Sonntagsblatt 2/2020 | Page 30

Zwei Handlungen Der Film hat zwei Handlungsstränge, in dem ersten verfolgen wir Maria, eine Nachfahrin von Wojwodina-Deutschen, wie sie auf der Suche nach dem Haus ihrer Großeltern ist. Diese Suche wird um Interviews von Zeitzeugen ergänzt, die ihre Geschichten erzählen und einen Einblick in ihre persönlichen Perspektiven über die frühe Nachkriegszeit geben. Die Geschichte nach der Suche des großelterlichen Hauses ist ein überraschend geringer und schlecht gestalteter Teil des Films. Der Handlungsstrang schafft es weder zu unterhalten noch einen Einblick in die Situation der Nachfahren der Wojwodina-Deutschen zu geben, während er im zweiten Teil der Laufzeit vollkommen vom Originalthema abweicht und auf lächerliche Weise versucht Spannung zu erzeugen. Die Augenzeugenberichte sind der aufschlussreichere Teil des Films, wobei anstatt den Fokus auf die konkreten Fakten und politischen Ereignisse der unmittelbaren Nachkriegszeit zu lenken, die einzelnen Geschichten und Erlebnisse im Rampenlicht stehen. Parallelen und Unterschiede Es ist interessant zu beobachten, welche Elemente der Erzählungen - auch aus den mit ungarndeutschen Zeitzeugen gemachten Interviews bekannt - vorkommen. Die historischen Gemeinsamkeiten auf Grund des Zusammenlebens in der Donaumonarchie sind selbstverständlich, Unterschiede lassen sich lediglich auf geographische und ethnographische Abweichungen zurückführen. Die prekäre politische Lage der deutschen Minderheiten im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit wird leider nicht genug thematisiert. Die großen Abweichungen beginnen mit der Evakuation der Region am Ende des 2. Weltkrieges, in dessen Folge in etwa die Hälfte der Wojwodina-Deutschen die Region verlassen hat. Nach dem Ende des Krieges folgte das Martyrium der Zurückgebliebenen, welches viele nicht überlebt haben. Die Interviews erzählen über die Grausamkeiten der Internierungslager, den Hunger, die Zwangsarbeit und die Kälte, die die Opfer des neuen jugoslawischen Regimes durchstehen mussten. Traumatisierend wirkte sich auch das Verbot die Muttersprache zu benutzen, die Kollektivschuld und die Enteignung von Hab und Gut auf die Überlebenden der Lager aus. Ein schweres Erbe Verblüfft hat mich der Moment, in dem Maria die Fotos von Gedächtnisstatuen des Zweiten Weltkrieges im alten Haus ihrer Großeltern an die Wand hängt. Der Grund dafür wurde mir bis zum Ende des Films nicht klar. In den finalen Minuten erzählen die Befragten über das Verhältnis des heutigen Serbien zu den Ereignissen von vor über 75 Jahren. Es wird recht schnell klar, dass ein Großteil der Repressionen und Gräueltaten nicht aufgearbeitet worden ist und auch noch heute teilweise als Tabuthema gilt. In diesem Kontext habe ich verstanden, dass die Szene mit den Fotos die Unwissenheit der Filmemacher über den eigentlichen historischen Hintergrund hervorhebt. Vielleicht ist auch das ein Grund, wieso die Interviews allesamt auf Serbisch geführt wurden. Fazit zu schenken, jedoch kann er nichts Eigenes mit dem Thema in seiner Handlung anfangen. Der eigentliche Wert des Films liegt nicht in der sinnfreien Handlung, sondern vielmehr in den Geschichten der Zeitzeugen. Aus diesem Grund möchte ich „Die Donauschwaben“ jedem empfehlen, der sich mit den Einzelschicksalen der Wojwodina-Deutschen auseinandersetzten möchte oder daran interessiert ist, wie es den deutschen Minderheiten südlich der ungarischen Grenze im Vergleich zu den Ungarndeutschen erging. Den Film kann man unter vimeo.com (Suchbegriff: Mandragora film / Die Donauschwaben) kostenfrei ansehen. Spenden für das Sonntagsblatt Spenden aus Ungarn Deutsche Selbstverwaltung Deutsche Selbstverwaltung Deutsche Selbstverwaltung Deutsche Selbstverwaltung Deutsche Selbstverwaltung Deutsche Selbstverwaltung vom 14.02.2020 bis 24.05.2020 Weindorf/ Pilisborosjenő Wetschesch/Vecsés Taat/Tát Gahling/ Máriakálnok Ungarischbohl/ Magyarbóly Roggendorf/ Kiszsidány 5.000,- Ft 40.000,- Ft 5.000,- Ft 10.000,- Ft 10.000,- Ft 5.000,- Ft Balogh, Andreas Dr. Ofenpest/Budapest 8.000,- Ft Bánóczy- Steierlein, Ilona Emese, Anna Hock, Rudolf Ofenpest/Budapest Werschend/ Versend Simmartin/Szigetszentmárton 1.000,- Ft 5.000,- Ft 3.000,- Ft Horváth, Sándor Dr. Fünfkirchen/Pécs 2.000,- Ft Kollar, Albin Dunakeszi 2.000,- Ft Köhler, Peter Bonnhard/Bonyhád 5.000,- Ft Krisch, Magdalena Ödenburg/Sopron 15.000,- Ft Mattenheim, Richard Saswar/Szászvár 3.000,- Ft Mayer, Michael Bisch. em. Kokersch/Kakasd 16.000,- Ft Mayrhofer, Manfred Ofenpest/Budapest 100,- EUR Nadai, Anna Gara 2.000,- Ft Pencz, Kornel Dr. Baaja/Baja 3.000,- Ft Pencz, Rudolf Baaja/Baja 25.000,- Ft Seereiner, Tibor Ofenpest/Budapest 5.000,- Ft Troszt, Martha Bawaz/Babarc 5.000,- Ft Veszelka-Maul, Martha Deutschbohl/Bóly 2.000,- Ft Wenn wir die oben erwähnten Bedenken außer Acht lassen, schafft der Film es zwar der fast vergessenen und stillgeschwiegenen Geschichte der Wojwodina-Deutschen Aufmerksamkeit 30 SoNNTAGSBLATT