Sonntagsblatt 2/2022 | Page 34

der Transport aus unserem Dorf schon am Tage nach unserer Flucht über Sásd abgegangen , auf Pferdegespannen deutscher Bauern mit ungarischem und russischem „ Polizeigeleitschutz “. Auch Annatante war so zum Dorf hinausgefahren , die sich vergebens auf ihren Jahrgang be- rief und darauf , dass ihre zwei Kinder bei der brustkrebskranken Großmutter , meiner Großmutter mütterlicherseits , alleinblieben . Mangels „ Sollerfüllung “ wurde auf ältere und jüngere Jahrgänge zurückgegriffen und Männer und Frauen , die sich sicher wähnten , aus ihren Häusern mit aufgepflanzten Bajonetten geholt .
Wie wir , so waren auch andere Männer und Frauen oder ganze Familien getürmt und den russischen Seeleneintreibern auf dem Gemeindeamt entgangen . Die Seelenfänger zogen tags darauf in die nächste Ortschaft , wo sie auf gleiche Art die arbeitsfähigen Deutschen einfingen . Die nach Tagen zurückgekehrten Flüchtigen waren gemeindeamtlich keinerlei Tadel oder gar Repressalien ausgesetzt , ihr Leben verlief im Rahmen der Nachkriegstage weiter .
Die „ Abgeholten “ wurden in zentralen Lagern ( Sásd , Tevel , Szekszárd u . a .) gesammelt und von dort in Güterzügen nach Russland transportiert , wo sie vorwiegend im Bergbau ( Donbass ) über und unter Tage arbeiteten ; teils unter widrigen Bedingungen . Ihr Lohn war eine karge Verpflegung und ein dürftiges kaltes Gemeinschaftslogis bei einer zwölfstündigen Sechstagesfronarbeit . Viele von den insgesamt über sechzigtausend im Winter 1945 nach Russland verschleppten Ungarndeutschen sind aus diesen Lagern krank oder nicht zurückgekehrt . Sie sind vor Erschöpfung , Drangsal , Kummer oder Krankheit gestorben , verhungert , erfroren oder erschlagen worden . Ihr Kontakt zur Außenwelt war insbesondere in den ersten Jahren stark eingeschränkt , Briefkontakte mit den Angehörigen waren verboten . Nur gelegentliche Kartengrüße oder sonst wie herausgeschmuggelte Briefe oder Notizen brachten ein Lebenszeichen und beschrieben ihre Situation vor Ort , die aus Angst vor Entdeckung teils schöngefärbt waren . Ihre Bedrückung , ihr Kummer und ihre Sehnsucht nach der Heimat , ihren Familien , Männern oder Frauen und Bräuten , kommen in Worten , in Versen gefasst in Liedern , die die Deutschen in Ungarn , teils deutsch , teils ungarisch vorgetragen , vertont und gesungen haben , zum Ausdruck . Zwei davon sind mir besonders erinnerlich , die mich immer wieder nachdenklich und noch heute wehmütig stimmen . Eines , das immer ungarisch gesungen wurde , ist das „ Ukrajnában sok szép kislány van ...“, das ins Deutsche übertragen , in etwa so lautet :
In der Ukraine sind gar schöne Mädchen , Blonde , braune sind in jedem Städtchen . Abertausend Blumen nach mir greifen , Keine kann mit meiner sich vergleichen .
In der Ukraine liebt der Sommer heiß . Hab ’ kein Feuer , fehlt mir mein Edelweiß . Niemand den ich küss , mich küsste wider , Schmerzt mein Herz und alles welkt danieder .
Das zweite wurde überall deutsch gesungen , eine ungarische Version ist mir nicht bekannt . Es ist das Lied : „ Gestern in der Nacht “.
