Sonntagsblatt 2/2017 | Page 7

die Frage, welche Funktion und welchen Anteil in alltäglichen Sprachsituationen die deutsche Sprache innehat. Die meisten Kindergärten, die hierzu Angaben machen, würden sich bemühen, dass in möglichst vielen Situationen die deutsche Sprache zum Einsatz kommt. Der Kindergarten Waschkut bietet nach eigenem Bekunden das zweisprachige Kindergartenprogramm nach Bedarf an, dabei betrüge der Anteil der deutschen Sprache 50%, der Schwerpunkt liege auf der Förderung der deutschen Sprache. Der Kindergarten „Lustige Zwerge” in Schaumar definiert sich als ein „zweisprach iger Kindergarten, wo in den Tätigkeitsformen des Kindergartenlebens der Gebrauch von zwei Sprachen – der Sprache der Minderheit und der ungarischen Sprache – zur Geltung kommt. Das Gebrauchsverhältnis der beiden Sprachen wird durch die Sprachkenntnisse der Kinder bestimmt, das Ziel ist aber die Betonung der Minderheitensprache.” Auch der Kinder - garten „Wunderland” in Sexard und der Kindergarten in Pußta - wam betonen die Zweisprachigkeit, aber mit einer zunehmenden Tendenz zur Dominanz der deutschen Sprache im Alltag. Der Kindergarten „Pumukli” spricht in diesem Zusammenhang vom Durchdringen des Alltags der Kinder („áthassa”) durch die deut- sche Sprache. Entscheidend beim Gebrauch der deutschen (und ungarischen) Sprache in den Gruppen sei der Stand der (wohl deutschen) Sprachkenntnisse der Mitglieder der jeweiligen Kindergartengruppe. Einen interessanten Ansatz verfolgt bei der Sprachvermittlung der Schaumarer Kindergarten: „Grundprinzip in der Sprach - erziehung ist, alle Kinder der altersgemischten Gruppe in ihrer Muttersprache zu erziehen. Erziehen in derselben Sprache, die sie verstehen und in der sie sich mühelos mitteilen können. Kinder, die die ungarische Sprache als Erstsprache erlernen, werden unga- risch angesprochen und erzogen. Daneben werden vom Beginn des Schuljahres Sprachübungen in Deutsch eingeführt, die regel- mäßig und täglich gebraucht und geübt werden. Dieses Üben und Wiederholen stärkt im Kind das Sicherheitsgefühl und führt zum Erfolg im Spracherwerb.” Auch in anderen Einrichtungen wird die Pflege der (wohl unga- rischen) Muttersprache als besondere Aufgabe betrachtet. Bemer - kenswert ist es, im Falle des Deutschstädtischen Kindergartens Ju - la und des Kindergartens in Marka, dass man in Erziehungssitua - tionen („nevelési szituációban”) nur ungarisch mit den Kindern sprechen würde. Man müsse täglich spielerisch eine solche Atmosphäre schaffen, damit sich die Kinder veranlasst fühlen, „ihre Deutschkenntnisse zu aktivieren”, so der Julaer Kindergarten. Wie das im Alltag ausse- hen kann, hier ein Auszug aus dem Pädagogischen Programm des Kindergarten Marka: „Im Tagesablauf nutzen wir die vielfältigsten Anlässe, um mit den Kindern deutsch zu sprechen. Wir lassen uns vom folgenden Grundsatz leiten: In Alltagssituationen, ob beim Essen, im Waschraum, beim An- und Ausziehen usw., sprechen wir mit den Kindern deutsch. – Beim Ankommen begrüßen wir jedes Kind persönlich. Wir reichen ihm die Hand, nehmen mit ihm Augenkontakt auf und sprechen es in deutscher Sprache an. Wir nutzen dabei ganz einfa- che Satzmodelle wie: „Geht es dir gut?“ „Dein Kleid ist sehr schön.” „Oh, hast du schöne Haare!