Sonntagsblatt 2/2019 | Page 27

s Entscheidung getroffen, dass das in Wien ansässige Haus der Heimat in den kommenden Jahrzehnten in ein Vertreibungsmu- seum umgewandelt wird. Weiter auf dem Weg zu zweisprachigen Bahnhofsschildern Zusammenfassend kann man davon berichten, dass die JBG eine lehrreiche Teilnahme am Schulvereinstag hinter sich hat, an dieser Stelle möchten wir uns für die langjährige Unterstützung der ÖLM bedanken. JBG-Nachrichten Von Patrik Schwarcz-Kiefer NIn der letzten Nummer hat die Jakob Bleyer Gemeinschaft da- rüber berichtet, dass unser Verein in Kooperation mit der örtli- chen der Deutschen Selbstverwaltung von Werischwar/Pilisvö- rösvár an der Aufstellung zweisprachiger Bahnhofsschilder am Gebäude des Werischwarer Bahnhofs arbeitet. Die Ungarischen Staatsbahnen (MÁV) haben uns den Ansichtsplan und die ge- naue Parameter zugeschickt, und jetzt wartet die Stadt Werisch- war auf Preisangebote für das Anbringen des Schildes. Mit einem solchen Schritt können wir die Existenz unserer Min- derheit betonen – daher ist das Aufstellen von Bahnhofsschildern in einer einzigen Gemeinde nur der erste Schritt. Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, dass wir nach der Aufstellung des Schildes in Werischwar eine landesweite Initiative starten, damit überall, wo eine zahlenmäßig starke deutsche Minderheit lebt, solche zweisprachige Bahnhofsschilder erscheinen. Darüber hi- naus sind wir offen für eine Zusammenarbeit mit Vertretern der anderen ungarländischen Minderheiten. Jakob Bleyer Gemeinschaft am Schul- vereinstag in Wien Die Vertreter aller deutschen Volksgruppen aus dem ehemaligen Territorium von Österreich-Ungarn versammelten sich für einen Tag in Wien, um die Lage der örtlichen deutschen Minderheiten und des deutschen Sprachunterrichts zu diskutieren. Die Jakob Bleyer Gemeinschaft war auch vertreten, durch den Ehrenvor- sitzenden Georg Krix und die Vorstandsmitglieder Nelu Brade- an-Ebinger und Patrik Schwarcz-Kiefer. So wie alle Teilnehmer hat auch die JBG über die Ereignisse des vergangenen Jahres berichtet, im Mittelpunkt der Präsentation stand das Programm des Edmund-Steinacker-Gedenkjahres. Wie bereits angekündigt, beschäftigt sich die Mitgliedschaft der JBG mit der Ära von Steinacker um das Leben dieser großen Persönlichkeit der breiteren Öffentlichkeit vorstellen zu können. Neben vielen guten Nachrichten wie zum Beispiel die Entwick- lung des Deutschunterrichts in Schlesien oder die Bewahrung des deutschen Erbes in Galizien mussten sich die Teilnehmer auch viel Negatives anhören. Alle deutschen Volksgruppen der Region leiden unter Lehrkräftemangel, und dies scheint alleine mit Geld nicht lösbar zu sein. Es gab Konsens darüber, dass ohne die Unterstützung der Mutterländer (Deutschland und Österreich) durch Humankapital das Minderheitenschulsystem nicht nachhaltig wird. Leider schaut es so aus, dass die Abwan- derung und die Assimilation in den nächsten Jahrzehnten zum Verschwinden der deutschen Gemeinschaften, vor allem in Kroa- tien, führen würden. Die Situation der Landsmannschaften der Vertriebenen in Öster- reich spiegelt auch eine traurige Tatsache wider: Die Erlebnis- generation der Vertreibung stirbt langsam aus, womit auch die Aktivität der Landsmannschaften zurückgeht. Deshalb wurde die SoNNTAGSBLATT 4. SB-Lesertreffen in Paaja abgehalten Von Stefan Pleyer Über das Tragen deutscher Vornamen, ihre Aufführung auf Ur- kunden und bestehende Rechtslücken dachten die Teilnehmer des zum 4. Male veranstalteten Sonntagsblatt-Lesertreffens, diesmal im Nationalitätenzentrum in Paaja, gemeinsam nach, teilweise in Batschkaer Mundart. Das gut besuchte Treffen wur- de durch eine Kooperation zwischen den Paajaer Deutschen und der Jakob Bleyer Gemeinschaft in der Haupstadt der Nord- batschka realisiert. Konklusion: mit Uraltgespenstern der Ver- gangenheit und dem jetzigen „ungarndeutschen” Namensver- zeichnis abrechnen! Nach Wudersch, Fünfkirchen und Budapest besuchte die Re- daktionsgruppe des Sonntagsblattes im März die Batschka und brachten auch eine aktuelle Thematik mit: Für die nächste Sta- tion des SB-Lesertreffens wurde die Haupstadt der Nordbatsch- ka, Paaja, ausgewählt (wie wir von den Einheimischen erfuhren, seien weder Baje noch Frankenstadt richtig, stattdessen sollen die Landsleute die Variante „Paaja” benutzen, wie es unter den hiesigen Deutschen seit jeher geläufig ist), und hatte „das Tra- gen deutscher Vornamen in der ungarndeutschen Gemeinschaft – Tendenzen, Hindernisse und Lösungen” zum Schwerpunkt. Die mit Sonntagsblatt-Logos und einem Bleyerbild dekorierte Veranstaltung hat eine große Zuhörerschaft angezogen, zumal die Paajaer Organisatoren das Lesertreffen der Jakob Bleyer Gemeinschaft mit dem regelmäßig zusammengerufenen Stamm- tisch verbanden. Die Fragestellung erwies sich als provokant genug für die Paajaer: Warum lebt die überwiegende Mehrheit des Ungarndeutschtums mit ihrem gesetzlich verbrieften Recht nicht, die eigenen madjarischen Vornamen gegen deutsche ein- zutauschen oder den Neugeborenen gleich solche zu geben? Was soll der Grund sein? Abwechselnd in Hochdeutsch und in Mundart erläuterten die Batschkaer ihre Meinung. In vielen Fällen wirkten die negativen Erfahrungen aus der Geschichte auf die freie Namenswahl in den ungarndeutschen Familien aus: Viele von den Anwesenden teilten ihre persönlichen Geschichten mit, dass sie heute zwar madjarische Namen tragen würden, aus dem Grunde, weil es für sie in der Zeit des Kommunismus verboten und undurchsetzbar gewesen sei, die deutsche Identität auch in dieser Form zu erle- ben – trotzdem benutzten die Familienangehörigen die deutsche Variante des Vornamen, aber streng nur in den vier Wänden des Elternhauses: Diese negativen Erlebnisse hätten bei den spä- teren Generationen ebenfalls nachgewirkt, und so gerieten die alten namensgeberischen Traditionen in Vergessenheit. Andere Diskussionsteilnehmer hoben den geringen Quellenwert des von der LdU 2015 herausgegebenen Verzeichnisses der un- garndeutschen Vornamen hervor. Zwar besteht seit Jahren die Möglichkeit für die Ungarndeutschen, nur deutsche Namen zu tragen oder die madjarischen zu ergänzen, aber dazu möchte man nach eigenem Bekunden eine glaubwürdige, fachlich so- (Fortsetzung auf Seite 28) 27