Sonntagsblatt 3/2013

Volkszählung 2011

Es steckt noch mehr in uns

Großes Aufholsoll bei der deutschen Muttersprache
Von Géza Hambuch r — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —

Wir sind umgezogen !

Ab sofort erreichen Sie uns postalisch und persönlich in den Räumlichkeiten des Jakob-Bleyer-Heimatmuseums Wudersch .
Anschrift : Budapesti út 45 , H-2040 Budaörs / Wudersch
Die Ergebnisse der Volkszählung 2011 liegen vor . Jeder kann sie im Amtsblatt oder im Internet nachlesen . Die deutsche Volksgruppe in Ungarn hat , was das Bekenntnis zur deutschen Nationalität betrifft , kräftig zugelegt : 131 951 Personen zählten sich zur deutschen Nationalität . Im Vergleich zum Zensus 2001 ist die Zahl der Bekennenden um mehr als 100 Prozent angestiegen . Damals bekundeten 62 233 Personen , zur deutschen Nationalität zu gehören . Vor zwanzig Jahren ließen sich 30 924 Bürgerinnen und Bürger in die Rubrik deutsche Nationalität eintragen . 95 661 Personen teilten 2011 mit , im Familien- und Freundeskreis sich der deutschen Sprache zu bedienen . 2001 lag diese Zahl bei 53 040 . Er wäre natürlich verfehlt , die Zahlen zu addieren . Sie überdecken sich .
Der bedeutende Aufschwung im Bereich Nationalität vermittelt ein angenehmes Grundgefühl . Es ist eine Botschaft , die uns mit Zuversicht erfüllen und uns Ansporn zu einem weiteren Anstieg geben kann und soll . Es verschafft uns auch eine gewisse Autorität . Auch Parlament und Regierung werden künftig bei ihren Entscheidungen beispielsweise über das ungamdeutsche Schulwesen und die finanziellen Zuwendungen kaum unbeachtet an diesen Angaben vorbeikommen . Die Zahlen dürfen nicht kleingeredet werden .
Herunter vom hohen Rosse
Man darf wohl davon ausgehen : Die sich national oder sprachlich zur deutschen Volksgruppe bekannt haben , halten ihr Deutschsein hoch in Ehren . Richtig so . Und es steckt sicher noch mehr in uns . Der Verband der Ungarndeutschen ging in seiner Tätigkeit und in Verhandlungen mit zuständigen Stellen immer von 220 000-250 000 Deutschen aus . Er stützte sich dabei auf die Volkszählung 1941 und die oft widersprüchlichen Angaben zur Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg . 1941 hatten sich auf dem heutigen Gebiet Ungarns 302 198 Personen , 3,2 Prozent der Gesamtbevölkerung ( damals waren es 9 316 074 Personen ) zur deutschen Nationalität und 475 491 Personen ( 5,1 Prozent ) zur deutschen Muttersprache bekannt . Die Deutschen bildeten die größte Volksgruppe in Ungarn . Wenn der Elan weiter anhält , können beim nächsten Zensus die vom Verband geschätzten Zahlen bezüglich der Nationalität erreicht werden .
Hängt nun der Himmel voller Geigen ? Bestimmt nicht . Es wäre verfehlt , in Hurra-Hochstimmung zu verfallen . Bei Gesprächen über das Thema hatte ich manchmal den Eindruck : Der eine oder der andere fühlt sich schon auf dem galoppierenden Gaul . Nun bitte , schnell herunter vom hohen Rosse , herunter in die Wirklichkeit . Denn nur das eine Auge lacht . Aus dem anderen fallen auch Tränen . Die Angaben zur deutschen Muttersprache vermitteln ein anderes Bild . Sie ernüchtern und erregen Besorgnis . Nur 38 248 Bürgerinnen und Bürger gaben Deutsch als Muttersprache an . Besonders da besteht großer Aufholbedarf .
Ungarns Bevölkerung nimmt von Jahr zu Jahr ab . Das bezieht sich auch auf das Bekenntnis zum Madjarentum . 2011 fühlten sich im Karpatenbecken 10,4 Millionen Menschen zur ungarischen Nation zugehörig . Ein Jahrzehnt früher waren es noch 11,8 Millionen . In Ungarn zählten sich bei der jüngsten Volkszählung 8,3 Millionen zur ungarischen Nation . 2001 lag diese Zahl bei 9,4 Millionen . Die meisten Madjaren außerhalb Ungarns leben in Rumänien : 1,22 Millionen ( heute rund 200 000 weniger als 2001 ). In der Slowakei nahm die Zahl der Madjaren im Laufe von zehn Jahren um rund 60 000 auf 459 000 ab . In der Woiwodina leben 250 000 Madjaren ( um 40 000 weniger ). In der Karpato-Ukraine sind es 141 000 ( um 10 000 weniger ). Nur in Kroatien und in Österreich ist eine geringfügige Zunahme zu verzeichnen .
Höchstwahrscheinlich trifft der Schwund auch auf die deutsche Volksgruppe zu . Einschlägige Erhebungen gibt es nicht . Man darf wohl annehmen : Die Zahl der Deutschen hat im Laufe von zehn Jahren nicht um mehr als 100 Prozent zugenommen . Das käme ja einem Wunder gleich . So kinderreich sind die ungarländischen Deutschen längst nicht . Erstarkt ist die Identität , das Selbstbewusstsein .
( Fortsetzung auf Seite 2 )

Spezial : Der Weidlein - Streit in Schaumar - sw ,,.)