“ – Beim Frühstück sprechen wir mit den Kindern immer deutsch. Wir geben dabei einfache Instruktionen: „Bring bitte einen Teller!” „Hol bitte einen Stuhl!” – Während der Spielzeit sprechen wir in allen möglichen Si - tuationen deutsch. – Im Stuhlkreis sprechen wir deutsch, singen deutsche Lieder und sprechen Reime. – Auch bei einzelnen Tätigkeiten wie Aufräumen, in der Garde - robe, im Waschraum, im Hofsprechen wir deutsch. SONNTAGSBLATT – Beim Mittagessen reden wir mit den Kindern deutsch. Wir benennen die Speisen, sagen Tischsprüche und geben Anleitungen und Anweisungen in deutscher Sprache. – Bei Bastelarbeiten sprechen wir deutsch.” Ein lustiges und kindergerechtes Beispiel zeigt zuletzt, worauf es eigentlich ankommt (oder vielleicht mancherorts ankommen soll- te): „Einmal pro Woche werden die Kinder vom Kasperle besucht, dieser singt, spielt mit den Kindern und lehrt ihnen neue Spiele und inszeniert zusammen mit den Kindern verschiedene Situa - tionen. Da der Kasper nur Deutsch kann, sind die Kinder gezwun- gen, ihm auf Deutsch zu antworten oder mit ihm zu sprechen.” O Weil über den neuen US-Präsidenten, Donald Trump, so vieles gesagt und geschrieben wird – Gutes und Böses –, stehe hier seine Antrittsrede, die doch als Grundlage all seines Handelns wäh- rend seiner Präsidentschaft betrachtet werden darf: Ungarndeutsche wollen Abgeordneten statt Sprecher im Parlament – Vollversammlung der LdU behandelte erstmals die Parlamentswahlen 2018 Die Vollversammlung der Landesselbstverwaltung der Ungarn - deut schen thematisierte diesmal zum ersten Mal die Vorbereitung auf die im kommenden Jahr fälligen Parlamentswahlen. Otto Heinek erinnerte daran, dass es in ihrer Strategie verankertes Ziel der LdU sei, in der kommenden Legislaturperiode statt Sprecher einen Abgeordneten in das Parlament zu schicken. Die Voll - versammlung war für die Idee, schon bald einen Wahlkampfstab aufzustellen, der bis Ende Sommer in einem detaillierten Hand - lungsplan all die Aufgaben der Mobilisierung festhält. Emmerich Ritter, der zurzeit als Sprecher die Ungarndeutschen im Hohen Haus vertritt, sprach sich dafür aus, dass das Wichtigste sei, durch das landesweite Netzwerk der deutschen Selbstverwaltungen und Vereine, aber vor allem durch persönliche Überzeugung all den betroffenen Wahlbürgern klar zu machen, warum es wichtig und wie es möglich sei, die Landesliste der LdU zu wählen. Quelle: ldu.hu O Dokumentarfilm „Kings of Kallstadt” – Präsident Donald Trump und der Ort seiner deutschen Ahnen, Kallstadt in der Pfalz Weinberge, freiwillige Feuerwehr, Saumagen: Pfalz. Filmemache - rin Simone Wendel, selbst Kallstädterin, wirft einen liebevollen Blick auf den Ort, aus dem Donald Trumps Ahnen kommen. In New York trifft sie schließlich persönlich auf Trump – zu einem Zeitpunkt, an dem noch nicht absehbar war, dass er der 45. Prä - sident der USA werden würde. Die Welt rätselt über Donald Trump, dessen Wurzeln in einem Pfälzer Winzerdorf namens Kallstadt liegen „Mein Großvater Frederick Trump kam 1885 in die USA und war beim großen Goldrausch dabei. Es lief phantastisch hier für ihn. Er liebte dieses Land. Meine Familie kam aus Deutschland, ich habe großartige deutsche Wurzeln, darauf bin ich sehr stolz. Doch wir alle lieben die USA am meisten. Aber wissen Sie was? Kallstadt liebe ich auch”- sagt Don ald Trump Geschichte von Heimatverbundenheit und Größenwahn Doch nicht nur die Vorfahren des Immobilien-Tycoons kommen (Fortsetzung auf Seite 8) 7