Sonntagsblatt 2/2020 | Page 12

in der Armee weiter liefern; wir wollen auch nicht zugeben, dass das Reich, unsere glorreiche Dynastie Habsburg, auseinanderfällt. Das aber wäre die Folge, wenn der nationale Hader auch in die Armee getragen würde. Wenn wir unser Blut für König und Vaterland opfern und im Donner der Schlacht dem Tod ins Auge sehen, dann soll deutscher Geist unsere Truppen führen, das fordern wir im Interesse von Thron und Vaterland. 86. Auf was sollen wir Deutschungarn insbesondere bei den Wahlen schauen? Dass wir nur Deutschungarn wählen: Anständige Männer, die unsere Muttersprache reden, die auch deutsches Mutterblut in den Adern haben und die darum ein Verständnis für unsere Not haben und im Reichstag unsere Sprache und unsere Rechte verteidigen! man uns und reißt unsern Kindern die deutsche Zunge aus. 92. Was ist die Pflicht eines Staates? Jeden seiner Staatsbürger mit gleichem Maße zu messen! Was tut man aber bei uns? Man misst mit zweierlei Maß. Zum Beispiel parzelliert der Staat Güter und gibt für billiges Geld Felder an Magyaren, nie an Deutsche oder anderssprachige Mitbürger. Selbst wenn die Staatsgüter in der Nähe deutscher Dörfer sind, gibt der Staat sie nicht dem deutschen Landmann, der ohnehin zu wenig Feld hat und einen viel besseren Preis geben würde. Nein! Er verschleudert die Felder um einen Spottpreis an Magyaren, nur um zu magyarisieren, um inmitten der deutschen Dorfgemarkungen Magyaren anzusiedeln, um dann die Deutschen eher magyarisieren zu können. Aus diesem Vorgehen ist ersichtlich, dass nicht wir Deutsche staatsfeindlich sind, sondern die Staatsregierung selbst ist uns Deutschen feindlich. 87. Was soll der Deutsche machen bei Wahlen in einem Wahlbezirk, wo Serben, Kroaten, Slovaken, Rumänen oder Ruthenen wohnen? Der Deutsche soll sich mit Serben, Slovaken, Kroaten, Rumänen oder Ruthenen verbinden gegen die Magyaren; weil man ja den andern Nationen auch ihre Sprache nehmen will, so sind das unsere natürlichen Verbündeten gegen die, die uns unterdrücken wollen. 88. Was wird geschehen, wenn wir den Magyaren weiter die Alleinherrschaft überlassen? Jetzt herrscht schon großes Elend, aber wenn weiter magyarisiert wird, da kommt in 10 bis 20 Jahren eine Verelendung über Ungarn als Folge der magyarischen Wirtschaft, gegen die das jetzige Elend noch gar nichts ist. 89. Wie soll sich der Deutschungar benennen und benehmen, wenn er unter andere Nationen kommt? Er soll sich immer stolz einen Deutschen oder Deutschungarn nennen, denn in der ganzen Welt ist der Deutsche hochgeachtet, während man als Magyare sehr geringe Ehre aufhebt, ja die meisten Leute außerhalb Ungarns wissen nicht einmal, was die Magyaren für eine Rasse oder Nation sind. Die Nation ist ja so klein, dass man nie was Rechtes von ihr hört. Für die Menschheit, für Wissenschaft und Kunst, haben die Magyaren nichts geleistet, während die deutsche Rasse der Welt die größten Gelehrten, Dichter und Künstler gegeben hat. Es ist also eine große Ehre, zum deutschen Volke zu gehören, das über die ganze Welt verbreitet ist. 90. Warum zahlen wir so schrecklich viel Steuern im Lande? Weil das Magyarisieren so viel Geld kostet, und die sogenannten „Patrioten”, die magyarisieren, das arme Vaterland, wo sie nur können, anzapfen, das heißt bestehlen. Denn warum sollte man denn ein Patentpatriot sein, wenn man nicht einmal stehlen, betrügen und das Volk bedrücken darf? Da setzt man überall Obergespäne, Vizegespäne, Oberstuhlrichter, Stuhlrichter, Notäre, Schullehrer und sonstige Beamte hin, die dumm und faul sind und nie etwas arbeiten wollen. Und wollten sie auch arbeiten, sie können es nicht, weil sie nichts verstehen. Sie können nur eins: Magyarisieren. Mit Hilfe unseres eigenen Geldes, unserer Steurergulden, wollen sie uns unsere Zunge herausreißen, unsere Seele verderben und unsere Muttersprache rauben. 