• MERKWÜRDIGkeiten • von Georg Krix
Bestehens der Selbstverwaltung versichert sein: Es reicht unserer Ansicht nach nicht aus, wenn nur in der Bildungseinrichtung Kul- tur- und Traditionspflege bzw. Sprachpflege vermittelt wird, auch für die ganze Gemeinde sollte das zutreffen. Hinsichtlich des Haushaltsplans war unsere Überlegung, dass eine finanzielle Klar- heit schon vor der Übernahme geschaffen werden muss. Der künftige Träger muss entscheiden dürfen und können, bei welchen Konditionen er eine Bildungseinrichtung tragen kann. Allen in Frage kommenden Einrichtungen waren der Bildungsexperte der LdU und auch der Jurist bei der Klärung dieser Fragen behilflich.”
Es ist kein Zufall, dass der letzte Punkt in diesem Artikel hervorgehoben wird, denn dieser vermag sicherlich die größte Hürde zu sein, wenn zum Beispiel Bürgermeister Bedenken äußern und so einer Übernahme nicht zustimmen. Aber die LdU zeigt sich auch hier zuversichtlich und weist auf die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit auf lokaler Ebene hin: „ Beim letzten Kriterium kam die Anregung von jenen Schulen, die bereits ab September 2015 in Trägerschaft deutscher Selbstverwaltungen waren. Der Grund hierfür war, dass es möglich sein kann, dass der neue Trä- ger die ersten drei Monate in der Finanzierung „ vorschießen” muss.( Wenn z. B. der offizielle Weg für die Übernahme erst Ende Sommer abgeschlossen wird, kann die Schatzkammer nicht so schnell „ umstrukturieren”.) Keine der deutschen Selbstverwaltun- gen verfügt über so viel Geld, geschweige denn Reserven. So muss und musste auch tatsächlich in einigen Fällen die Gemeinde- selbstverwaltung für die ersten Monate aufkommen.( Im Novem- ber hat dann die deutsche Selbstverwaltung der Gemeinde das zurückgezahlt, der Anfang wäre aber ohne die Gemeindeselbst- verwaltung nicht denkbar gewesen.) Außerdem ist die deutsche Selbstvewaltung auf die Zuasammenarbeit mit der Gemeinde- selbstverwaltung im Bereich Verwaltung und Buchhaltung unbedingt angewiesen, weil eine eigene Abteilung finanziell nicht tragbar ist bzw. nur im Falle einer Einrichtung mit sehr hoher Schü- lerzahl. Nach unseren bisherigen Erfahrungen hat die obligatorische Abgabe einer Erklärung durch die lokale Selbstverwaltung in keinem einzigen Fall erschwert. Einige Übernahmeabsichten sind bereits von der Vollversammlung am 20. Februar angenommen worden( abgelehnt wurde keine) und unserer Informationen nach folgen noch Anfragen im Frühjahr.”
Die nächsten Monate werden zeigen, ob sich diese Kriterien lis- te, die sicherlich Klarheit schafft, bewährt hat. Bemerkenswert ist, dass die Vollversammlung sich im Beschluss die Möglichkeit ein- räumt, von der Kriterienliste in Einzelfällen Abstand zu nehmen.
• MERKWÜRDIGkeiten • von Georg Krix
Deutsche Schulen –
Auch Tatabánya wählt autonomen Weg
Der Stadtrat von Tatabánya hat zugestimmt, dass die Deutsche Minderheitenselbstverwaltung eine Grundschule mit 270 Schü- lern von der staatlichen Schulzentrale Klik übernimmt. Die Schu- le wird im deutsch besiedelten Stadtteil Obergalla betrieben, sämtliche Schüler lernen gemäß einem deutschspezifischen Min- derheitenunterricht. Seit 2014 wurden landesweit bereits elf Schu len durch deutsche Selbstverwaltungen übernommen; einschließlich Unterstützung durch die jeweilige Stadt verbessert sich die Finanzierung dieser Lehreinrichtungen um 20 – 30 %.
