Sonntagsblatt 2/2019 | Page 30

Rahmen der Leserbriefe nicht zu sprengen, halte ich es für an- gebracht, meine Stellungnahmen über mehrere Kurzkommenta- re zu verteilen. Auf jeden Fall sollte die Frage der Attraktivität der beiden ungarischen rechtskonservativen Parteien bei den in Ungarn lebenden (von der Vertreibung verschonten) „Restdeut- schen“ von der Wertung der in Vergangenheit und Gegenwart gebotenen Freiheiten im Sprachgebrauch getrennt werden. Das letztere „steinige Feld“ werde ich im nächsten Leserbrief zu be- arbeiten versuchen. Bleiben wir bei den Parteien! Ich selbst bin in keinem Land Mitglied einer politischen Partei. Ob ich mir trotz- dem anmaßen darf, die Rolle des „ehrlichen Maklers“ zu beset- zen, mag der Leser entscheiden. Der für die Ödenburger Donauschwaben (angeblich) überra- schende Eintritt Brenners in die JOBBIK war Anlass für Till, sei- nen Beitrag „Angekommen„ ins SB zu setzen. Seine Verwunde- rung kann ich sogar verstehen; auch ich (der Vertriebene), der in des Lebens Frühlingstagen dieses schöne Land noch seine Heimat nennen durfte, war nicht wenig überrascht, als ich „en passant“ - im 21. Jahrhundert – erfuhr, dass Donauschwaben aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis entweder in der Fidesz oder in der Jobbik ihre „politische Heimat“ gefunden hat- ten. Wenn ich mit meinem Freund Till gelegentlich Verständigungs- schwierigkeiten hatte, konnten wir diese fast stets ausräumen; auch hier (in seinem Bericht) hege ich den Verdacht, dass jeder von uns das Wort „Überraschung“ im anderen -- wenn nicht gar im konträren -- Sinne verstanden wissen wollte! Ich würde mich, z. B., wundern, wenn mein Freund Till den der- zeitigen ungarischen Staatslenker Orbán deshalb als einen ver- nünftigen Staatsmann einstufte, weil er: -- (zusammen mit USA, Australien, Brasilien, Israel und anderen) den „UN - Migration- pakt nicht unterschrieben oder -- die Organisation eines Dol- lar-Milliardärs aus dem Land gejagt hat. Trotz Tills Klagen über (angeblich längst versprengte) Grüpp- chen, die -- in Erinnerung an „Trianon“ -- Transparente wie ein „historisches Mantra“ (Till-Sprech), das Signum „Reconquista Hungaria“ (Puhl-Sprech) vor sich hertragen, scheint mein Freund Hans -- wenn ich ihn diesmal richtig verstünde -- auf Jobbiks Kraft -- in einer Koalition mit Fidesz zu setzen!? Brenner nährt -- eher unbewusst -- die Till‘schen Hoffnungen mit den Versen: „Die Or- bán-Partei Fidesz und Jobbik haben auf der politischen Palette die Plätze getauscht und das nicht vorgestern“. Das verstehe, wer will. Brenner meint wohl das Wählerverhalten zu Gunsten der Jobbik. Mit keinem Wort leugnet er allerdings die geistige Verwandtschaft beider Parteien. Damit habe ich persönlich keine Probleme! Ich werde erst die Streitaxt schwingen, wenn die in meiner frühen Jugendzeit losgelassene Krake der Sprachbehinderung für - ca. 200 Jahre in Ungarn lebende - Deutsche wieder drohen sollte. Den gleichen festen Willen dürfen wir getrost bei unseren zwei deutschen Helden annehmen. Es kann aber auch nicht scha- den, wenn sich zwei tapfere Deutsche gegenseitig anspornen. In diesem Sinne interpretiere ich die Schlusssätze des ersten Abschnitts seines Beitrags: „So versäumt Brenner auch nicht im Interview darauf hinzuweisen, dass er es als Intellektueller für seine Pflicht erachte, der Diktatur des Einparteiensystems ent- gegenzutreten.