfallenen Gotteshäusern in Städten und Dörfern und hilft den wenigen noch Lebenden , ihre enteigneten Besitztümer zurückzubekommen . Schätzungsweise die Hälfte der 500 000 „ Schwaben ” habe sich aber in den 1930er Jahren von den Nazis verführen lassen . Bekannt sind die Untaten der donauschwäbischen Mitglieder der Waffen-SS , die im Zweiten Weltkrieg zu Hassobjekten fast aller Serben aufstiegen .
Die Naziunterstützer und Kriegsverbrecher zogen aus Angst vor Rechenschaft und Vergeltung 1944 gemeinsam mit der Deutschen Wehrmacht in Richtung Österreich ab . Die andere Hälfte der Donauschwaben organisierte aber sogar Widerstand gegen Hitler und seine Schergen . Diese Menschen blieben bei Kriegsende und wollten ihre Heimat nicht verlassen im Glauben , ihnen werde nichts passieren .
Doch die Kommunisten als neue Machthaber erklärten alle Deutschen kollektiv zu „ Volksfeinden und Kriegsverbrechern ”. „ Die Hitler-Gegner mussten also die Zeche bezahlen ”, sagt Masic : „ Das war ein richtiger Genozid an den Donauschwaben .”
Zunächst aber kam 1944 die sowjetische Armee . „ Die Kosaken haben sich wahllos alle Frauen gegriffen und vergewaltigt ”, erklärt der Aktivist mit Berufung auf die historischen Quellen . „ Das Problem war so groß , dass wir hier in Apatin ein eigenes Krankenhaus für diese geschändeten Frauen hatten .”
Im Dezember 1944 starteten die nachfolgenden jugoslawischen Partisanen dann die „ Aktion Intelligenz ”: Deutsche Männer , vom Jugendlichen bis zum Greis , wurden flächendeckend verhaftet und ohne irgendein Verfahren ermordet . „ An einem einzigen Tag wurden mehr als 5000 Männer willkürlich getötet ”, sagt Masic .
Von der halben Million Donauschwaben in Jugoslawien leben heute noch schätzungsweise 5000 in ihrer angestammten Heimat . In Apatin waren nach der Flucht von 7000 Deutschen ebenso viele geblieben . Von ihnen starben 4500 in den Lagern . Heute sind noch 115 Deutsche im örtlichen Verein „ Adam Berenz ” zusammengeschlossen . Berenz war ein Priester , der sich gegen die Naziverbrechen gestemmt hatte und der schließlich in einem Konzentrationslager landete .
Die Deutschen mussten bei Flucht und Vertreibung ihre Häuser , Fabriken und jeden Besitz aufgeben , der vom Staat im Sinne der Kollektivschuld enteignet wurde . Dieses Eigentum wurde serbischen Flüchtlingen zugeteilt , die aus der kroatischen Lika oder aus Montenegro vertrieben worden waren .
Seit dem vergangenen Jahr können die damals enteigneten Donauschwaben ihren Besitz wieder zurückbekommen . Dazu muss für jedes Familienmitglied , ob Greis oder Kleinkind , zunächst vor Gericht die Rehabilitierung beantragt werden . Die Uhr tickt , weil die Frist dafür unwiderruflich mit Ende des laufenden
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Jahres abläuft . Wenn das Gericht innerhalb von drei Monaten keine Straftaten gefunden hat , dann wird über die sogenannte „ Enteignungsakte ” der frühere Besitz ermittelt . Denn die serbisch-jugoslawischen Behörden hatten noch bis 1954 „ für jeden Quadratmeter , für jedes Haus und jede Fabrik ” penibel Enteignungsakten angelegt , die jetzt ausfindig gemacht werden müssen .
Früheres Eigentum , das inzwischen anderen Personen gehört , wird in Form von staatlichen Aktien auf lange Sicht entschädigt . Wenn es geht , wird es jedoch in natura zurückgegeben . Das gilt vor allem für die wertvollen Ackerböden , die heute immer noch zu 70 bis 80 Prozent im Staatseigentum sind . Aktuell wird ein Hektar für rund 10 000 Euro gehandelt . Da kommen schnell beachtliche Summen zusammen , da viele deutsche Familien vor dem Zweiten Weltkrieg Hunderte Hektar ihr Eigen nannten . Rechtsanwaltskanzleien in Deutschland und Österreich haben sich auf die Durchsetzung der Restitution für Donauschwaben spezialisiert . Aber nur wenige haben bisher einen Antrag gestellt , „ weil ihre Familien immer noch traumatisiert sind ”, sagt Masic , der sich auf das Durchforsten der Archive konzentriert .
„ Die donauschwäbische Kultur und Zivilisation geht ihrem endgültigen Aus entgegen ”, klagt Anna Kovac . Von den noch lebenden Betroffenen kämen immer weniger als Touristen in ihre frühere Heimat . „ Die Kinder fahren natürlich lieber nach Spanien ”, zuckt sie resigniert die Schultern . Serbien hofft jetzt auf „ moderne Donauschwaben ”, die sowohl die Landwirtschaft als auch die Industrie und die Verkehrsinfrastruktur wieder auf Vordermann bringen . Der Kronprinz von Abu Dhabi , Scheich Mohammed bin Said al-Nahjan , will in großem Stil in die Landwirtschaft dieser Region investieren .
Mit wem man in diesen Tagen vor Ort auch spricht : Die Leute sind elektrisiert und hoffen inständig auf eine durchgreifende Besserung der miserablen Wirtschaftslage . Andere besinnen sich doch auf die übermächtig starken deutschen Wurzeln ihrer Gemeinde und büffeln wieder die deutsche Sprache . Denn im Augenblick wollen die deutschen Behörden einige hundert medizinische Fachkräfte anwerben . Vorbedingung : Passables Deutsch .
Quelle : www . europeonline-magazine . eu

Bundesjugendseminar 2013

Von Sandra Peric
Wenn Erwachsene zum Bobbycar-Fahren genötigt werden , Kinder mit bunten Bändern tanzen und der Räuber erneut zuschlägt , dann kann eigentlich nur Bundesjugendtagung sein .
Zum siebten Mal fand Ende März im Ferien- und Erlebnisdorf Sonnenmatte auf der Schwäbischen Alb das Bundesjugendseminar der Landsmannschaften aus Südosteuropa statt . Wie auch in den vergangenen Jahren wurde das Seminar vom Bundesjugendvorstand der Donauschwaben in Zusammenarbeit mit der Kulturreferentin für Südosteuropa , Dr . Swantje Volkmann , organisiert . Rund 100 Teilnehmer der Banater Schwaben , Donauschwaben und Siebenbürger Sachsen sowie eine Gastgruppe aus Hatzfeld , Rumänien , verbrachten zwei schöne , aber auch vollgepackte Tage auf der Sonnenmatte mit Tanz , Theater und einfach nur vielem Zusammensein - und in diesem Jahr auch fast ohne Schnee .
Die Tanzworkshops wurden in diesem Jahr wieder von den jeweiligen Gruppenleitern selbst gestaltet . In landsmannschaftlich gemischten Gruppen lernte man die verschiedenen Tänze . Ob Bändertanz , Mühlradl oder Der Amerikanische - für jeden war
( Fortsetzung auf Seite 28 )
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