Sonntagsblatt 2/2016 | Page 8

• MERKWÜRDIGkeiten • von Georg Krix
Bestehens der Selbstverwaltung versichert sein : Es reicht unserer Ansicht nach nicht aus , wenn nur in der Bildungseinrichtung Kul - tur- und Traditionspflege bzw . Sprachpflege vermittelt wird , auch für die ganze Gemeinde sollte das zutreffen . Hinsichtlich des Haushaltsplans war unsere Überlegung , dass eine finanzielle Klar - heit schon vor der Übernahme geschaffen werden muss . Der künftige Träger muss entscheiden dürfen und können , bei welchen Konditionen er eine Bildungseinrichtung tragen kann . Allen in Frage kommenden Einrichtungen waren der Bildungsexperte der LdU und auch der Jurist bei der Klärung dieser Fragen behilflich .”
Es ist kein Zufall , dass der letzte Punkt in diesem Artikel hervorgehoben wird , denn dieser vermag sicherlich die größte Hürde zu sein , wenn zum Beispiel Bürgermeister Bedenken äußern und so einer Übernahme nicht zustimmen . Aber die LdU zeigt sich auch hier zuversichtlich und weist auf die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit auf lokaler Ebene hin : „ Beim letzten Kriterium kam die Anregung von jenen Schulen , die bereits ab September 2015 in Trägerschaft deutscher Selbstverwaltungen waren . Der Grund hierfür war , dass es möglich sein kann , dass der neue Trä - ger die ersten drei Monate in der Finanzierung „ vorschießen ” muss . ( Wenn z . B . der offizielle Weg für die Übernahme erst Ende Sommer abgeschlossen wird , kann die Schatzkammer nicht so schnell „ umstrukturieren ”.) Keine der deutschen Selbstverwaltun - gen verfügt über so viel Geld , geschweige denn Reserven . So muss und musste auch tatsächlich in einigen Fällen die Gemeinde - selbstverwaltung für die ersten Monate aufkommen . ( Im Novem - ber hat dann die deutsche Selbstverwaltung der Gemeinde das zurückgezahlt , der Anfang wäre aber ohne die Gemeindeselbst - verwaltung nicht denkbar gewesen .) Außerdem ist die deutsche Selbstvewaltung auf die Zuasammenarbeit mit der Gemeinde - selbstverwaltung im Bereich Verwaltung und Buchhaltung unbedingt angewiesen , weil eine eigene Abteilung finanziell nicht tragbar ist bzw . nur im Falle einer Einrichtung mit sehr hoher Schü - lerzahl . Nach unseren bisherigen Erfahrungen hat die obligatorische Abgabe einer Erklärung durch die lokale Selbstverwaltung in keinem einzigen Fall erschwert . Einige Übernahmeabsichten sind bereits von der Vollversammlung am 20 . Februar angenommen worden ( abgelehnt wurde keine ) und unserer Informationen nach folgen noch Anfragen im Frühjahr .”
Die nächsten Monate werden zeigen , ob sich diese Kriterien lis - te , die sicherlich Klarheit schafft , bewährt hat . Bemerkenswert ist , dass die Vollversammlung sich im Beschluss die Möglichkeit ein - räumt , von der Kriterienliste in Einzelfällen Abstand zu nehmen .

