Sonntagsblatt 2/2018 | Page 21

Regierung stimmen einen zuversichtlich. Unsere Generation als Dritte des damaligen Gedichts (Der erste hat den Tod, der zweite hat die Not, der dritte erst das Brot) darf die Früchte des Opfers der Ahnen ernten. Das bedeutet aber nicht, dass wir nichts mehr zu tun hätten. Auch unsere Ahnen haben nichts umsonst bekom- men, sie mussten um alles kämpfen. Wir stehen vor einer großen Chance durch die Möglichkeit der parlamentarischen Vertretung. Das könnte gelingen, wenn wir uns zusammentun. Ganz ähnlich wie bei unseren Vorfahren. Das Interview haben wir Anfang diesen Jahres geführt. Bildquelle: Facebook-Seite der Almascher der DNSV. In kleinen Schritten zum Erfolg Die ungarndeutsche Kapelle „Klani Hupf” im Potrait Von Richard Guth Die Kapelle „Klani Hupf“ Volksmusik dringt an diesem kühlen Januarabend aus der „Re- sidenz Laub” in Richtung Hauptstraße. Sechs Musiker zwischen 21 und 91 haben sich erneut versammelt, um in „Opas Stube” einfach zu musizieren. Dabei geht es ihnen bei weitem nicht nur darum Freude für sich und für ihre Fans zu verbreiten: Sie wollen das schwäbische Volksmusik- und -liederbe für die Zukunft ret- ten und ihm neues Leben einzuhauchen. Geschäftiges Treiben erwartet den Besucher des Abends, aber es findet sich dennoch Zeit um sich zwischendurch auszutauschen. ___________________________________________ SB: Klani Hupf – kleiner Sprung – ein etwas ungewöhnlicher Name für eine Kapelle. Würdet ihr uns einen Einblick in den Prozess der Namenswahl gewähren? KH: Klani Hupf ist ein Saarer Tanzschritt, der von Peter Schwei- ninger gesammelt wurde. Wir wollten unbedingt einen Namen wählen, der in unseren Traditionen verwurzelt ist. Jeder hatte darüber eine Vorstellung, es ist ohne Zweifel ein ungewöhnlicher Name, und auch in der Musik geht es oft um kleine Schritte. Wir wollen nicht groß träumen, sondern bodenständig bleiben. Bo- denständig bedeutet für uns auch, dass wir bewusst auf traditio- nelle schwäbische Musik setzen. SB: Auf Eurer Facebook-Seite steht – ausschließlich auf Deutsch -, dass die Gründungsväter der Kapelle Walter Manhertz und Valentin Laub waren. Manhertz klingt nach Werischwar, Laub eher nach Schildgebirgsregion – woher kommen die Mitglieder der Kapelle und was versteht ihr ge- sonntagsblatt nau unter Pflege der ungarndeutschen Volksmusik? KH: Die Mitglieder der Kapelle kommen aus vier Gemeinden: Adam Mecséri aus Saar, die Brüder Valentin und Johann Laub ebenso, Franz Mohl aus Boglar, Adam Szabó aus Kleinturwall und Walter Manhertz in der Tat aus Werischwar. Wir haben ein siebtes Mitglied, Matthäus Czencz, ebenfalls aus Saar, der aber aus beruflichen Gründen im Moment nicht aktiv unsere Arbeit unterstützen kann. Unter Pflege der ungarndeutschen Musik verstehen wir in erster Linie, dass wir Musiksstücke spielen, die ungarndeutschen Ursprungs sind. Wir nehmen ältere Musiksstü- cke aus früheren Notenheften und kontaktieren ältere Musiker. Diese Musikstücke werden dann für diese Besetzung arrangiert. Wir haben auch Musikstücke aus Österreich und Bayern über- nommen, aber der örtlichen Spielweise beziehungsweise Musik- stil angepasst. Was wir hier gesammelt und mit dem Opa von Johann und Valentin, Johann Grósz, durchgesehen haben, ver- teilen wir im Publikum und wir singen diese Lieder gemeinsam. Wir wollen dabei nicht der „Nachfrage auf dem Markt” entspre- chen, sondern durch Authentizität Leute anziehen. SB: Lobenswert finde ich die konsequente Zwei- (bezie- hungsweise Drei-) Sprachigkeit Eurer Facebook-Seite, mit der Tendenz zum Deutschen hin. Welche Rolle spielt für Euch Zweisprachigkeit und insbesondere die deutsche Mundart? KH: Für uns spielt Zwei- beziehungsweise Dreisprachigkeit eine wichtige Rolle. Obwohl wir im Alltag – bis auf Walter – fast nur ungarisch reden, spielt die deutsche Sprache eine zentrale Rol- le, weil wir ja Ungarndeutsche sind. Das ist Teil unseres, jeden- falls musikalischen, Lebens, und das wollen wir nach außen zei- gen. Wir betrachten diese Zweisprachigkeit als unser Eigen und denken dabei stets an unsere Vorfahren, die sagten, dass wir in Ungarn leben, aber schwäbisch beziehungsweise deutsch spre- chen. Durch die intensive Textarbeit sind wir junge Menschen, die ja in erster Linie in der ungarischen Sprache sozialisiert wur- den, der schwäbischen und der deutschen Sprache viel näher- gekommen. SB: Als was würdet ihr euch definieren? Schwaben, Ungarn- deutsche, Ungarn oder Madjaren? KH: Auf der Ebene der Kapelle wollen wir keine Antwort darauf geben. Wir sind der Überzeugung, dass unsere Musik ein klarer Ausdruck unserer Identität ist. SB: Wie seht ihr die gegenwärtige Lage der Ungarndeut- schen, insbesondere der ungarndeutschen Jugend? KH: Wir sehen, dass es durchaus von der Jugend getragene In- itiativen gibt, denken wir an das Werischwarer Heimatwerk, die Tanzgruppe von Saar oder den Chor von Gant, mit den wir bereits gemeinsame Auftritte feierten. Heutzutage führt die schwäbische Jugend ein aktives Leben, und wir denken, dass diese Jugend- lichen die Intelligenz, die bisher nicht sichtbar wurde, darstellen kann. Es ist ein gutes Gefühl, dass wir von solchen Jugendlichen umgeben werden. SB: Zum Schluss eine etwas provokative Frage: Hat das Ungarndeutschtum eine Zukunft? KH: Wir als Kapelle haben hierzu keine profunde Meinung. Aber schauen wir uns einfach die Situation an, in der wir uns gera- de befinden: Wir Jugendliche zwischen 21 und 37 sitzen in der Stube mit dem 91-jährigen Opa zusammen und musizieren ge- meinsam. SB: Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch! 21