Das Bild entstand Anfang April anlässlich eines Zeitzeugengesprächs von Alois Schwartz mit Abiturientinnen des Nationalitätenklassenzuges des Mihály - Táncsics - Gymnasiums Moor .
auch die Daseinsberechtigung der Mundart erloschen , jedenfalls nach Eindruck von Schwartz . Deutsch , also die Hochsprache , sei für ihn nie eine Muttersprache gewesen , und zeigt damit exemplarisch die verheerenden Auswirkungen ungarischer Schulpolitik , denn Schule konnte für die Deutschen innerhalb der Trianongrenzen nie zu einem Hort eigener Identitätswahrung - von wenigen Ausnahmen abgesehen - werden . Eher bezeichnet Schwartz das Ungarische , das im Alltag der Moorer - selbst im Verwandtenkreis - das Schwäbische verdrängt hatte , als seine „ gegenwärtige ” Muttersprache . Dabei gelang es Schwartz nach dem Zweiten Weltkrieg , nach der Zeit der Enteignung und Diskriminierung , schnell wieder Fuß zu fassen : Er hat 1948 in einer Stuhlweißenburger Handelsschule „ Matura ” ( Abitur ) gemacht , wurde anschließend Bergmann , und arbeitete nach einem dreijährigen Militärdienst ( er wurde trotz seinem Wunsch , in der Honvéd zu dienen , von der Staatssicherheit eingezogen ) als Kassierer in „ Kanzleien ” unterschiedlicher Bergwerke in Pußtawam und Oreslan , bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1989 .
Stets war ihm die Pflege des Brauchtums und des Kulturguts seiner deutschen Vorfahren eine Herzensangelegenheit , auch , wenn , wie er es mit Wehmut konstatiert , all dies verloren gegangen wäre . Als Ausdruck gesellschaftlicher Veränderungen , denen sich der mehrfach ausgezeichnete Heimatforscher und Verfasser mehrerer Bücher anzupassen versuchte , ohne die wahre „ Muttersproch ” und die eigenen Wurzeln („ Bekenntnis zur Herkunft und Tradition ”) zu vergessen .
mein ( Ungarn- ) deutschtum ( 3 )
Zwei ungarndeutsche Lebensläufe - „ Sonntagsblatt ” auf Tour
Von Richard Guth In der Grundschule gab es nur noch drei Schwabenkinder , für die Schwäbisch in der Tat noch eine Muadasproch war . Die Gemeinde ( damals bereits Stadtteil ), in dem diese drei Kinder in den 1950er Jahren gemeinsam die Grundschule besuchten , hat in nur wenigen Jahren Flucht , Vertreibung der Deutschen und Ansiedlung der „ telepesek ” erlebt und wurde 1950 in Groß-Budapest eingemeindet . „ Bis 1958 / 60 hielt die Zeit der Verfolgung an . Der Spruch » büdös svábok « war in den Fünfzigern allseits zu hören , zum Glück sprangen nicht alle auf diesen Zug auf , so auch unsere Lehrerin mit dem deutschen Nachnamen Fliegauf nicht ”, denkt Johann Gutmeyer ( 63 ) an die Jahre des Neubeginns nach dem Zweiten Weltkrieg zurück . Der in Hidikut aufgewachsene ehemalige Maschinenbauer , der mit seiner zur Hälfte aus Wudersch stammenden Frau seit den 1980ern in Schaumar lebt , gehört zu einer Generation , deren Leben geprägt war von der wechselvollen Geschichte Nachkriegsungams : Nach der Fachschule fing der Hidikuter bei Ganz als „ Wickler ” an . Ein Schlüsselerlebnis in seinem Leben stellt die erste Begegnung mit dem jüngst verstorbenen großen Ungarndeutschen , Georg Gröschl aus Weindorf , dar , der ihn in seine „ Arbeitsgruppe ” ( Brigade ) eingeladen hat : „ Treizehn , davon einige Schwowen : ein Gechter aus Werischwar , ein Pfändtner aus Wudigess , ein Gröschl aus Weindorf , ein Stiegler aus Hanselbek wie ein Koller und ein Sonntag ”, denkt