Sonntagsblatt 2/2025 | Page 6

In der ersten Runde kam auch der Stand der Städte- bzw. Gemeindepartnerschaften zur Sprache: Diese hätten unter Covid massiv gelitten und würden mehr von privaten Kontakten als von kommunalen Engagements getragen. Zudem sei früher das Erlernen der deutschen Sprache Motivation Nr. 1 gewesen, das Reisen ins Mutterland Deutschland, heute sei das nicht mehr so „ sexy”. Andere Bürgermeister berichteten hingegen von breiten Aktivitäten, von Sprachcamps bis hin zu Partnerschaften von Feuerwehren.
Was das Zukunftsbild betrifft, so betonten die Teilnehmer, dass es wichtig sei, dass viele das gleiche Zukunftsbild hätten. Dabei käme dem Nachwuchs eine Schlüsselrolle zu – in vielen Vereinen zeigte sich das Phänomen der Überalterung der Mitglieder, so einer der Bürgermeister dazu.
Das Wechselgespräch geht weiter, Mitte Juni( nach Redaktionsschluss) war es in Nadasch / Mecseknádasd zu Gast, mit den Bürgemeisterinnen und-meistern Silvia Auth- Krasz aus Nadasch, Blasius Maml aus Surgetin / Szederkény, Judit Stalter-Takács aus Tschasartet / Császártöltés und Peter Tillmann aus Feked.
Die Gespräche können auf dem Youtube-Kanal des Deutschklubs Tarian aufgerufen werden: https:// www. youtube. com /@ Deutschklub-Tarjan

KAMPF UMS RELIGIÖSE ERBE

Regelmäßige deutsche Messen in Schaumar / Solymár überraschend eingestellt – Lösungssuche gestaltet sich schwieriger als gedacht
Von Richard Guth
Es kam anders als erwartet. „ Magyar mise lesz”( die Messe wird auf Ungarisch sein), flüsterte man dem Neuankömmling zu. Und tatsächlich stimmte die Organistin ein Kirchenlied auf Ungarisch an und der Priester begann die Liturgie statt „ Der Herr sei mit euch” mit „ Az Úr legyen veletek” an. Die Gemeindemitglieder schauten sich mit Unverständnis an und haben mit Widerwillen mitgemacht.
Die Entscheidung, die Anfang Mai von der Kanzel aus verkündet wurde, hat in der Umgebung für Entsetzen gesorgt: Es werde keine deutsche Sonntagsmesse in Schaumar mehr geben, jedenfalls in regelmäßigen Abständen( sprich: wöchentlich), verkündete János Szemere, Pfarrer der Gemeinde St. Mariä Namen Schaumar.
Spoiler: An dieser Stelle muss ich Befangenheit anmelden. Nicht nur deswegen fühle ich mich befangen( und irgendwo auch betroffen), weil ich jeden Verlust, was unser sprachlich-kulturelles und religiöses Erbe betrifft, bedauere, sondern weil ich mich seit dem Erwerb unseres Grundstücks auf der Hutweide vor 34 Jahren mit der Schaumarer Pfarrgemeinde verbunden fühle. Ich durfte auch den Entwicklungsweg der damals 10-Uhr-Messe begleiten, in deren Rahmen bis 1998, als Pfarrer János( Johann) Mits( mütterlichseits ein Bakonyer Schwabe) vom jungen, dynamischen Pfarrer Mátyás Illéssy(„ Matyi atya”) abgelöst wurde, einmal im Monat deutsch gebetet und gesungen wurde. Die Ernennung von Matyi atya bedeutete eine Zäsur: Ab dort wurde das Hochamt auf Deutsch gefeiert, mit einem bunten Mix von Jung und Alt, Trachtenträgerinnen( damals noch einige dutzend Frauen) und Eltern mit Kleinkindern. Die Heilige Messe erfuhr durch das Engagement des aus Siebenbürgen stammenden und vormals im Bistum Eisenstadt aktiven Geistlichen Emmerich Salat eine Aufwertung, indem er in deutscher Sprache predigte.
Nach dem Amtseintritt von Pfarrer Péter Kertész wurde die Messe mit ungarischsprachiger Teilliturgie und mit ungarischer Predigt gefeiert. In diese Zeit fiel die Herausgabe eines deutschsprachigen Gebet- und Gesangbuches. Durch die Übernahme der Betreuung der benachbarten Pfarrgemeinde in St. Iwan bei Ofen durch Dommherrn Kertész schwebte bereits einmal der Damoklesschwert über der deutschen Messe – die Gefahr konnte durch die Verpflichtung des damaligen deutschen Pfarrers der St. Elisabeth-Gemeinde Budapest, Gregor Stratmann, abgewendet werden. Auch die deutsche Sonntagspredigt kehrte ins Gotteshaus zurück. Wehrmuttropfen: Die Messe wurde fortan um 8:15, später um 7:45 und dann um 7:30 gefeiert. 2021 übernahm nach dem frühen Tod von Pfarrer Csaba Kiss, der die Tradition der wöchentlichen deutschen Messen weiter pflegte, ein Pázmány-Absolvent( Studienfächer: Deutsch und Polnisch) die Leitung der Pfarre: János Szemere. Nach eigenem Bekunden habe er sogar angeboten, auf Deutsch zu predigen, was aber als nicht notwendig abgelehnt worden sei. Ein Gesprächspartner berichtet sogar, dass der Pfarrer auf Deutsch gepredigt, aber nach kurzer Zeit auf Wunsch auf Ungarisch umgestellt habe – mehrere Gesprächspartner haben bestätigt, dass dies nur der Wille weniger gewesen sein soll.
Und nun nach vier Jahren sei die Zeit gekommen, um eine Entscheidung zu treffen, so Pfarrer Szemere gegenüber Radio Schaumar( Rádió Solymár) am ersten Maisonntag, das von einem „ Wendepunkt” sprach. Szemere begründete die Entscheidung mit mehreren Faktoren: Zum einen habe die Zahl der Gemeindemitglieder stets abgenommen: Manchmal säßen in den kalten Wintermonaten weniger als 30 Gläubige in der schmucken Barockkirche( ein Geimenderatsmitglied habe die Zahl der Gottesdienstbesucher dem Pfarrer gegenüber mit 67 angegeben). Auf der ande-
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