Rahmen der Leserbriefe nicht zu sprengen, halte ich es für an-
gebracht, meine Stellungnahmen über mehrere Kurzkommenta-
re zu verteilen. Auf jeden Fall sollte die Frage der Attraktivität
der beiden ungarischen rechtskonservativen Parteien bei den in
Ungarn lebenden (von der Vertreibung verschonten) „Restdeut-
schen“ von der Wertung der in Vergangenheit und Gegenwart
gebotenen Freiheiten im Sprachgebrauch getrennt werden. Das
letztere „steinige Feld“ werde ich im nächsten Leserbrief zu be-
arbeiten versuchen. Bleiben wir bei den Parteien! Ich selbst bin
in keinem Land Mitglied einer politischen Partei. Ob ich mir trotz-
dem anmaßen darf, die Rolle des „ehrlichen Maklers“ zu beset-
zen, mag der Leser entscheiden.
Der für die Ödenburger Donauschwaben (angeblich) überra-
schende Eintritt Brenners in die JOBBIK war Anlass für Till, sei-
nen Beitrag „Angekommen„ ins SB zu setzen. Seine Verwunde-
rung kann ich sogar verstehen; auch ich (der Vertriebene), der
in des Lebens Frühlingstagen dieses schöne Land noch seine
Heimat nennen durfte, war nicht wenig überrascht, als ich „en
passant“ - im 21. Jahrhundert – erfuhr, dass Donauschwaben
aus meinem Bekannten- und Verwandtenkreis entweder in der
Fidesz oder in der Jobbik ihre „politische Heimat“ gefunden hat-
ten.
Wenn ich mit meinem Freund Till gelegentlich Verständigungs-
schwierigkeiten hatte, konnten wir diese fast stets ausräumen;
auch hier (in seinem Bericht) hege ich den Verdacht, dass jeder
von uns das Wort „Überraschung“ im anderen -- wenn nicht gar
im konträren -- Sinne verstanden wissen wollte!
Ich würde mich, z. B., wundern, wenn mein Freund Till den der-
zeitigen ungarischen Staatslenker Orbán deshalb als einen ver-
nünftigen Staatsmann einstufte, weil er: -- (zusammen mit USA,
Australien, Brasilien, Israel und anderen) den „UN - Migration-
pakt nicht unterschrieben oder -- die Organisation eines Dol-
lar-Milliardärs aus dem Land gejagt hat.
Trotz Tills Klagen über (angeblich längst versprengte) Grüpp-
chen, die -- in Erinnerung an „Trianon“ -- Transparente wie ein
„historisches Mantra“ (Till-Sprech), das Signum „Reconquista
Hungaria“ (Puhl-Sprech) vor sich hertragen, scheint mein Freund
Hans -- wenn ich ihn diesmal richtig verstünde -- auf Jobbiks Kraft
-- in einer Koalition mit Fidesz zu setzen!? Brenner nährt -- eher
unbewusst -- die Till‘schen Hoffnungen mit den Versen: „Die Or-
bán-Partei Fidesz und Jobbik haben auf der politischen Palette
die Plätze getauscht und das nicht vorgestern“. Das verstehe,
wer will. Brenner meint wohl das Wählerverhalten zu Gunsten
der Jobbik. Mit keinem Wort leugnet er allerdings die geistige
Verwandtschaft beider Parteien. Damit habe ich persönlich
keine Probleme!
Ich werde erst die Streitaxt schwingen, wenn die in meiner frühen
Jugendzeit losgelassene Krake der Sprachbehinderung für - ca.
200 Jahre in Ungarn lebende - Deutsche wieder drohen sollte.
Den gleichen festen Willen dürfen wir getrost bei unseren zwei
deutschen Helden annehmen. Es kann aber auch nicht scha-
den, wenn sich zwei tapfere Deutsche gegenseitig anspornen.
