schichteten unbekannte Besucher in der Zeit der Perestroika zwei kleine Steinhügel auf. Eine deutsche Jugendgruppe brachte 1995 ein schlichtes Birkenkreuz an. In Flex’ Heimatstadt Eisenach gibt es außerdem ein symbolisches Grab. Von der Errichtung dieser Gedenkstätte machte der ehemalige Freundeskreis Walter Flex die Schenkung des Nach- lasses des Dichters an die Stadt Eisenach abhängig. Der Bestand wird im Stadtarchiv aufbewahrt. Zahlreiche Werke verewigen den Namen WALTER FLEX. Ein vertontes Gedicht von Flex wird heute auch im Deutschen Bundesheer gesungen:
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WILDGÄNSE RAUSCHEN DURCH DIE NACHT
Wildgänse rauschen durch die Nacht Mit schrillem Schrei nach Norden – Unstäte Fahrt! Habt acht, habt acht! Die Welt ist voller Morden.
Fahrt durch die nachtdurchwogte Welt, Graureisige Geschwader! Fahlhelle zuckt, und Schlachtruf gellt, Weit wallt und wogt der Hader.
Rausch’ zu, fahr’ zu, du graues Heer! Rauscht zu, fahrt zu nach Norden! Fahrt ihr nach Süden übers Meer – Was ist aus uns geworden!
Wir sind wie ihr ein graues Heer Und fahr’ n in Kaisers Namen, Und fahr’ n wir ohne Wiederkehr, Rauscht uns im Herbst ein Amen!
„ Was keiner wagt”
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen, Was keiner sagt, das sagt heraus, Was keiner denkt, sollt ihr befragen, Was keiner anfängt, das führt aus.
Wenn keiner ja sagt, sollt ihr’ s sagen, Wenn keiner nein sagt, sagt doch nein, Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben, Wenn alle mittun, steht allein.
Wo alle loben, habt Bedenken, Wo alle spotten, spottet nicht, Wo alle geizen, wagt zu schenken, Wo alles dunkel ist, macht Licht!
Walter Flex( 1887 – 1917)
Das SONNTAGSBLATT allen Landsleuten denen das Schicksal der ungarndeutschen Volksgruppe am Herzen liegt!
Auszug aus dem entstehenden Roman
DER EINSIEDLER VON BUDAÖRS
von Nelu Bradean Ebinger
0. Dies ist die Lebensgeschichte von Franz Wendler, dem Ein- siedler von Budaörs( dt. Wudersch), einem ungarndeutschen Vor- ort von Budapest, und von seinem Ururenkel Josef Wendler.
Wir schreiben das Jahr 1854, als Wendler im Mannesalter von 39 Jahren oben am Steinberg eine wundervolle Erscheinung erlebt: Ein Rosenstrauch geht vor ihm in Flammen auf, worin die heilige Bild der Muttergottes Maria erscheint. Am nächsten Tag wiederholt sich das gleiche Bild noch einmal. Am dritten Tag spricht die Muttergottes zu ihm:
– Baue mir hier oben am Berg eine Kapelle zum Beten für je- den Wanderer, der hier vorbeikommt!
Wendler zog sich nach diesem Ereignis von der Familie zurück, ging in sich, betete und grübelte: – Wie soll ich das allein schaffen? Nach einigen Tagen und Nächten ohne Schlaf rief er seine Fa- mi lie zusammen, um ihnen seinen Entschluss mitzuteilen:
– Ich werde euch verlassen, um oben am Steinberg eine Kapelle für die Unbefleckte Jungfrau Maria aufzubauen. Dazu werde ich mir eine kleine Höhle in den Berg schlagen, um dort den Rest meines Lebens nach der Regel „ Ora et labora”( Bete und arbeite) für unseren Glauben zu verbringen.
Gesagt, getan. Im Spätfrühling 1854 schnürte er seinen Ruck- sack mit Kleidern und Proviant, nahm die nötigen Werkzeuge zu sich und ging auf den Steinberg. Innerhalb von einer Woche war sein neues Zuhause fertig: eine winzige Höhle mit einer Pritsche zum Schlafen, einem kleinen Kreuz aus Holz und dem Bild der Muttergottes zum Beten. So begann er nun das Leben eines Ein- siedlers zu führen.
Nachts entwarf er Pläne für den Bau der Kapelle, seine neue Lebensaufgabe. Dazu brauchte er Material, Steine und Holz, das er in den Wäldern am Berg fand. Es wurde zu einer mühsamen Arbeit, zu einem Wettlauf mit der Zeit, denn der Winter nahte. Bis dahin wollte er wenigstens das Fundament und die Mauern der Kapelle fertig haben.
Er brauchte aber auch Nahrung zum Leben. Die fand er bis zum späten Herbst im Wald und am Berg: Beeren, Trauben und Früchte. Wöchentlich einmal schickte ihm seine Familie Milch und Brot. So konnte er all die Jahre, die noch vor ihm standen, überleben. Tags arbeitete er unermüdlich am Bau der Kirche zu Ehren der Muttergottes, nachts im Dunkeln meditierte und betete er in seiner kleinen Höhle zu Gott dem Allmächtigen, dem er von nun an sein restliches Leben widmete.
Diese Geschichte lebt bis heute in Budaörs weiter.
1. Wir schreiben nun schon das Jahr 2002, als Josef Wendler, der Ururenkel des Einsiedlers, ein Manager mittleren Alters, in einer schwierigen Lebensphase nach einem Burnout nach einem Aus- weg aus dieser prekären Lage suchte. Dabei stieß er auf dem Dachboden des alten Familienhauses der Wendlers auf die Schrif- ten und Habseligkeiten seines Urgroßvaters aus dem 19. Jahr- hundert. Er machte sich sofort ans Lesen in den Schriften über Franz Wendler, den Einsiedler. Schon als kleines Kind hatte er in den Erzählungen seiner Großeltern von der Geschichte des Eremiten gehört, später aber alles vergessen.
– Wer war dieser außergewöhnliche Mensch, der sein Leben
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