“ Der Leser staunt, der Interpret des „Theaters“ wundert sich. Till wünscht sich – so scheint es -- eine starke Job- bik, der er zutraut, „Orbáns autoritäre Alleinherrschaft“ -- rechts überholend -- zu brechen. Also setzt Till auf die „klaren Worte“ des „eloquenten geistigen Überfliegers und frisch-gewählten Jobbik-Politikers Brenner“ seine Hoffnungen (auf die Befreiung von Orbáns Joch)!? Tills Wunsch und Aufforderung an Brenner, nun endlich loszu- schlagen, ist in seinem Schlusssatz unverkennbar: „Wir werden aufmerksam verfolgen, wie weit Koloman Brenner seinen Worten Taten folgen lassen wird (bzw. kann)“. Da werde ich an einen - von meinen englischen Freunden häufig gebrauchten – Satz erinnert: „He wants the cake and eat it“. Besser verstanden wird wohl der deutsche Spruch: „Er will den Teufel mit dem Beelzebub austreiben“. 30 Ja, lieber Hans, könnte es nicht sein, dass Du mit Deinem „AN- GEKOMMEN“ nicht doch ein wenig „hochgestapelt“ hast? Nun, ich will mich nicht als Richter aufspielen, aber mir als dem Na- turwissenschaftler fällt auf, dass es der Sache undienlich war, unserem Landsmann, dem namhaften Germanisten Brenner mit Injurien zu begegnen (die der Getroffene ohnehin – zu seinem Vorteil -- geschickt zu parieren verstand). Wie gekonnt und sachlich präzise Du einen Sachverhalt darzustellen in der Lage bist, hast Du doch in Deinem „Visszaszököttek“ glänzend bewie- sen. Wiss. Dir. Andreas Puhl, Bad Liebenzell s Aufruf JBG-Studienfahrt nach Siebenbürgen 03. - 07. Oktober 2019 „Auf den Spuren von Honterus” Die Jakob Bleyer Gemeinschaft möchte die Reihe erfolgreicher Studienfahrten zu den deutschen Minderheitengemeinschaften in den Nachbarländern auch in diesem Jahr fortsetzen. Nach der Vojvodina-Fahrt im vergangenen Jahr führt unser Weg dies- mal in den siebenbürgischen Königsboden bzw. ins Burzenland. Geplantes Programm: 1.Tag: Anreise, Vortrag/thematische Einführung 2.Tag: Stradtrundgang in Hermannstadt, Treffen mit Vertretern der Siebenbürger Sachsen, Besuch in Heltau und Neppendorf 3.Tag: Rundfahrt auf dem Königsboden (Birthälm-Malm- krog-Schässburg-Deutsch-Weißkirch) 4.Tag: Besuch in Kronstadt, Treffen mit Vertretern der evangeli- schen Honterusgemeinde, Gedenken am Honterus-Denkmal 5.Tag: Heimfahrt über Temeswar Voraussichtliche Teilnahmegebühren (Busfahrt und Unterkunft): 35.000 Ft Anmeldung über [email protected] Jugendliche und JBG-Vereinsmitglieder werden bei der Anmel- dung bevorzugt berücksichtigt, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Studium oder in Ausbildung ist auch das Gewähren eines Zuschusses möglich. Spenden für das Sonntagsblatt Spenden aus Ungarn vom 19.11.2018 bis 01.02.2019 Deutsche Selbstverwaltung Ratzpeter/Újpetre 10.000,- Ft Bardos, Katharina Deutschbohl/Bóly 1.000,- Ft Brenner, Koloman Dr. Hanselbek/Érd 10.000,- Ft Bauer, Egon Gran/Esztergom 5.000,- Ft Bauer, Bence Ofenpest/Budapest 4.444,- Ft Czirjak, Josef Dr. Fünfkirchen/Pécs 10.000,- Ft Erdei, Franz Moor/Mór 10.000,- Ft Erdősi, Andreas Ofenpest/Budapest 2.000,- Ft Hambuch, Gerda Ofenpest/Budapest 30.000,- Ft SoNNTAGSBLATT