Sonntagsblatt 2/2024 | Page 7

desvorsitzende lobte den Bund und die Länder , die die Siebenbürger Sachsen bei ihrer „ relativ geräuschlosen ” Integration unterstützt hätten , sparte aber auch nicht mit Kritik im Zusammenhang mit der Streichung von „ Deutsch ” im Namen des Oldenburger Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa oder mit der „ Rentenungerechtigkeit ” bei Aussiedlern .
Einer der Festredner des Heimattages war der bayerische Innenminister Joachim Herrmann , der die Siebenbürger Sachsen als „ bedeutenden Teil bayerischer Identität ” bezeichnete , zumal 42 % der Mitglieder des Verbandes in Bayern beheimatet seien . Er lobte ihre „ Aufbau- und Fortentwicklungsleistung ” für den Freistaat und die Bundesrepublik . Der Staatsminister zollte der Gemeinschaft Respekt , dafür , dass sie ihre Kultur pflege und bewahre , was die Unterstützung des Freistaates Bayern zu Recht verdiene . Herrmann ging ferner auf die beispielhafte Einbindung der Jugend in die Verbandsarbeit ein und sprach anerkennend von der Rolle der Sachsen als „ Brückenbauer ” nach Rumänien . Der zweite Festredner der Kundgebung am Pfingstsonntag kam aus dem „ Patenland ” Nordrhein-Westfalen : Josef Hovenjürgen , Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Heimat , Kommunales , Bau und Digitalisierung . Der CDU-Politiker würdigte die „ historische Leistung ” der Siebenbürger Sachsen beim Wiederaufbau des Landes und wies darauf hin , in welch „ verschiedenen Facetten ” sie den Begriff „ Heimat bespielen ” - gerade in einem vereinten Europa . Der Festredner bezog sich auf die aktuelle Entwicklung und ihre Herausforderungen , so den Ukrainekrieg und die „ Flucht als universelle Erfahrung ”: Gerade die Siebenbürger Sachsen lieferten dabei ein gutes Beispiel für gelungene Integration .
Eine Integration , die auch in den Gesprächen mit Jung und Alt im Mittelpunkt stand . Dabei war die Verbundenheit mit der alten Heimat zwar spürbar , dennoch scheint selbst bei älteren Gesprächspartnern eine gewisse Distanzierung stattgefunden zu
haben . Das erklärten mir zwei Endsechziger , die ihre Jugend noch in Siebenbürgen verbrachten haben , mit der Auswanderung von Freunden , Verwandten und Bekannten . „ Wir haben ja keinen mehr dort ”, meinte einer der Männer . Ein anderer Mann , Akademiker und Sohn einer Pfarrerdynastie , stellte den Prozess als einen langen dar , der im und nach dem Zweiten Weltkrieg begann , als Familien zerrissen wurden . Dies habe den Wunsch nach Familienzusammenführung genährt . Zuerst seien die Städte betroffen gewesen und später wie eine Spirale auch das Land . Die Volksgruppe habe keine Perspektive besessen , etwas , was man vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung heute natürlich durchaus anders beurteilen könnte . Aber entscheidend sei das Hier und Jetzt ( in der Relation der damaligen Situation ). Deswegen wurde meine Frage „ Würden Sie als Erwachsener heute bezüglich Bleiben oder Gehen anders entscheiden ?” als schwer oder kaum zu beantworten abgetan . Das Heimatfest stelle für die Besucher die Gelegenheit dar , Freunde und Bekannte , die zerstreut im Bundesgebiet leben , einmal im Jahr zu treffen und traditionelle Kulturgüter wie Musik , Tanz oder Speisen auch im nostalgischen Sinne zu pflegen , so eine Frau mittleren Alters , die gerade ihre Freundin traf . Für die Jugend biete der Heimattag , so drei junge Männer in Tracht , die Gelegenheit , Gleichaltrige mit einem ähnlichen kulturellen und herkunftsmäßigen Hintergrund zu treffen , zumal die Arbeit in den Kulturgruppen sie ohnehin verbinde .
Eine Gemeinschaft , lange verbunden durch Sprache , Brauchtum und den evangelischen Glauben im Wandel der Zeit - nicht verwunderlich daher das Schlusswort des Bundesvorsitzenden , der sich in Zeiten von Vereinsamung und Verfall traditioneller Werte neben Gesundheit „ Zusammenarbeit für die Gemeinschaft ” wünscht : „ Ech woanschen Oech alles Geadet , nur de Gesand , och af en geat Zesummenarbet far eaos Gemoenscheft !”
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