aber nur bei Schwierigkeiten ins Haus kam . Arztbesuche gab es während der Schwangerschaft keine . Zeichen der Schwangerschaft waren für die Dorfbewohner die Bekleidung der Frau oder der Bauch , der immer runder wurde . Anhand der Form des Bauches versuchte man , auf das Geschlecht des Kindes zu schlussfolgern . Für die Geburt wurde eine Ecke in der Stube eingerichtet . Die werdende Großmutter half bei der Geburt viel , als die Wehen kamen . Der werdende Vater durfte die Stube nicht betreten . Kam das Kind heil und gesund auf die Welt , wurde sein Geschlecht laut gesagt . Die Familie freute sich mehr über einen Jungen , der den Familiennamen weitertrug . Nach der Entbindung bekam die Mutter eine Tasse lauwarme Milch und wurde gewaschen ; ihr Kind wurde versorgt . Das Kind blieb für die ersten paar Tage bei der Mutti neben dem Bett . Erst nach einer Woche wurde es in die Wiege gelegt .
Kindbett
Der Säugling musste nach ein paar Stunden oder spätestens einen Tag nach der Geburt getauft werden , denn die Sterblichkeit war zu hoch und es sollte kein Kind als Heide sterben . Zur Taufe gingen die Hebamme , die Patin ( Gevatterin ) und der Vater mit . Sollte ein Kind tot zur Welt kommen oder kurz nach der Geburt sterben , wurde es von der Hebamme getauft und im Grab eines schon bereits verstorbenen Familienmitglieds ohne Zeremonie beerdigt . Am Sonntag nach der Geburt wurde das Kind in der Kirche feierlich getauft . Zur Taufe kamen der Vater , die Pateneltern und die Großeltern . Die Mutter blieb noch zu Hause , da sie zu schwach war . Die Erstgeborenen bekamen meistens die Namen der Pateneltern , so wurde meine Uroma auf den Namen Theresia getauft ; die Jungen erhielten oft den Vornamen des Vaters . Es war damals eine große Verantwortung , Pate oder Patin zu sein , da die Pateneltern an der Erziehung ihres Patenkindes teilnahmen . Der Gevatter oder die Gevatterin war meistens ein guter Freund oder eine gute Freundin der Familie .
Die frischgebackene Mutter blieb für ein paar Tage nach der Geburt im Bett , sodass die Familie von anderen versorgt werden musste . Die Aufgabe der Mutter übernahm die Patin , die am Anfang für drei , später für fünf Tage die neue Familie mit Essen versorgte . Das war das sogenannte „ Passita-Tragen “. Das Essen reichte für die ganze Familie . Die Gevatterin war festlich gekleidet und trug das Essen in einem geflochtenen Weidenkorb auf dem Kopf . Die Weinkaraffe hielt sie in der Hand . Das Essen bestand aus Vorspeise ( Suppe ), zwei Hauptspeisen mit Fleisch und Gemüse und Nachspeise ( Kompott ).
Kleinkinder
Nach sechs Wochen , also nach dem Kindbett , kehrte die Mutter auf das Ackerfeld oder in den Weingarten zurück . Sie musste auf dem Feld arbeiten . Damals waren die Parier sehr arm , viele arbeiteten als Tagelöhner bei anderen oder gingen ins andere Dorf um Getreide zu ernten . Das Baby blieb bei der Oma oder einem anderen Familienmitglied zu Hause . Das Baby zu versorgen war die Aufgabe der
SoNNTAGSBLATT
Oma . Die Mutter stillte ihren Nachwuchs , so lange sie konnte . Sollte die Mutter keine Milch mehr gehabt haben , bekam der Säugling Mehlbrei , verdünnt mit Kuhmilch . Sollte aber der Vater einem Handwerk nachgehen , blieb das Kleinkind mit ihm zu Hause . Die Kleinkinder hatten nur hausgemachte Spielzeuge - die Mädchen eine Flickenpuppe und die Jungen ein selbst geschnitztes Holzpferd .
Erkrankte ein Kleinkind , wurde es mit natürlichen Arzneimitteln oder mit Kräutern geheilt und mit Hauspraktiken behandelt . Einen Arzt hatte das Dorf nicht , aber der Nachbarort Nagykónyi schon . Nach diesem Arzt sandte man , wenn jemand ernsthaft krank wurde .
Um ein Kleinkind zu beruhigen , wurde Tee mit Mohn eingesetzt . Das half sehr viel , da das Kind in einen tiefen Schlaf fiel . Das wurde bei der großen Wäsche auch praktiziert , obwohl es sehr gefährlich war , da das Kind an einer Überdosis sterben konnte .
Die Kindererziehung war damals ganz anders als heute . Alle Familienmitglieder erzogen die Kinder , sogar die Pateneltern . Da es viele Aufgaben im Haus und um das Haus gab , konnte man mit den Kindern nicht spielen . Die Kinder spielten miteinander auf dem Hof oder draußen oder gingen mit den Eltern auch auf das Ackerfeld . Das Dorf besaß weder eine Krippe noch einen Kindergarten , sodass die Kinder bei dem zu Hause gebliebenen Handwerker oder beim Nachbarhandwerker abgegeben werden mussten .
Ein Märchenbuch gab es damals auch nicht . Die Großmütter oder die Uromas erzählten eigene Geschichten in der Familie . So durfte sich meine Oma mehrmals vorm Schlafengehen anhören , wie die Pferde in Pari von Zigeunern gestohlen und entführt und glücklicherweise nach Wochen in der Nähe von Fünfkirchen wieder gefunden wurden . Wollte man dem Kind Angst einjagen , erzählte man ihm vom Bagrac , der auf dem Dachboden wohnt . So versuchten die Eltern zu verhindern , dass neugierige Kinder auf die Leiter klettern , den Dachboden entdecken und unglücklicherweise herunterstürzen . Leider ereignete sich das in meiner Familie ; der Bruder meines Opas starb so .
Bekleidung und Aussehen
Die Bekleidung der Kleinkinder unterschied sich nicht besonders voneinander : Die Jungs und die Mädels trugen ein langes Kleid , ein Hemdchen , eine dicke Strumpfhose aus Wolle und eine Mütze mit Spitze . Ab dem 4 . Lebensjahr bekamen die Jungen eine Hose , einen selbst gestrickten Wollpullover und eine Fellmütze , die von Generation zu Generation vererbt wurde . Die Mädchen trugen einen plissierten Rock , eine gestrickte Bluse und eine Weste mit Blumen darauf . Der Kopf war mit einem Kopftuch namens „ Ponetschkili “ bedeckt . Schuhe besaßen die Kinder damals nicht , sondern sie trugen Kapseln ( ung . kapca ) oder gestrickte Babusche ( ung . tutyi ) oder Klumpen im Winter . Im Sommer liefen sie barfuß . Nur die Reichen konnten sich ein paar Lederschuhe leisten . Die meisten bekamen ihre ersten Paar Schuhe für
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