Sonntagsblatt 2/2023 | Page 3

schen Familie . Meine Großeltern flüchteten mit ihren Kindern 1947 aus der Vojvodina nach Ungarn , lebten zuerst in Jula / Gyula und ließen sich ein paar Jahre später in Tiedisch / Csikóstőttős nieder .
SB : Worauf legen Sie Wert in Ihrer künstlerischen Arbeit als DBU-Intendantin und wie intensiv ist die Zusammenarbeit mit anderen Spielstätten im In- und Ausland ?
KL : Mein Motto lautet , dass das Theater der Menschheit einen Spiegel vorhalten soll , damit wir im Alltag unser Leben und das Menschsein reflektieren können . Deshalb halte ich es für sehr wichtig , Themen auf der Bühne zu verarbeiten , die gesellschaftlich aktuell sind und dies auf einem hohen künstlerischen Niveau mit vielfältigen künstlerischen Mitteln . Es ist unumgänglich ein buntes Repertoire anzubieten : von der Klassik zur Moderne und von Tragödie zu leichter Unterhaltung . Ich lege großen Wert auf qualitativ hochwertige Vorstellungen für Kinder und Jugendliche - mit dezidierter theaterpädagogischer Vor- und / oder Nachbereitung .
SB : Die LdU ist Trägerin der DBU – wie beziehungsweise inwiefern macht sich das im Alltag des Theaters bemerkbar ?
KL : Die LdU sorgt dafür , dass sich die künstlerische Arbeit des Theaters entfalten und weiterentwickeln kann . Die DBU sorgt dafür , dass wir uns dem erklärten Ziel der LdU unterordnen : Auf kultureller Ebene tragen wir mit unseren künstlerischen Mitteln zu dem Erhalt und der Förderung der deutschen Sprache , des geistigen Kulturerbes , der geschichtlichen Traditionen und der Identität der Ungarndeutschen bei . Die Zusammenarbeit beruht auf gegenseitigem Respekt und regem Austausch .
SB : Sie legen Wert auf die Zusammenarbeit mit- Schulen - welche Erfahrungen haben Sie dabei gesammelt ?
KL : Wir arbeiten sehr eng mit Bildungseinrichtungen zusammen . Wir ergänzen den Unterricht in den Bereichen Sprache und Kultur , ermöglichen den Kindern und Jugendlichen Erlebnisse und Unterhaltung und regen sie zum Nachdenken an .
Es gibt Schulen , mit denen wir enger zusammenarbeiten und mit denen wir uns auch über inhaltliche Fragen austauschen . Wir haben ein landesweites Netzwerk von Bildungseinrichtungen , das sich kontinuierlich vergrößert . Wir haben auch einen sehr guten Kontakt zu deutschen Institutionen , die in Ungarn als Multiplikatoren für das Deutschlernen und Kennenlernen der deutschen Kultur tätig sind , wie zum Beispiel das Goethe-Institut oder die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen ( ZfA ). Diese Kooperationen bringen allen Seiten Vorteile , vor allem den Kindern und Jugendlichen .
SB : Wo wird die DBU in 20 oder gar in 40 Jahren stehen ? Worin sehen Sie die größten Herausforderungen ?
KL : Ich wünsche der DBU noch viele Jahre Erfolg ! Ich wünsche ihr innerhalb Ungarns - aber auch international - als Theater und künstlerische Werkstatt anerkannt zu werden . Ich wünsche , dass sich die DBU einen Namen erarbeitet , der es für Künstlerinnen und Künstler interessant macht , bei uns zu arbeiten . Aber vor allem wünsche ich unserem Publikum noch viele kathartische Momente während unserer Vorstellungen .
SB : Frau Lotz , vielen Dank für das Gespräch !
Das Gespräch mit der Intendantin der DBU führte Richard Guth .

AKTUELLES

DER SCHLÜSSEL ZUM TOR ZU 300 JAHREN VERGANGENHEIT

Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen startet landesweite Kommunikationskampagne
13 . Februar 2023 , Quelle : LdU-Presse
Rund 300 Jahre ist es her , dass der Landtag von Pressburg 1722-23 für den Gesetzesartikel CIII stimmte , der den rechtlichen Rahmen für die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn im 18 . Jahrhundert bildete . Die Deutschen , die sich in dieser Zeit in Ungarn niederließen , waren eine der zahlenmäßig größten Gruppen ausländischer Siedler in diesem Land , und in den letzten drei Jahrhunderten haben sie Ungarn mit unschätzbaren kulturellen und wirtschaftlichen Werten bereichert .
SoNNTAGSBLATT
Hinter den in den Geschichtsbüchern kurz zusammengefassten Ereignissen verbergen sich Geschichten vieler Familien und Siedlungen , von denen zahlreiche noch unerforscht sind . Außerdem leben Millionen von Nachkommen in unserem Land , die sich mehr oder weniger dessen bewusst sind , wer ihre Vorfahren Generationen zuvor waren , wie sie sich ein neues Leben in einem fremden Land aufgebaut haben und wie sie ihr tägliches Leben nach den Traditionen und Werten lebten , die sie aus der alten Heimat mitgebracht hatten .
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