In diesem Sinne interpretiere ich die Schlusssätze des ersten
Abschnitts seines Beitrags: „So versäumt Brenner auch nicht im
Interview darauf hinzuweisen, dass er es als Intellektueller für
seine Pflicht erachte, der Diktatur des Einparteiensystems ent-
gegenzutreten.“ Der Leser staunt, der Interpret des „Theaters“
wundert sich. Till wünscht sich – so scheint es -- eine starke Job-
bik, der er zutraut, „Orbáns autoritäre Alleinherrschaft“ -- rechts
überholend -- zu brechen. Also setzt Till auf die „klaren Worte“
des „eloquenten geistigen Überfliegers und frisch-gewählten
Jobbik-Politikers Brenner“ seine Hoffnungen (auf die Befreiung
von Orbáns Joch)!?
Tills Wunsch und Aufforderung an Brenner, nun endlich loszu-
schlagen, ist in seinem Schlusssatz unverkennbar: „Wir werden
aufmerksam verfolgen, wie weit Koloman Brenner seinen Worten
Taten folgen lassen wird (bzw. kann)“. Da werde ich an einen
- von meinen englischen Freunden häufig gebrauchten – Satz
erinnert: „He wants the cake and eat it“. Besser verstanden wird
wohl der deutsche Spruch: „Er will den Teufel mit dem Beelzebub
austreiben“.
30
Ja, lieber Hans, könnte es nicht sein, dass Du mit Deinem „AN-
GEKOMMEN“ nicht doch ein wenig „hochgestapelt“ hast? Nun,
ich will mich nicht als Richter aufspielen, aber mir als dem Na-
turwissenschaftler fällt auf, dass es der Sache undienlich war,
unserem Landsmann, dem namhaften Germanisten Brenner mit
Injurien zu begegnen (die der Getroffene ohnehin – zu seinem
Vorteil -- geschickt zu parieren verstand). Wie gekonnt und
sachlich präzise Du einen Sachverhalt darzustellen in der Lage
bist, hast Du doch in Deinem „Visszaszököttek“ glänzend bewie-
sen.
Wiss. Dir. Andreas Puhl, Bad Liebenzell
s
Aufruf
JBG-Studienfahrt
nach Siebenbürgen
03. - 07. Oktober 2019
„Auf den Spuren von Honterus”
Die Jakob Bleyer Gemeinschaft möchte die Reihe erfolgreicher
Studienfahrten zu den deutschen Minderheitengemeinschaften
in den Nachbarländern auch in diesem Jahr fortsetzen. Nach
der Vojvodina-Fahrt im vergangenen Jahr führt unser Weg dies-
mal in den siebenbürgischen Königsboden bzw. ins Burzenland.
Geplantes Programm:
1.Tag: Anreise, Vortrag/thematische Einführung
2.Tag: Stradtrundgang in Hermannstadt, Treffen mit Vertretern
der Siebenbürger Sachsen, Besuch in Heltau und Neppendorf
3.Tag: Rundfahrt auf dem Königsboden (Birthälm-Malm-
krog-Schässburg-Deutsch-Weißkirch)
4.Tag: Besuch in Kronstadt, Treffen mit Vertretern der evangeli-
schen Honterusgemeinde, Gedenken am Honterus-Denkmal
5.Tag: Heimfahrt über Temeswar
Voraussichtliche Teilnahmegebühren (Busfahrt und Unterkunft):
35.000 Ft
Anmeldung über [email protected]
Jugendliche und JBG-Vereinsmitglieder werden bei der Anmel-
dung bevorzugt berücksichtigt, bei Jugendlichen und jungen
Erwachsenen im Studium oder in Ausbildung ist auch das
Gewähren eines Zuschusses möglich.
Spenden für das Sonntagsblatt
Spenden aus Ungarn
vom 19.11.2018 bis 01.02.2019
Deutsche
Selbstverwaltung Ratzpeter/Újpetre 10.000,- Ft
Bardos, Katharina Deutschbohl/Bóly 1.000,- Ft
Brenner, Koloman Dr. Hanselbek/Érd 10.000,- Ft
Bauer, Egon Gran/Esztergom 5.000,- Ft
Bauer, Bence Ofenpest/Budapest 4.444,- Ft
Czirjak, Josef Dr. Fünfkirchen/Pécs 10.000,- Ft
Erdei, Franz Moor/Mór 10.000,- Ft
Erdősi, Andreas Ofenpest/Budapest 2.000,- Ft
Hambuch, Gerda Ofenpest/Budapest 30.000,- Ft
SoNNTAGSBLATT