nachschaute, wie man sich damals mit den von Minderheiten
bewohnten Regionen beschäftigte. Überraschend musste ich
feststellen, dass fachlich gesehen die Problemerkennung voll
zutreffend war.
Auch damals waren diese Regionen (Komitat Bekesch für die
Slowaken, Grenzregionen an der Drau für die Kroaten und die
Ostbranau für die Deutschen) von Abwanderung und wirtschaftlicher
Abwicklung betroffen. Neben der Förderung der Erhaltung
der kulturellen Andersartigkeit hielten die Verfasser die Wirtschaftsförderung
dieser Regionen für besonders wichtig. Noch
interessanter fand ich, dass man sich vorgenommen hatte, dass
man eigenständige Förderprogramme für die jeweilige Minderheit
entwickeln wollte, deren Budget mit Quellen aus dem Mutterland
hätte ergänzt werden sollen.
Natürlich wissen wir heute, dass diese Pläne nur Makulatur
blieben, verwirklicht wurde davon nichts. Bemerkenswert war
aber die Idee, die inhaltlich der der Bürgerinitiative des Szekler
Nationalrats ähnelt und erreichen wollte, dass die Regionen
mit Minderheitenbevölkerung zusätzliche Gelder für Wirtschaftsentwicklung
direkt aus Brüssel bekommen sollten. Nach diesem
Plan hätte man in Ungarn etwas Ähnliches entwickeln können.
Es kam aber anders. Nach 2010 wurden aus dem neuen Entwicklungsplan
diese Ideen entfernt. Die Wirtschaftsförderung der
von Minderheiten bewohnten Regionen war nach Auffassung
dieses Plans die Aufgabe der Mutterländer, Ungarn wollte da nur
eine Koordinierungsrolle einnehmen. Die Realität kennen wir:
Es kommen keine großen Investitionen weder aus Deutschland
noch aus Österreich in die Regionen, besser gesagt nicht in die
Siedlungsgebiete der Donauschwaben.
Das Beispiel Südtirol zeigt am besten, wie wichtig die gute wirtschaftliche
Situation einer Region für den Schutz der Minderheiten
ist. Nicht aus Versehen hat der Szekler Nationalrat eine
europäische Bürgerinitiative gestartet, um mehr Geld für die
Wirtschaftsförderung in den Minderheitenregionen direkt von der
EU bekommen zu können. Die ungarndeutsche Führung sollte
das langsam auch einsehen: Alleine mit kultureller Unterstützung
kann die ungarndeutsche Zukunft nicht gerettet werden.
Zeitgeschehen-Geschichte
Deutschungarischer Katechismus
von Otto-Hermann Krause
Der Deutschungarische Katechismus ist ohne Zweifel ein Produkt
der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Nach
dem Ausgleich 1867 verstärkten sich die nationalistischen Töne
in Politik und Öffentlichkeit, Ziel war die Assimilierung der Minderheiten
im Ungarischen Königreich. Der Publizist und Ministerialbeamte
Otto-Hermann Krause aus Paumasch/Pomáz wollte
diesen Tendenzen entgegentreten und verfasste den Deutschungarischen
Katechismus, ein Frage-Antwortkatalog, der in Wien
gedruckt in Heftform im ganzen Land verbreitet werden sollte.
Wahrlich wirken manche Formulierungen und Sichtweisen auf
uns befremdend und rufen womöglich Protest im Inneren hervor,
insbesondere die negative Beschreibung der Rolle der Madjaren,
die Überbewertung alles Deutschen und die rassistischen
Ansichten/Textpassagen, dennoch sollte man dieses Schriftstück
stets in seinem historischen Kontext betrachten. In der
vergangenen Ausgabe des Sonntagsblattes (04/2019) haben wir
einen Beitrag zu den Entstehungszusammenhängen des Katechismus
veröffentlicht. Den Deutschungarischen Katechismus
veröffentlichen wir in zwei Teilen. Es folgt Teil 2 mit den letzten
51+1 Fragen und Antworten.
