Sonntagsblatt 2/2015 | Page 14

nationale als auch demokratische Ansätze wider . Noch bei der Feier zur Grundsteinlegung im Jahr 1841 sprachen beispielsweise die Festredner davon , dass Arminius „ den Unterschied zwischen Herren und Sklaven , zwischen Bürger und Fremdling ” getilgt und auch die „ übrigen Völker der Erde ” freigemacht habe . Hier ist das Denkmal somit nicht nur als Aufruf zur Einigung des deutschen Volkes ( nicht der deutschen Fürsten !), sondern auch als Frei - heitssymbol für alle Völker zu verstehen . Dieser national-liberale Rezeptionsstrang verlor allerdings im Laufe der Rezeptions ge - schichte seine Bedeutung gegenüber aggressiveren Tönen . Inte - ressant ist auch die Verengung der ursprünglich großdeutschen Intention der Hermann-Denkmalbewegung zu einer explizit klein deutschen , die sich vor allem in der Einweihungsfeier ausdrückte .
Das Denkmal wurde spätestens mit dem Bahnanschluss Detmolds 1881 zu einem populären Ausflugsort . In den 1950er Jahren war es in Westdeutschland ein beliebtes Tagesausflugsziel , sodass die jährlichen Besucherzahlen teilweise die Millionen - grenze überschritten . Nach einem kurzen Aufschwung direkt nach der Wende 1989 / 90 gehen die Besucherzahlen seit Mitte der 1990er Jahre wieder zurück .
Aus : Der Eckart
Was sagt uns dieses Denkmal ?