Obiger Bericht ist( auch) in Budapester Zeitung( vom 26. 02. – 03) zu lesen. Was denkt sich dabei ein Leser, dem das ungarische
Schulsystem und darunter die Bildungsmöglichkeiten der Deut- schen Volksgruppe Ungarns unbekannt sind. Letztere sind ja sogar vielen Bürgern des Landes und so auch vielen ungarndeutschen Landsleuten oft ein großes Fragezeichen, ein wirkliches Rätsel. Denn, was bedeutet – wie im Titel angesagt – „ Deutsche Schulen”? Wer sich jedenfalls mit dieser Frage beschäftigt der weiß, dass es heutzutage möglich und auch immer mehr Gebrauch ist, dass örtliche Kindergärten und( Grund) Schulen in die Träger- schaft der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung übernommen werden. Damit ist freilich noch immer nicht klargestellt, was eine Deutsche Schule wirklich ist. Man könnte / müsste annehmen – und sicherlich wird es auch von manchen Lesern so verstanden-, in einer Deutschen Schule werden( ungarn) deutsche Kinder von deutschen Lehrkräften in deutscher Sprache unterrichtet. Denn, wer im Fernsehen die Sendungen Kárpát-Express verfolgt, konnte es schon zum wiederholten male hören, dass in von Madjaren bewohnten Ortschaften Siebenbürgens( Erdély) die ungarischen Kinder von ungarischen Lehrkräften in ungarischer Sprache und im Geiste der madjarischen Ahnen unterrichtet und erzogen werden. So ist es bzw. so sollte es allgemein sein –( nur!) für das Auslandsmadjarentum.
Ja aber, Erdély und ungarische Kinder ist eines, und Ungarn mit ungarndeutschen Kindern ist etwas anderes. So ist auch die Frage hinsichtlich Schulen – nach ungarischer Auffassung – nicht gleichzustellen. Das Thema „ Nationalitätenschulen in Ungarn” behandeln wir im Sonntagsblatt laufend. Damit wollen wir eben unsere Lands- leute aufklären, wie die deutsche Volksgruppe Ungarns( gut oder schlecht) in der Vergangenheit, vor zweihundert oder einhundert Jahren mit „ deutschen Schulen”( nicht) ausgestattet war, bzw. was hat der ungarische Staat in der Zwischenkriegszeit und dann vorgestern und gestern zugelassen? Aus diesen Tatsachen ergibt sich dann z. B. die Antwort auf Fragen, wie: Warum konnten unsere Ahnen, die Generationen nach dem Ersten Weltkrieg keinen deutschen Brief mehr schreiben, warum konnten sich die vertriebenen Ungarndeutschen in der neuen Heimat mit den dortigen Deutschen nicht auf Deutsch verständigen?
In Kenntnis der Vergangenheit hinsichtlich deutsche Schule und Schulbildung können wir leicht einen Vergleich zur heutigen Lage herstellen. Und wenn wir uns dann im Klaren sind, was der Begriff Deutsche Schule in Ungarn heute birgt, dann können wir auch leicht folgern, was die Übernahme einer solchen Schule in Träger- schaft der örtlichen Deutschen Selbstverwaltung( oder eben Landesselbstverwaltung) der Volksgruppe einbringen wird.
Denn, was ändert sich durch die „ neue” Trägerschaft? Nicht die Zusammensetzung der Schulkinder, nicht das Schulgebäude, nicht der Lehrkörper, nicht der staatlich vorgeschriebene Lehrplan, – es ändert sich eigentlich nur die finanzielle Situation: anstatt direkt von KLIK wird das von KLIK( bzw. staatliche Organ) an die örtliche Selbstverwaltung überwiesene Geld an die Deutsche Selbst- verwaltung abgegeben und von dieser dann ausbezahlt( so ähnlich jedenfalls). Angeblich – laut Budapester Zeitung – verbessert sich die Finanzierung dieser Lehreinrichtungen um 20 – 30 %, dank einer Unterstützung durch die jeweilige Stadt.(?) Also die Finan- zierung!
Immerhin ist diese ‚ Übernahme von Lehreinrichtungen in un- garn deutsche Trägerschaft’ das Steckenpferd der LdU. Man erhofft sich dadurch viel, eine große Besserung! Was bedeutet das? – wo man doch auch bisher ziemlich zufrieden tat mit den „ deutschen Schulen”? Ja, jetzt wird aber die Deutsche Selbst- verwaltung Schule und Unterricht überwachen und beraten! Hm!? Wird das die „ Wunderwaffe”? Wer daran glaubt … und die Deutsche Selbstverwaltung kennt … Die Übernahme von Kindergärten und Schulen … ist Teil unserer
8