Gutmeyer an die alten Zeiten nostalgisch zurück . Trotz dialektaler Unterschiede sprachen die Mitglieder der Gruppe Schwowisch untereinander . Die Wende brachte auch in Gutmeyers Leben gravierende Veränderungen mit sich und als Mai 2 ( XX ) Ganz untergangen ist , suchte er danach sein Glück in den österreichischen Linz und Krems . „ Tu pist a Burgenlander , wos suchst tu in Ungarn ?”, fragte man ihn oft angesichts seines Donaubairisch . Eine Sprache , die nach Eindruck des 63-Jährigen nur noch von wenigen gehegt und gepflegt würde . In Rumänien hätten die dortigen Madjaren deutlich mehr Rechte als die hiesigen Deutschen , so der bekennende „ Deutsche in Ungarn ”, nehme man allein den Sprachgebrauch auf den Gemeindeämtern oder die Frage nach der parlamentarischen Vertretung der Minderheiten . In Schaumar hätten sich 450 Deutsche vor den MSVW - Wahlen eingetragen , obwohl „ mir iwer 1000 san ”, so Gutmeyer , auch wenn vielfach in gemischten Familien lebend . Stolz berichtet der Schaumarer , dass sich bei der Registrierung die ganze Familie Gutmeyer nebst Tochter und Sohn zum Deutschtum bekannt hätte .
Eine ähnlich klare Bekenntnis zum Ungarndeutschtum kam auch von der zweiten „ Sonntagsblatt ” - Leserin , die ich an diesem Tag besucht habe . Die Juristin Dr . Dorothea Schilling-Lakatos aus Bogdan sieht in ihrer Generation jedoch die letzte , die das Deutschtum noch in sich trage . Zwar erlebte die heute 59-Jährige die Vertreibung nicht , aber das kollektive Gedächtnis der Familie hätte das erlebte Unrecht behalten : Den Schlaganfall der Großmutter , der letzlich die Familie vor der Vertreibung „ rettete ”, aber doch dann den Eigentumsverlust und den Rückkauf des eigenen Hauses , was auch die Familie des Ehemannes mit dem madjarisch klingenden Nachnamen traf , in der es auch Volksbund - Mitglieder gab . „ Meine Eltern haben mich bewusst nicht deutsch erzogen ”, erinnert sich die Bogdanerin . Dennoch fand sie über eine Kusine und deutsche Bücher zur Großmuttersprache zurück und bezeichnet sich stolz eine „ Schwäbin ”. Sie hofft insgeheim , dass auch ihre Söhne zum Deutschtum und zur deutschen Sprache ( zurück ) finden , zumal einer der Söhne für einen deutschen Weltkonzern arbeitet .
Zwei Lebenswege , die eines gemeinsam haben : Sie sind im besonderen Maße mit der Entwicklung im 20 . Jahrhundert verbunden . Auch wenn die Zukunftsprognosen aller drei düster klingen , zeugen sie dennoch von der Stärke der deutschen Volksgruppe in Ungarn , die durch die historischen Schicksalsschläge zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen ist . Eine Gemeinschaft , die es zu stärken gilt . Die Einzelbeispiele zeigen uns Wege zur eigenen Identität auf , die vielfältiger gar nicht sein könnten .
Nelu Bradean-Ebinger
Unser Deutschtum
Mein Dein Deutschtum = unser Deutschtum . Sein Fragt man nach den Wurzeln , so laute die Antwort : tief im Gewimmel der mitteleuropäischen Geschichte . Sucht man nach Kriterien , so laute die Antwort : Es gibt nur ein Kriterium : wer sich zum Deutschtum bekennt , als Deutscher hier in Ungarn . Das sind wir , egal welcher Wurzeln , Kriterien , Vorurteile . Wir ziehen den Hut vor Sprache , Geschichte , Kultur unserer Ahnen und fassen neuen Mut für unser Deutschtum . Mein Dein Deutschtum = unser Deutschtum Sein
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