Die HERMANNSCHLACHT – vor 2000 Jahren

In dreitägiger Schlacht bezwang im Jahre 9 nach Christus das vom 27-jährigen Cheruskerfürsten Armin geführte Germanenheer die Römer unter Varus . Die römischen Verluste betrugen über 20 000 Mann . Der Schlachtort lag vermutlich im Osning ( Teutoburger Wald ). Armin wehrte auch den Römer Germanicus und seine Heere ab . So wurde Mitteleuropa davor bewahrt , zur Kolonie Roms abzusinken . Auch ermöglichte Armin durch seine Tat die freie Entwicklung zum deutschen Volk und Staat . Als der Che - rusker seinen germanischen Widersacher Marbod bezwungen hatte , schien ein gesamtgermanisches Reich nahe . Doch fiel Armin einer familiären Mordintrige zum Opfer . Es gibt Hinweise , dass der große Führer und Feldherr im germanisch-deutschen Mythos die Gestalt des Siegfried annahm . Im 16 . Jahrhundert erinnerte man sich in Deutschland seiner wieder . Luther : „ Ich hab in von hertzen lib .” Im folgenden Jahrhundert wurde er – poetisch – zu „ Hermann der Cherusker ”, der weithistorische Entschei - dungs kampf des Jahres 9 n . Chr . zur „ Hermannschlacht ”. Die bekanntesten Dichtungen zur Hermannschlacht gaben Klopstock ( 1769 ), Heinrich von Kleist ( 1809 ) und Grabbe ( 1838 ). Die gewaltige Erscheinung des Armin wird auch durch das Hermanns - denkmal gewürdigt .
ALLER ANFANG IST SCHWER
Rückblick auf die Entstehung einer Gemeinschaft – Mit Jakob Bleyer in den Volkstumskampf
Dr . Stefan Steyer
Treue Bewahrung , tapfere Bewährung
2 . Teil Volkstumsarbeit
Immer wieder wusste man von Übergriffen und Schikanen in den Gemeinden zu berichten , über das Vorgehen der Behörden , wenn es darum ging , welcher der drei Minderheitenschultypen einge- führt werden soll , ihren Druck , den Typ C einzuführen , wo nur deutsch lesen , schreiben , singen , Sprachlehre und Gedichte in wenigen Stunden den Kindern beigebracht werden sollte und alles andere ungarisch unterrichtet wurde , das Vorgehen gegen selbstbewusst sich zum Deutschtum Bekennende und Aktivisten , wie die Methoden sich glichen und was für Mittel eingesetzt wurden . Wir haben das Leben in den deutschen Dorfgemeinschaften aufmerksam verfolgt , worüber man früher schwieg , weil man nicht glaubte , dagegen angehen zu können . Unsere Probleme wurden besprochen , was niemals vorher geschah . Anfang Dezember 1923 hielten wir vor den Weihnachtsferien unser erstes Weihnachtsfest ab . Wir luden uns bekannte Alte Herren und auch Familie Bleyer ein .
Der imponierende lange Tisch war festlich zurechtgemacht . In meiner Begrüßung sprach ich über ein Erlebnis am Heiligen Abend im Felde . über stille Einkehr , ergreifendes Heimweh und Sehnsucht nach der Familiengemeinschaft . Ich las einen Brief von einem einfachen schwäbischen Soldaten vor , den ich aus dem Felde mitgebracht und aufbewahrt habe .
Er gehörte zu denen , die nur ungarische Schulen besucht haben und rein ungarisch unterrichtet wurden . Wie er sich abplagt , mit der Sprache ringt , um sich auf Deutsch seinen Eltern verständlich zu machen . „ Mit Tränen in den Augen fang ich an ”, schrieb er und setzte in einer nur schwer verständlichen Schreibweise fort . Diese seelische Not meines Kameraden an der Front griff Bleyer in seiner Weihnachtsansprache auf . Er sprach von einer unverständlichen , ethisch nicht zu verantwortenden seelischen Krise und sprach lichen Not , die eine entnationalisierende Regierungspolitik , insbesondere bei den Deutschen , zur Folge hatte , gerade in den extremen Situationen des Lebens . Es war eine gesamtdeutsch den kende , tiefschürfende Ansprache , die auf die menschlichemo tionale Krise in manchen Lebenslagen der zur Madjarisierung und Entwurzelung bestimmten Schwaben hinwies . Ihre Wirkung blieb nicht aus , wir lernten Bleyer von einer andern Seite kennen . Es war ungewohnt harte Kritik der verhängnisvollen Minderhei - tenpolitik . Mancher seiner Kritiker unter uns , die bei ihm gesamtdeutsches Denken vermissten , wurde nachdenklich , um welche menschlich-ethischen Güter es geht , deren Erhaltung wir wünschen . Sein scharfer , aber wohlwollender Kritiker Stumpf kam am Heimweg zu mir : „ Aber heute hat der Alte mich richtig an der empfindlichsten Stelle gerührt , er imponiert mir .” Am Schluss der Weihnachtsfeier lud Bleyer uns alle zum ersten Schwabenball in die Pester Redoute ein .
Wir beschlossen , in Frack oder Smoking zu erscheinen , um rein äußerlich den Magyaren zu zeigen : Wir sind eine klassenlose Gemeinschaft , aber auch wir erlegen uns gewisse formale konventionelle Äußerlichkeiten auf . Wir sind auch salonfähig und können uns am Parkettboden bewegen . In gehobener , feierlicher Auf - machung wollen wir Gemeinschaftsgeist zeigen und heben deutsche Bauern und Handwerker und schwäbische junge Mädchen und Jungen auf unsere Ebene . Die Kleider verschafften wir uns im Leihhaus . Der Schwabenball bestätigte diese klassenlose Ge - meinschaft , wo Generale ( Phleps-Siebenbürgen ), Offiziere in hohem Rang , Universitätsprofessoren ( Bleyer , Huß , Dengler ), Regierungsbeamte , eine beachtliche Zahl von Studenten und ältere Akademiker nebeneinander saßen . Die neugierigen Magyaren , aber auch die ungarische Polizei machten ihre Beobachtungen , waren vom Erscheinungsbild beeindruckt . Ich hörte die Bemer - kung eines Polizisten zum anderen : „ Das hätte ich nicht geglaubt ! Ich bin Hausmeister und da seh ‘ ich die Kati , das Dienstmädchen von unserem Finanzrat , und die tanzt mit Offizieren und Aka - demikern .”
Eine nicht vorhergesehene Situation war bei der Entscheidung der Frage entstanden : Wer macht das Vortänzerpaar , wer verstei-
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