Sonntagsblatt 2/2015 | Page 31

Voller Pläne für die Zukunft

Schulen in der Trägerschaft deutscher Selbstverwaltungen Teil 3 – Nationalitätengrundschule Hartian / Újhartyán Von Richard Guth
Tradition und Modernität, Verbindung zwischen Alt und Neu – diesen Eindruck gewinnt der Besucher beim ersten Anblick der Nationalitätengrundschule Hartian, eine der Schulen, die Anfang dieses Schuljahres den Schulträger gewechselt haben. Denn der Altbau erhielt im Laufe der Jahre eine neue Empfangshalle wie Gebäudeteile und einen neuen Anstrich, fast sinnbildlich für den Willen von Schule, Schulträger und Schulgemeinschaft, neue Kon- zepte auf Basis des Vorhandenen zu entwickeln.
„ Wir wollen ein guter Wirt der Schule sein”, so beschreibt An- ton Lauter, Vorsitzender der Deutschen Selbstverwaltung Hartian das Credo des neuen Schulträgers. Denn die Pläne sind groß an- gelegt: Die achtklassige Grundschule soll in den nächsten Jahren zu einem Gymnasium ausgebaut werden, denn Bedarf würde in dieser Südpesther Region durchaus bestehen, so Lauter. Dabei will die Deutsche Selbstverwaltung auf eine Partnerschaft mit anderen Schulen setzen: „ Mit Wetschesch und Taks haben wir ge- meinsam für die Übernahme unserer Schulen gekämpft. Unse re Orte verbindet darüber hinaus die gleiche Ansiedlungsge schichte. Daher erscheint eine enge Kooperation als sinnvoll”. Aber auch mit dem Deutschen Nationalitätengymnasium( DNG) im 20. Stadtbezirk von Budapest soll eine enge Zusammenarbeit entstehen, und dies womöglich durch personellen Austausch, was durch die Präsenz Hartianer Ex-Grundschüler am DNG ohnehin schon gegeben ist. Das DNG selbst steht auch auf der Liste der Bil- dungseinrichtungen, die eine deutsche Trägerin erhalten sollen, in diesem Falle die Landesselbstverwaltung der Ungarndeut schen.
Eine Entscheidung, die in Hartian nur begrüßt werden kann. Denn die eigenen Erfahrungen sind rundum positiv. „ Wir konnten in diesem Jahr zehn neue AGs einrichten und das Schul per- sonal deutlich aufstocken”, freut sich Schulleiterin Adrien Lauter- Sós. Dabei sei der Wunsch nach Eigenständigkeit bei den Betrof- fenen sehr groß gewesen, so die junge Rektorin. Die Übernahme wäre aber ohne die volle Unterstützung des Lehrerkollegiums, Elternbeirates und des Stadtrates nicht möglich gewesen, ergänzt Anton Lauter.
Gerade im Falle einer so kleinen Stadt wie Hartian mit ihren 2900 Einwohnern, darunter laut der jüngsten Volkszählung 1068 Deutsche, sind die persönlichen Beziehungen und Verflechtungen zwischen Stadtrat, Schule und Deutscher Selbstverwaltung ohnehin sehr eng: So unterrichtet eines der Mitglieder der Deutschen
NSV an der Schule, drei der sechs Stadträte sind Vertreter der deutschen Gemeinschaft. So könne sich die Stadt bei Festen auf die Schule und umgekehrt verlassen, so Lauter. Die Finanz- angelegenheit der Schule, die wirtschaftlich eigenständig ist, würden über die Stadtverwaltung laufen, ergänzt Schulleiterin Lauter- Sós. Eine gegenseitige Unterstützung, die gerade bei der Realisie- rung der bevorstehenden Baumaßnahme mehr als sinnvoll er- scheint. In Hartian sollen 2.4 Milliarden Forint in den Aufbau des neuen Gymnasiums fließen, so NSV-Vorsitzender Anton Lauter. Aber die Pläne gehen noch weiter: So ist die Gründung einer Schule für die deutsche Minderheit mit künstlerischem Profil angedacht, in Ungarn dann einmalig: Im Mittelpunkt sollen Kunst und Volkstanz der deutschen Minderheit stehen, erläutert der Vorsitzende. Diese Einrichtung könnte sich dabei zu einer Stätte der ungarndeutschen Volkstanzlehrerausbildung entwickeln.
Auch hinsichtlich der Zweisprachigkeit bestünde es noch viel Handlungsbedarf, räumen die Gesprächspartner ein: Man würde aber gezielt Nationalitätengrundschullehrer einstellen und Kolle- gen auf Fortbildungen schicken, unter anderem an das Ungarn- deutsche Bildungszentrum( UBZ) in Baje. Die Schule befinde sich hinsichtlich ihres billingualen Charakters in einem Aufbau- prozess, so Anton Lauter. Gegenwärtig besuchen etwa 280 Schü- le rinnen und Schüler die Grundschule, zu 60 % Hartianer, die Klassen besuchen, in denen Deutsch als Nationalitätensprache in fünf Wochenstunden unterrichtet werden.
Der erste Eindruck täuschte nicht: Eine Schule voller Pläne und viel Ausbaupotenzial. Es bleibt zu hoffen, dass die Verhandlungen über den Aufbau des gymnasialen Zweiges erfolgreich abgeschlossen werden. Damit der zweisprachige Aufbauprozess auch von Erfolg gekrönt wird.
Csilla Susi Szabó

Die Schublade namens Nationalität

Kann man Menschen in Schubladen der Nationalität stecken? Sagt die Nationalität etwas über den wahren Charakter des jeweiligen Individuums aus? Sind demnach alle Italiener Machos, alle Ungarn Diebe und jeder Deutsche sparsam?
Schon seit Jahren quält mich ein und dieselbe Frage: Was bin ich? Führt die Antwort auf diese Frage auch zur Lösung jener, wer ich bin?
( Fortsetzung auf Seite 32)
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