Sonntagsblatt 2/2015 | Page 25

vor allem daran, dass es seit langem keinen deutschsprachigen Unterricht auf Ebene der Muttersprache gibt. Im Jahre 1918 wurde das Französische in allen Schulgattungen intensiv betrieben und zur Unterrichtssprache erklärt. Ab dem Jahr 1952 wurde Deutsch nur noch fakultativ unterrichtet. Durch die Verordnung von 1952, nach der Deutschunterricht gegeben werden soll, ist nur die Rede von elsässischen, nicht aber von loth- ringischen Dialekten. Somit wird der vorgesehene Deutschunterricht in Lothringen nicht erteilt. So gilt auch in den höheren Schulen der Deutsch - unterricht nicht als Pflichtfach. Seit 1990 gibt es aber auf Eigeninitiative der Eltern (ABCM- Zweisprachigkeit) zweisprachige Kindergärten. In der Volks schu - le gibt es einige Stunden pro Woche Deutschunterricht. Seit 1992 gibt es Experimente, zweisprachige Klassen zu führen. Es werden auch spezielle Sprachkurse für Lehrer und Eltern angeboten. In den Schulen wird Deutsch überwiegend als Fremdsprache unter- richtet. Bilinguale Schulen, in denen der Unterricht teilweise auf Deutsch gehalten wird, wurden im September 2003 von 13 000 Schülern besucht. Nach Angaben des in Straßburg ansässigen „Amts für Sprache und Kultur im Elsass” (Office pour la Langue et Culture d’Alsace – OLCA) sprechen noch 600 000 Menschen „Elsässisch” (ca. 34,6% der Bevölkerung), vor allem im ländlichen Raum, in Dörfern und kleineren Städten. Die Elsass–Lothringische Heimatbewegung wird derzeit von zwei Parteien vertreten: erstens vom Elsass–Lothringischen Volks - bund, der Nachfolgepartei der Elsass–Lothringischen Regiona - listischen Bewegung. Der Volksbund wurde 1990 von der Euro - päischen Freien Allianz (Regenbogenfraktion) ausgeschlossen. Zweitens von der Elsässischen Volksunion, die 1988 u. a. von frü- heren Mitgliedern des Volksbundes und der EL Regionalistischen Bewegung (Bernard Wittmann, Bernard Schwengler, Gabriel Andres, Martin Hell) als neue liberalgerichtete Partei gegründet wurde. Die Volksunion ist seit 1989 Mitglied der Europäischen Freien Allianz und Gründungsmitglied der 1994 entstandenen Föderation der Minderheiten Frankreichs. 1993 wurde eine Ju - gendgruppe in der EVU gegründet (Fränzi Waag, Gérard Erné). Weiters können manche Kreise der elsässischen Grünen als Be - standteil der Heimatbewegung betrachtet werden (u.a. der Re - gionalrat Guy Hémonet). Die elsässische bzw. lothringische Kul - tur bewegung ist durch mehrere Vereinigungen vertreten, u.a. durch den René-Schickelé-Kreis, 1968 gegründet, der sich über- parteilich für die Anerkennung und Förderung der Zweispra - chigkeit einsetzt. Der René-Schickelé-Kreis ist Mitglied des Bu - reau for Lesser Used Languages. 1992 wurde eine Jugendgruppe (Barbara Vonfelt) gegründet: Culture & Bilinguisme; • die Vereinigung „D’Heymet, Sproch un Tradition”, 1987 ge - gründet, die sich ebenfalls für Zweisprachigkeit und für den Erhalt des elsässischen Dialekts einsetzt; • den „Haut-Comité pour le Bilinguisme”, 1989 um den UDF- Senator und Vize-Präsident des Regionalrats Henry Goetschy gegründet; • den Verein „Bi uns Dahäm”, der sich für den Lothringischen Platt einsetzt. Ansonsten gibt es zwei EVU-nahe Vereinigun - gen: • das Forum der Elsaß-Lothringer im Ausland, 1995 von Thierry- Karl Goschescheck gegründet (Landesgruppe Süddeutschland/ Österreich, Regionalgruppe Pazifik und Landesgruppe Bene - lux); • das Elsaß–Lothringen/Jugendforum – Alsace–Lorraine/Forum Jeunes, dessen Zielsetzung es ist, alle Jugendorganisationen der Heimat- bzw. Kulturbewegung zu vereinigen. Die Elsass-Lothringischen Organisationen finanzieren sich pri- mär aus privaten Spenden. Lediglich der René-Schickelé-Kreis bekommt eine finanzielle Unterstützung vom Regionalrat, und die Elterninitiative ABCM wird von der EU-Kommission mitfi- nanziert. Deutsche Vertretungen in Frankreich http://www.allemagne.diplo.de/Vertretung/frankreich/de/Startseite.html • Literatur – Bücher • Pressedienst des Verbandes der deutschen altösterreichischen Lands - mannschaften in Österreich (VLÖ) – 26.03.2015 Donauschwäbische Geschichte Band IV Flucht – Vertreibung – Verfolgung – Genozid Der Leidensweg ab 1944 Donauschwäbische Kulturstiftung, München, 2015 – Dr. Georg Wildmann; unter Mitar beit von Stefan Barth, Hans Fink, Magdalena Kopp-Krumes, Georg Krix, Herbert Prokle, Rosa Speidel, Wilhelm Weber und Maria Werthan Unter dem Titel „Flucht – Vertreibung – Verfolgung – Genozid. Der Leidensweg ab 1944” setzt die Donauschwäbische Kultur - stiftung, München, mit dem vierten Band einer fünfteiligen Reihe ihr Unternehmen fort, auch eine mit wissenschaftlicher Methodik abgefasste Gesamtdarstellung der Geschichte der Donau schwa - ben vorzulegen. Das 745-seitige Werk bringt die reale Tragödie der Donau - schwaben zur Darstellung: Die gelenkte Flucht eines Großteils der Donauschwaben aus den Gebieten, die ihnen 250 Jahre Heimat waren, beginnend mit Herbst 1944, in Richtung der dama- ligen Reichsgebiete; die Vertreibung in Form der „Aussiedlung” und Abschiebung nach Deutschland und der Deportation in die Sowjetunion; und die blutigen Lagerinternierungen, besonders im vormaligen Jugoslawien. Das Buch bemüht sich auch um die Erfassung jener Ursachen der Tragödie, die im Nationalcharakter und der Ideologie der Verfolger zu suchen sind. Schließlich geht es auch um die Argu - mente, die es erlauben, das Schicksal der Donauschwaben Jugo - slawiens als Völkermord zu qualifizieren. Die methodische Vorgangsweise ist dem Zweck verpflichtet, viele Details aus Erlebnisberichten zur Kenntnis zu bringen, denn ohne deren mosaikartigen Zusammenfügungen wären vor allem die Todeslager in Ihrer Konkretheit nicht nachvollziehbar geblie- ben. Im Band findet sich auch ein 16-seitiger zum Teil farbiger Bil - der- und Kartenteil. Die Fülle des Stoffes machte es notwendig, dass nun ein fünfter Band unter Federführung von Dr. Ingomar Senz und Dr. Georg Wildmann in Arbeit ist, der die „Neue Heimat” oder die „Einglie - derung in die neuen Heimatländer” behandelt und vermutlich Anfang 2016 erscheinen wird. Das Buch ist zum Preis von € 20,– im VLÖ-Sekretariat zuzüg- lich der folgenden Versandkosten erhältlich: € 4,– (Österreich) und € 15,– für das europäische Ausland. Als besonderes Extra erhalten Sie zu Ihrer Bestellung zusätzlich ein Gratisexemplar der VLÖ-Gedenkschrift, die anlässlich des 60- jährigen Bestehens des VLÖ publiziert wurde. Wenn Sie mehrere verschiedene Artikel bestellen möchten, erstellen wir für Sie gerne ein individuelles Versandangebot. Infos und Bestellmöglichkeit: VLÖ-Sekretariat (Fr. Schlögl), Steingasse 25, 1030 Wien Tel.: 01/718 59 05 Fax: 01/718 59 05 25