• MERKWÜRDIGkeiten • von Georg Krix

Deutsche Schulen –

Auch Tatabánya wählt autonomen Weg
Der Stadtrat von Tatabánya hat zugestimmt , dass die Deutsche Minderheitenselbstverwaltung eine Grundschule mit 270 Schü - lern von der staatlichen Schulzentrale Klik übernimmt . Die Schu - le wird im deutsch besiedelten Stadtteil Obergalla betrieben , sämtliche Schüler lernen gemäß einem deutschspezifischen Min - derheitenunterricht . Seit 2014 wurden landesweit bereits elf Schu len durch deutsche Selbstverwaltungen übernommen ; einschließlich Unterstützung durch die jeweilige Stadt verbessert sich die Finanzierung dieser Lehreinrichtungen um 20 – 30 %.
Obiger Bericht ist ( auch ) in Budapester Zeitung ( vom 26 . 02 . – 03 ) zu lesen . Was denkt sich dabei ein Leser , dem das ungarische
Schulsystem und darunter die Bildungsmöglichkeiten der Deut - schen Volksgruppe Ungarns unbekannt sind . Letztere sind ja sogar vielen Bürgern des Landes und so auch vielen ungarndeutschen Landsleuten oft ein großes Fragezeichen , ein wirkliches Rätsel . Denn , was bedeutet – wie im Titel angesagt – „ Deutsche Schulen ”? Wer sich jedenfalls mit dieser Frage beschäftigt der weiß , dass es heutzutage möglich und auch immer mehr Gebrauch ist , dass örtliche Kindergärten und ( Grund ) Schulen in die Träger - schaft der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung übernommen werden . Damit ist freilich noch immer nicht klargestellt , was eine Deutsche Schule wirklich ist . Man könnte / müsste annehmen – und sicherlich wird es auch von manchen Lesern so verstanden - , in einer Deutschen Schule werden ( ungarn ) deutsche Kinder von deutschen Lehrkräften in deutscher Sprache unterrichtet . Denn , wer im Fernsehen die Sendungen Kárpát-Express verfolgt , konnte es schon zum wiederholten male hören , dass in von Madjaren bewohnten Ortschaften Siebenbürgens ( Erdély ) die ungarischen Kinder von ungarischen Lehrkräften in ungarischer Sprache und im Geiste der madjarischen Ahnen unterrichtet und erzogen werden . So ist es bzw . so sollte es allgemein sein – ( nur !) für das Auslandsmadjarentum .
Ja aber , Erdély und ungarische Kinder ist eines , und Ungarn mit ungarndeutschen Kindern ist etwas anderes . So ist auch die Frage hinsichtlich Schulen – nach ungarischer Auffassung – nicht gleichzustellen . Das Thema „ Nationalitätenschulen in Ungarn ” behandeln wir im Sonntagsblatt laufend . Damit wollen wir eben unsere Lands - leute aufklären , wie die deutsche Volksgruppe Ungarns ( gut oder schlecht ) in der Vergangenheit , vor zweihundert oder einhundert Jahren mit „ deutschen Schulen ” ( nicht ) ausgestattet war , bzw . was hat der ungarische Staat in der Zwischenkriegszeit und dann vorgestern und gestern zugelassen ? Aus diesen Tatsachen ergibt sich dann z . B . die Antwort auf Fragen , wie : Warum konnten unsere Ahnen , die Generationen nach dem Ersten Weltkrieg keinen deutschen Brief mehr schreiben , warum konnten sich die vertriebenen Ungarndeutschen in der neuen Heimat mit den dortigen Deutschen nicht auf Deutsch verständigen ?
In Kenntnis der Vergangenheit hinsichtlich deutsche Schule und Schulbildung können wir leicht einen Vergleich zur heutigen Lage herstellen . Und wenn wir uns dann im Klaren sind , was der Begriff Deutsche Schule in Ungarn heute birgt , dann können wir auch leicht folgern , was die Übernahme einer solchen Schule in Träger - schaft der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung ( oder eben Landesselbstverwaltung ) der Volksgruppe einbringen wird .
Denn , was ändert sich durch die „ neue ” Trägerschaft ? Nicht die Zusammensetzung der Schulkinder , nicht das Schulgebäude , nicht der Lehrkörper , nicht der staatlich vorgeschriebene Lehrplan , – es ändert sich eigentlich nur die finanzielle Situation : anstatt direkt von KLIK wird das von KLIK ( bzw . staatliche Organ ) an die örtliche Selbstverwaltung überwiesene Geld an die Deutsche Selbst - verwaltung abgegeben und von dieser dann ausbezahlt ( so ähnlich jedenfalls ). Angeblich – laut Budapester Zeitung – verbessert sich die Finanzierung dieser Lehreinrichtungen um 20 – 30 %, dank einer Unterstützung durch die jeweilige Stadt . (?) Also die Finan - zierung !
Immerhin ist diese ‚ Übernahme von Lehreinrichtungen in un - garn deutsche Trägerschaft ’ das Steckenpferd der LdU . Man erhofft sich dadurch viel , eine große Besserung ! Was bedeutet das ? – wo man doch auch bisher ziemlich zufrieden tat mit den „ deutschen Schulen ”? Ja , jetzt wird aber die Deutsche Selbst - verwaltung Schule und Unterricht überwachen und beraten ! Hm !? Wird das die „ Wunderwaffe ”? Wer daran glaubt … und die Deutsche Selbstverwaltung kennt … Die Übernahme von Kindergärten und Schulen … ist Teil unserer
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