SoNNTAGSBLATT
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52. Haben die anderen Völker auch diese Rechte?
Ja – nur die Magyaren besitzen jetzt ein größeres Recht dadurch,
dass die Amtssprache in den Ministerien und im Landtage
magyarisch ist. Sonst aber gebührt ihnen kein Recht, sie
haben ohnedies zu viel und trotzdem nehmen sie sich noch
mehr heraus.
53. Ist der Staat der Menschen wegen oder sind die Menschen
des Staates wegen auf der Welt?
Menschen hat es schon gegeben, bevor es Staaten gab. Die
Menschen haben sich zusammengetan und sich verbunden, um
Ordnung und Sicherheit zu schaffen, sie haben sich Grundsätze
über das ihnen Nützliche und das allen Schädliche gegeben. So
sind die Gesetze entstanden. Der Staat aber, eine Vereinigung
von Menschen, muss solche Gesetze besitzen, wie sie den
Bedürfnissen seiner Bewohner entsprechen. Wenn eine Minderheit
allein die Gesetze gibt und den anderen aufzwingt, so ist
das eine Gewaltherrschaft, die die Gesetzesform missbraucht.
54. Was sind die zehn Gebote eines Deutschungarn?
1. Sprich, wo du kannst, nur deutsch.
2. Heirate nur ein deutsches Mädchen.
3. Mit deinen Kindern sprich nur deutsch; lehre sie nur deutsch
beten und trachte, sie in deutsche Schulen zu schicken oder
wenigstens, wenn es keine solchen Schulen im Ort gibt, in
Schulen, wo man auch deutsch lehrt.
4. Halte deine Religion hoch und ehre die Religion anderer, geh
aber nur in deutsche Messen und deutsche Predigten.
5. Sei anständig und ehrlich, dass jeder, auch der Anderssprachige,
dich als Deutschen achtet.
6. Achte die Sprache anderer Leute, die deine aber mehr wie
alle andern.
7. Im Gemeindehaus sollst du deutsch sprechen, darum musst
du nur so einen Notär dulden, der auch Deutsch kann.
8. Mit deinen Knechten, Dienstleuten sprich nur deutsch, denn
der mein Brot isst, soll in meiner Sprache mit mir reden.
9. Halt dir eine anständige deutsche Zeitung.
10. Lass dich bei Abgeordnetenwahlen nicht bestechen und gib
nur dem deine Stimme, der offen sagt, dass er für die Rechte
der Deutschen kämpfen will.
55. Was ist das heiligste auf der Welt?
Die Muttersprache, das Mutterblut! Sie sind heiliger selbst wie
die Religion, denn eine Religion, die Formen des Glaubens,
kann man wechseln, die Sprache und das Blut aber nicht.
56. Kann ein Deutscher überhaupt Magyare werden?
Nein, ebenso wenig wie man sich eine andere Mutter oder
einen anderen Vater oder gar ein anderes Gesicht verschaffen
kann, als man hat, kann man aus der deutschen Haut herausfahren
und statt des deutschen Blutes magyarische Blut in die
Adern lassen.
57. Ist ein Deutscher, Serbe, Slovaker oder Rumäne, weil er
in Ungarn geboren ist, ein Magyare?
Das behaupten ja unsere sogenannten Patrioten. Einem solchen
aber soll man sagen? Ist ein Füllen, das in einem Kuhstall
geworfen wird, kein Pferd? Oder kann man auf eine Eiche
Paprika pfropfen?
58. Ist es eine Sünde, die Muttersprache zu vernachlässigen?
Mehr wie eine Todsünde, denn die Muttersprache ist so wie das
Mutterblut von unserem Herrgott gegeben und der sie missachtet,
missachtet Gott! Er schädigt die Kinder fürs ganze Leben.
Denn nur dann können sie anständige, gescheite, nützliche
Menschen werden, wenn sie sich in der Muttersprache ausbilden
können.
(Fortsetzung auf Seite 10)
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