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Trauma trotz Torschützenkönig-Titel
Und das trotz der elf Tore von Kocsis, mit denen er überlegen Torschützenkönig geworden war. Obwohl er nie wieder an einer WM teilnahm, ist er noch immer Sechster der ewigen WM-Torschützenliste. Am Ende seiner Nationalmannschaftskarriere hatte er 75 Tore in 68 Spielen erzielt – eine herausragende Statistik in der Kategorie eines Gerd Müller und Eintrittskarte in den Kreis der ganz großen Stürmer.
Und dennoch markierte das Trauma von Bern, zugefügt von Sepp Herberger und Horst Eckel, der Hidegkuti manndeckte, einen Wendepunkt. Der Mannschaftsbus wurde bei der Rückfahrt in der Schweiz aus Angst vor Attacken umgeleitet, der Sohn von Trainer Sebes in der Schule verprügelt, der große Puskás ausgebuht. Und auch das Regime griff durch, verhaftete etwa Torhüter Grosics später wegen Landesverrat.
Flucht zum FC Barcelona
Als sich 1956 die Volkswut im ungarischen Aufstand entlud, flohen viele Stars ins Ausland. Vor der Gewalt, vor dem Regime und vor der Vergangenheit. Puskás heuerte bei Real Madrid an, Czibor gemeinsam mit Kocsis beim FC Barcelona. László Kubala hatte das Duo überredet, nach Katalonien zu kommen.
In Spanien erzielte Kocsis 42 Tore in 75 Spielen, war noch immer das Goldköpfchen, das für Ungarn so brilliert hatte. Und dennoch: Er wurde alt, müde, dachte immer öfter an den Ruhestand. 1965 beendete er dann seine Karriere und eröffnete das Restaurant „ Tete d‘ Or“ in Barcelona, „ Goldkopf“. Er arbeitete kurz als Trainer, genoss das Leben in der Sonne, als 1975 die Diagnose Leukämie das Glück jäh beendete.
Vier Stockwerke in den Tod
Wenig später kam Magenkrebs dazu, Kocsis war schwer krank. Ihm musste der linke Fuß amputiert werden, die vielen Operationen brauchten sein gesamtes Vermögen auf. Im Jahr 1975 war der einstige Superstar, die Ikone, ein gebrochener Mann. Verarmt, verkrüppelt, verzweifelt.
Am 22. Juli starb er durch den harten Aufprall auf dem glühenden Asphalt vor dem Hospital Quironsalud in Barcelona, westlich des Parque Güell. Bis heute ist ungeklärt, ob es ein tragischer Unfall oder der Suizid eines Mannes, der keinen Ausweg mehr sah, war.
30 Jahre wiederbelebter Marienkult in Sandkomor / Homokkomárom
Von Stefan Pleyer
Pilgerfahrt in Sandkomor
Die fromme Tradition der Sandkomorer Pilgerfahrt( Komitat Sala) blickt auf eine reiche und lange Tradition zurück. Diese Pilgerstätte der damals aus dem Moselgebiet frisch angesiedelten
Donauschwaben wurde bereits im frühen 18. Jahrhundert von Gläubigen aufgesucht, um eine Adoratio( Ehrerbietung) unserer lieben Frau darzubringen. In den dunklen Jahren der Rákosi-Ära wurde jedoch das kirchliche Leben Sandkomors und dessen Filialen( Langwies, Freiwies, Deutsch-St. Niklau, Obernak) wesentlich geschwächt. Vor 30 Jahren, im Frühling 1988, stellten die Einheimischen das Institut der Pilgerfahrt her. Seither ist die dortige St. Felix-Kirche eine der am meisten besuchten Pilgerstätten Transdanubiens.
Ähnlich wie in vielen ungarländischen Ortschaften begann die Kirchengeschichte Sandkomors mit der berühmten Anordnung des ersten ungarischen Königs, Stephan des Heiligen, wonach alle 10 Dörfer eine eigene Kirche errichten mussten. So war es auch in Sandkomor, wo in der Zeit der Arpaden bereits eine Steinkirche stand, die von den einbrechenden Türken in der Neuzeit dem Erdboden gleichgemacht wurde, genau wie die umliegenden Siedlungen.
In der Region galt die Burg von Kanischa( heute Großkanischa, Großkirchen, ung. Nagykanizsa) als die stärkste Befestigung gegen die ottomanischen Kräfte. Nach 90-jähriger türkischen Herrschaft befreiten die kaiserlichen Truppen die Burg, wodurch sie und die Umgebung in die Hand von Oberst Baron Josef von Schenkendorf( Burgkapitän von Kanischa) fiel, natürlich zusammen mit Sandkomor. Die Bevölkerung war infolge der türkischen Angriffe stark dezimiert: Die Renaissance der Kanischaer Hügellandschaft sollte mit einem tatendurstigen Wiederbau beginnen. Der Urheber der neuen Kirchen- und Siedlungsgründungen war der erwähnte Oberst von Schenkendorf: Als er Sandkomor erhielt, befahl er die Errichtung einer neuen Holzkapelle am Ort, wo im Späteren das Fundament einer künftigen Steinkirche gelegt werden sollte. Bei den Bauarbeiten, sofort nach den ersten Spatenschlägen, fanden die Arbeiter ein Marienheiligenbild unter den Wurzeln, das eine Glaskopie vom „ Maria mit der Birnenschnitte”-Kunstwerk Albrecht Dürers war. Vor den Türken verbargen sie die früheren Dorfbewohner unter der Erde, und verschonten diese vor einer möglichen Zerstörung, und so wartete es 170 Jahre auf seine Entdeckung.
Die Holzkapelle bekam die Titulatur Mariä Geburt( Einweihung 1702, an ihrem Festtag, dem 2. September), und die Nachricht vom Heiligenbild erreichte auch die benachbarten Ortschaften: Es wurde auf den Hauptaltar gestellt, und in den kommenden Jahren zog es Gläubige in Massen an. Diese Epoche war die Geburtstunde „ Unserer Lieben Frau von Sandkomor”( ung. Homokkomáromi Szűzanya).
In den 1720ern erschienen neue Ankömmlinge im Gebiet, was die Kultur und das Milieu Südsalas maßgeblich beeinflusste. Die Witwe vom Oberst von Schenkendorf verkaufte seine Güter an einen anderen rheinischen Lehensherrn, den Grafen Franz von Esch, der moselfränkische Kolonisten aus der Stadt Koblenz und dessen Umgebung( Westerwald, Moselgebiet) rekrutierte: Diese „ Donauschwaben” kolonisierten die umliegenden Felder und gründeten vier neue Dörfer. Die Ansiedler brachten ihren traditionsreichen Rheinkatholizismus nach Ungarn, dementsprechend benötigte die immer größer gewordene Bevölkerung eine feste Steinkirche. Um diesem Anspruch gerecht zu werden wurde 1722 eine Kirche für die Kolonisten gebaut. Um einen weiteren Heiligen wurde Sandkomor 1751 bereichert, als das Relikt von St. Felix in der Kirche Platz fand.
Der Sandkomorer Liebfrauenwallfahrtsort wies bis 1781 mehr als 50 wunderbare Heilungen auf, laut den historischen Dokumenten. Nach diesen Geschehnissen wurden die Kirche und der ganze Kalvarienhügel noch bekannter und populärer. Typischerweise versammelten sich die Leute sonntags bei Neumond auf dem Hügel. Interessant zu erwähnen ist es, dass die hiesigen katholischen Moselfranken nicht nur die kirchlichen Traditionen ihrer neuen Heimat praktizierten, sondern sie vergaßen die rhei- sonntagsblatt