Sonntagsblatt 2/2025 | Page 7

ren Seite hätten sich immer mehr Menschen den Wunsch geäußert an einer Sonntagsfrühmesse in ungarischer Messe teilzunehmen( in Schaumar gibt es neben der Vorabendmesse am Samstag noch zwei ungarische Sonntagsmessen um 10:30 und um 18:00). Deren Zahl überwoge mittlerweile, was am „ Ende eines Prozesses” diese Entscheidung rechtfertige, so der Gottesmann. Diese Entwicklung habe Szemere dem noch amtierenden Pfarrgemeinderat( der sich zum Sachverhalt im Moment nicht äußern will) bereits mehrfach signalisiert – deren Mitglieder samt Familienangehörige nähmen ohnehin kaum an der deutschsprachigen Messe teil. Ein weiterer Faktor sei die Trennung von „ Kultur” und „ Religion” gewesen, die er von Anfang beobachte – auch zum Selbstverwaltungsorgan der deutschen Minderheit, der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung( DNSVW) Schaumar, bestünden lediglich „ ad hoc”-Kontakte. Diese waren nach der Verkündung der Entscheidung aber alles andere als ad hoc gewesen. Bereits zwei Tage nach der Nachricht setzten sich Vertreter der deutschen Nationalität( darunter auch Abgeordnete der DNSVW) mit Pfarrer Szemere zusammen – das Ergebnis wurde wenige Tage später verkündet: Es soll eine deutsche Messe geben, aber von einem anderen Priester gelesen, Pfarrer Szemere stehe nicht mehr zur Verfügung. Anfangs zeichnete sich eine schnelle Lösungsfindung ab, aber diese zerschlug sich rasch – es ist nicht einfach für Ersatz zu sorgen: Dies liegt nicht nur an der Sprache, sondern auch an der immer geringeren Zahl von aktiven Priestern im Bistum Weißenburg. Diejenigen, die aktiv im Dienst sind, müssten ohnehin mehrere Pfarrgemeinden parallel betreuen. Zurück nach Schaumar: Man befinde sich noch auf der Suche, so die am Prozess Beteiligten einhellig.
Die Verkündigung des Pfarrers löste Unmut im Kreise der deutschen Gemeinschaft im Ofner Bergland und dem Pilischtal aus. Ein seit Jahrzehnten aktiver Ungarndeutscher aus der Region gibt zu bedenken, dass die deutsche Messe – nicht zuletzt über das Kirchenliedgut- Teil des kulturellen Erbes und der deutschen Identität sei und deshalb die bloße Zahl der Gottesdiensbesucher über deren Weiterbestand alleine nicht entscheiden dürfe. Gemeindemitglied und Caritas-Aktive Rita Ostheimer-Szalay verfasste einen offenen Brief an den Pfarrer und brachte ihre Hoffnung auf ein Einsehen zum Ausdruck. Darin schreibt sie, dass man besorgt sei, nicht zuletzt, weil die deutschsprachigen Messen für diejenigen Gemeindemitglieder, die ihren Glauben und ihre Kultur auch über die Muttersprache pflegten, nicht nur eine religiöse Zeremonie, sondern ein wichtiges Element der Identität und des Zusammenhalts als Gemeinschaft sei. Sie bringt im Brief ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass im Zeichen der Vielfalt, dem Respekt den Traditionen gegenüber und der Bedürfnisse der Gläubigen eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Aber auch andere Facebook-Nutzer äußerten ihr Bedauern, gar Verärgerung, und dies ziemlich unverhohlen, darunter viele mit madjarischem Hintergrund. Aber auch auf der anderen Seite( der des Pfarrers) scheinen viele Emotionen im Spiel zu sein, so der Eindruck vieler Beobachter.
Als abschreckendes Beispiel nennt der Werischwarer Kulturschaffende Szabolcs Zsámboki den Fall und appelliert an die Gemeinschaft, die Jugend zu ermuntern, die deutsche Messe regelmäßig zu besuchen. Denn auch in der benachbarten Kreisstadt leerten sich die Bänke( übrigens ein gesamteuropäisches Phänomen, Red.), was die Bewahrung der Tradition der deutschen Messen und der religiösen Identität gefährde.
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