Gestern in der Nacht , bin ich aufgewacht und hab geweint . Oh du stiller Stern , hoch in blauer Fern , sei du mein Freund . Steht dort noch die Bank , wo die Amsel sang am Waldesrand ? Wenn du mein Mütterlein siehst , sag ihm , wie weh ’ es mir ist ! Weißt du was das heißt ? Heimweh ! Tag auf Tag vergeht , keiner mich versteht Und mein Herz zergeht , vor Heimweh !
Letzteres war im Walzertakt vertont und wurde von Jung und Alt in den deutschen Dörfern gesungen , den Kapellen in Tanzsälen und auf Hochzeiten intoniert . Am rhythmischsten von der Habich-Kapelle geblasen . Vielleicht waren die Strophen auch von Konrad Habich vertont , der einer der bedeutendsten Schwabenmusikanten war und eine der beliebtesten Blaskapellen der Region leitete . Seine Enkel und Nachkommen blasen heute wieder in Kaposszekcső : Venceremos - de azért is - trotz alledem !
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Spenden für das Sonntagsblatt Spenden aus Ungarn
Deutsche Selbstverwaltung
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Abel , Johann
vom 15.02.2022 bis 31.05.2022
Baaja / Baja
Burjad / Borjád
Gara
Moor / Mór
Péteri
Wetschesch / Vecsés
Ungarischsek / Magyarszék
100.000 , -Ft
30.000 , - Ft
20.000 , - Ft
10.000 , - Ft
5.000 , - Ft
40.000 , - Ft
10.000 , -Ft
Ay , Zoltán Tschawa / Piliscsaba 10.000 , -Ft Czirjak , Josef Dr . Fünfkirchen / Pécs 10.000 , -Ft Pencz , Kornel Dr . Baaja / Baja 4.000 , -Ft
Czigler-Tompics , Franciska
Mohatsch / Mohács
3.000 , -Ft
Seereiner , Tibor Ofenpest / Budapest 5.000 , -Ft Emese , Anna Werschend / Versend 6.000 , -Ft Endresz , Georg Ratka / Rátka 10.000 , -Ft Erdősi , Andreas Ofenpest / Budapest 2.000 , -Ft
Erni , Peter Ofenpest / Budapest 3.000 , -Ft Frühwirth , Michael Wetschesch / Vecsés 10.000 , -Ft
Firle , Ernst Mutsching / Mucsi 4.500 , -Ft Frank , Gábor Dr . Fünfkirchen / Pécs 10.000 , -Ft Hirling , Andreas Dr . Waitzen / Vác 10.000 , -Ft
Hönig , Klara Fünfkirchen / Pécs 4.000 , -Ft Huber , Emmerich Dr . Segedin / Szeged 9.000 , -Ft
Hart , Stephane Ofenpest / Budapest 20.000 , -Ft
Palej-Kurtz , Susanne
Kormos , Hajnalka
Köber , Josef
Paumasch / Pomáz
Kleinturwall / Biatorbágy
Niglo / Szigetszentmiklós
5.000 , -Ft
10.000 , -Ft
5.000 , -Ft
Keller , Rolf Nagyveleg 40.000 , -Ft Lechoczki , Maria Ofenpest / Budapest 15.000 , -Ft Manner , Martin Moor / Mór 10.000 , -Ft
Mattenheim , Richard Sasswar / Szászvár 5.000 , -Ft
Michelisz , Josef
Manhertz , Matthias
Schomberg / Somberek
Werischwar / Pilisvörösvár
10.000 , -Ft
15.000 , -Ft Mátéfi , Agnes Fünfkirchen / Pécs 4.000 , -Ft Mayer , Otto
Kleinturwall / Biatorbágy
3.000 , -Ft
Mayer , Michael Kokrsch / Kakasd 7.000 , -Ft Müller , Zoltán Ofenpest / Budapest 5.000 , -Ft Nádai , Anna Gara 2.000 , -Ft
Peller , Andrea
Werischwar / Pilisvörösvár
5.000 , -Ft
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