bestimmte Steinacker das politische Credo der Deutschen für die
kommenden Jahrzehnte in dem von ihm gegründeten Budapes-
ter Tagblatt: „Jawohl, meine Herren! Wir wollen ein neues deut-
sches Blatt sein für das Volk, für diejenigen, mehr Hunderttau-
sende, die sich als Ungarn und loyale Staatsbürger fühlen, aber
gleichzeitig sind sie darauf stolz, dass sie deutsche Bürger sind,
deren Väter für dieses Land bluteten und arbeiteten.” Auch die
heutige Geschichtswissenschaft beurteilt die Rolle Steinackers
präzise: Er war der erste ethnopolitische ideologische Denker,
der die verschiedenen deutschen Volksgruppen von den Hean-
zen über die Donauschwaben bis zu den Siebenbürger Sachsen
in ein Lager führen wollte, um ihnen zuerst ein weit verbreitetes
Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben und danach eine politi-
sche Organisation, später möglicherweise eine konkrete Vertre-
tung zu erkämpfen.
Aktuelles
s
Olivia Schubert, Vorsitzende
der LdU dankt ab
30. April 2019, LdU-Pressedienst
Diese Stimmen des deutschungarischen Rienzi, unseres ersten
Volkstribuns, klangen hingegen in den Ohren der ungarischen
politischen Elite feindlich: Deutschtum und seine Interessen zu
betonen war den höheren Ohren zu „madjarenfeindlich” und ver-
räterisch, obwohl Steinacker mehrmals dem ungarischen Vater-
lande Treue schwor, auch in seinen in Württemberg verbrachten
Jahren. Seine Siebenbürger sächsischen Landsleute waren ge-
zwungen, sein Mandat zu widerrufen.
Wie der Nietzsche’sche Zarathustra, kam der deutschungarische
Feuerbringer zu früh zu seinem Volke. Er zog sich aus der Poli-
tik zurück, ließ sich in Wien nieder und später hier, in Kloster-
neuburg. Er blieb aber nicht tatenlos, diese Erfahrungen gaben
seiner Tätigkeit sogar neuen Schwung. Schnell nahm er Bezie-
hung zum Alldeutschen Verband auf und begann eine Organisa-
tion im Banat und in der Batschka aufzubauen. Resultat dieser
Erfahrungen waren die Ungarländische Deutsche Volkspartei
1906 und eine Zeitung, der Deutschungarische Volksfreund.
Wahrlich, von Anfang an konzentrierte sich Steinacker bei der
politischen Zielsetzung nur auf das Bürgertum, da nach seiner
Überzeugung diese gesellschaftliche Schicht das Nationalgefühl
am besten entwickeln kann. Die Partei erlebte ein relativ schnel-
les Wachstum, landesweit konnte die Partei Kandidaten nomi-
nieren, jedoch konnte sie am Vorabend des Ersten Weltkriegs
nicht erfolgreich sein. Auch im Kreise des europäischen Gesamt-
auslandsdeutschtums erfüllte er die Rolle des Fackelträgers – so
verließ uns vor 90 Jahren, am 19. März 1929, der Klosterneu-
burger Eremit auf ewig.
Manche heben den Misserfolg im Lebenswerk Edmund Stein-
ackers hervor. Wir müssen es zugeben, ja, er konnte viele Vor-
stellungen nicht verwirklichen, aber er war der erste Fackelträger,
der erste Volkstribun, der den Wecker im Kopf des deutschen
Bürgertums einstellte. Zu Jakob Bleyer pflegte er eine für die Zu-
kunft mehr als konstruktive Freundschaft. Steinacker gab Bleyer
die Stafette weiter und die Vision Steinackers wurde mit Verän-
derungen, durch Bleyer in Gießform gegossen.
Unsere Zukunft wird auf
Deutsch geschrieben!
WERDEN SIE MITGLIED DER JAKOB BLEYER
GEMEINSCHAFT FÜR EINE PROSPERIERENDE
UNGARNDEUTSCHE ZUKUNFT!
UNSER SCHICKSAL LIEGT IN UNSEREN
HÄNDEN!
SoNNTAGSBLATT
LdU-Sitzung (Foto: Zentrum.hu)
„Meine Genesung nach meinem schweren Unfall Ende Januar
dauert länger als erwartet, darum trete ich im Interesse der Lan-
desselbstverwaltung und meiner Gesundheit als Vorsitzende der
LdU ab dem 1. Mai zurück; meine Mitgliedschaft in der Vollver-
sammlung möchte ich beibehalten“, teilte Olivia Schubert bei der
Vollversammlungssitzung der LdU am 27. April in Budapest mit.
Über die Nachfolge wird zu einem späteren Zeitpunkt entschie-
den.
Trotz der Tiefe, die der Tod des vorgängigen Vorsitzenden Otto
Heinek verursachte, sei das Wirtschaftsjahr 2018 der LdU plan-
gemäß, ohne Liquiditätsprobleme, mit der Verwirklichung neuer
Investitionen, sowie mit der Einführung eines neuen Stipendien-
programms für Nationalitätenkindergärtnerinnen erfolgreich ver-
laufen – berichtete die Wirtschaftsleiterin. Das höchste Gremium
der Ungarndeutschen entschied zudem auch über die Vergabe
des Direktorposten der Institution Ungarndeutsches Kultur- und
Informationszentrum und Bibliothek: Die Stelle wird auch weiter-
hin die bisherige Leiterin, Monika Ambach bekleiden.
Auch über die Fortsetzung der Renovierung und der Erweite-
rung des Valeria-Koch-Bildungszentrums in Fünfkirchen wurde
Beschluss gefasst. Im Bereich Bildungswesen hat man über die
Möglichkeit der Aufstellung des eigenständigen Ungarndeut-
schen Pädagogischen Instituts sowie auch über die Erweiterung
des 2018 gestarteten neuen Stipendienprogramms für Nationali-
tätenpädagogen eine prinzipielle Entscheidung getroffen.
Im Rahmen der Vollversammlungssitzung präsentierte die zu-
ständige Arbeitsgruppe die Auswahl der von dem Budget der Ot-
to-Heinek-Nachwuchsförderung finanzierten Projekte. Der Fond
wurde 2018 nach dem Tod des Vorsitzenden ins Leben gerufen.
Der Fond finanziert Projekte zur Förderung ungarndeutscher
Jugendlicher. Vorgesehen sind unter anderem ein Otto-Hei-
nek-Preis an junge ungarndeutsche Wissenschaftler sowie eine
zweijährlich zu veranstaltende Nachwuchskonferenz, an der Stu-
dierende zum Thema ihrer Diplom- oder Magisterarbeit referie-
ren.
Der Sommer sei ausgebucht, im Herbst gebe es aber noch freie
Plätze in den nagelneuen, komfortablen Holzhäusern im Iglau-
er Park. Eine Meldung über die Erneuerung des Jugendlagers
in Waschludt wie auch ein Bericht des ungarndeutschen Parla-
mentsabgeordneten Emmerich Ritter standen auf der Tagesord-
nung. Auch der Jugendausschuss der LdU lieferte seinen Be-
richt über die erfolgreiche Jugendkonferenz 2019 in Wesprim,
an der die Teilnehmenden eine Kommunikationsstrategie erstellt
haben, um möglichst viele Jugendliche dazu zu motivieren, sich
an den bevorstehenden Nationalitätenselbstverwaltungswahlen
als Kandidaten zu beteiligen.
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