91. Für was ist der Deutsche doch den magyarischen Herren gut? Um recht viel Steuern zu zahlen, dazu sind wir grad gut. Denn der Deutsche zahlt in Ungarn die meisten Steuern, weil er am besten wirtschaftet und darum das meiste Vermögen hat. Der magyarische Herr bringt es in der Wirtschaft nie zu etwas, weil er dumm und faul ist. Und doch nennt er den Deutschen „dumm“, er sagt ja immer: ’buta sváb’. Aber ich glaube, der Dumme ist er. Mit unseren Steuern wirtschaftet er dann drauf los, was nur das Zeug hält, dass das Land früher oder später bankerott werden muss. Mit unserem Gelde aber magyarisiert 93. Warum wandern so viele Leute aus dem Lande aus, ist vielleicht kein Platz mehr im Lande? Oh, Platz wäre schon genug, wenn man arbeiten wollte und den Reichtum des Landes ausnützen wollte. Die Leute wandern aus, weil nichts fürs Volk geschieht, weil das Parlament nur ein Herren-, Fischkalen- und Adelsparlament ist und die Herren sich dort mit nichts anderem als mit der Magyarisierung der Landesbewohner beschäftigen, das heißt: Ihre ganzen Staatsideen erschöpfen sich in dem Gedankenkreise, wie man je schneller je mehr Deutschen, Rumänen, Slovaken und Serben die Zungen ausreißen könnte. 94. Man predigt immer Hass gegen Österreich, ist das recht? Nein, denn wir müssen im Gegenteil zusammenhalten mit Österreich. 95. Ist das wahr, dass Österreich Ungarn hasst und es zugrunde richten will? Nein! Österreich hasst nicht Ungarn und ist nicht der Feind Ungarns. Es hasst nur die großmäuligen magyarischen Aristokraten und Advokaten, die ja auch unsere Todfeinde sind. Warum möchten auch die Wiener und die anderen Deutschen Österreichs uns Deutschungarn feind sein? Wir sind ja ein Blut – ein Volk. 96. Ist es wahr, dass Österreich uns alles Geld wegnimmt? Nein, das Geld frisst die niederträchtige Magyarisierung und die magyarische Misswirtschaft auf. Dafür braucht man einen Sündenbock und Deckmantel und die schlauen magyarischen Herren benutzen dazu Österreich und schieben das ganze Elend im Land dem schlimmen Österreich in die Schuhe, das Elend, das nur die magyarischen Herren verschuldet haben. 97. Wäre es gut, wenn Ungarn politisch sich ganz von Österreich trennen würde? Nein, denn erstens: Weder Österreich noch Ungarn können selbständig, für sich allein bestehen. Alle zwei Staaten würden auseinandergerissen werden, denn jeder ist allein zu schwach, um zu bestehen. Wir Deutschungarn würden aber dann zugrunde gehen. Zweitens müssten wir die Kosten für das Militär und die auswärtigen Angelegenheiten tragen. Darum müssten wir um 200 Millionen mehr Steuern zahlen, so würden wir sicher alle zu Bettlern gemacht. Ein Staat aber, dessen Bewohner zugrunde gerichtet sind, muss zur Beute seiner Nachbarn werden. 98. Wie soll sich ein Deutschungar gegen die 48-er Partei stellen? Jeder Deutschungar soll sich’s ins Herz hineinschreiben, dass die 48-er Partei allem Deutschen todfeind ist und dass er seine Stimme jeder Partei eher geben darf wie den 48-ern. 99. Wäre ein selbständiges Zollgebiet gut? Nein, denn wohin sollten wir Frucht, Obst, Wein, Pferde, Rinder, überhaupt unsere Rohprodukte verkaufen? 12 SoNNTAGSBLATT