in Nadasch / Mecseknádasd , wo wir mittlerweile ein Haus besitzen - für den Film ein großes Dankeschön mit dem Hinweis , dass „ Heimatlos ” die Leute mitnehme ”, so der 55-Jährige . „ Dies zeigt , dass die Vertreibung noch ein präsentes Thema ist ”, ergänzt er im Gespräch .
Vertreibung ist im Übrigen Teil der Familiengeschichte von Udo Pörschke : Väterlicherseits stammt der gebürtige Bamberger aus einer ostpreußischen , mütterlicherseits aus einer schlesischen Familie . Gerade zum Großvater mütterlicherseits habe er eine enge Bindung gehabt und somit zur schlesischen Heimat in Schweidnitz , polnisch Świdnica . Dabei habe man in der Familie nie über die Erlebnisse im Zuge der Vertreibung gesprochen , so der Filmemacher - die Erlebnisgeneration habe auch nie wieder Heimatboden betreten . Nicht so wie Pörschke , der neben dem Haus der Familie in Schweidnitz auch das Kriegsgefangenenlager besuchte , wo sein Großvater vier Jahre seines Lebens verbrachte ! Durch diese Momente der Erinnerung sei Pörschke , „ zur Ruhe gekommen ”, denn alleine durch das Hochdeutsche in der Familie habe man ihn spüren lassen , dass er „ kein Bamberger ” sei . Auch der Mutter sei die Problematik bewusst gewesen : „ Wir haben dir große Flügel gegeben , aber keine Wurzeln ”, pflegte sie zu sagen , so der Bamberger . Aber auch einen anderen Effekt hatte die Beschäftigung mit der alten Heimat der Familie : Pörschke fand das alte Tagebuch des Großvaters , das in der Zeit der Gefangenschaft entstanden war , drehte einen Film und verfasste einen Amazon-Bestseller dazu - mit dem Titel „ Verborgene Zeilen aus der Kriegsgefangenschaft ”. Damit tourte Pörschke auch in Ungarn , gewissermaßen in Vorbereitung auf das größere Filmprojekt .
Auch der Wert der Trilogie „ Heimatlos ”, „ Lissi ” und „ Ein Franke lernt Polka ” spiegelt das wieder : Man
32 schätzt den Wert dieser Trilogie auf weit mehr als 100.000 Euro ( 38,5 Millionen Forint ). „ Lissi ” ( in der Titelfigur , eine Ungarndeutsche aus der Tolnau , „ erkennen viele ihre Großmütter ”) durchlief sogar die Lokalpresse in Bamberg , da dieser Film für das dortige Kurzfilmfestival nominiert worden war . Pörschke und Gundler waren sogar zu Gast in der „ Frankenschau ” in Nürnberg . Der letzte Film der Trilogie soll als „ kritischer Spiegel ” dienen , denn darin geht es um die deutsche Gemeinschaft in Ungarn . Dieser Spiegel scheint zu funktionieren : „ Der Film gibt mir viel zum Nachdenken ”, so zitiert Pörschke den deutschen Abgeordneten Emmerich Ritter . Dabei erhebe Pörschke nicht „ den Anspruch ein Bild über die Ungarndeutschen abzugeben ”, zumal der Schwerpunkt der Beobachtung auf Südtransdanubien liege . „ Es sind meine Erfahrungen - eine Art Roadmovie - nicht allumfassend und somit spricht der Film nicht für alle Ungarndeutschen ”, gibt er zu bedenken .
Im Film porträtiert er nach eigenem Bekunden eine Gemeinschaft im Umbruch : Für die Jüngeren sei der Dialekt nicht mehr präsent , was auch das Bewusstsein verändert habe . Den Wurzeln zwar bewusst seien nicht mehr die Bräuche wichtig , sondern das Bewusstsein der Abstammung , wobei die deutsche Sprache als eine Möglichkeit wahrgenommen werde , die Welt zu erkunden . „ Ich würde sagen , dass sie nicht mehr Deutsche in Ungarn sind , sondern Ungarn mit deutschen Wurzeln ”, so Pörschke . Beim Patschkernähen und in den Gesangsvereinen sieht Pörschke nur noch Alte , wohingegen Tanzen und Musizieren im Kreise der Jugend beliebt seien , identitätsstiftend wirkten und dabei generationenüberspannend seien . Deswegen der Franke ( auch die Gemeinde Nadasch habe ja fränkische Wurzeln ), der Polka lernt ! „ Die Trilogie spiegelt sechs Jahre meines Lebens wieder , meine Verbundenheit mit Ungarn . Ich hätte sie nicht gemacht , wenn das für mich nicht wichtig gewesen wäre . Das Ganze war geleitet vom Bedürfnis zu euch zu gehören ”, sagt Pörschke sichtlich berührt .
Der Erfolg von „ Lissi ” verleitet den Filmemacher , diesen neu zu strukturieren - unter einem neuen Namen und verkürzt . Damit will er auf internationalen Filmfestivals mit englischen Untertiteln auftreten und hofft auf einen ähnlichen Erfolg wie in Ungarn . Darüber hinaus plant er einen Kurzfilm ( 5-7 Minuten ) - mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz bearbeitet - über seine Antarktis-Erlebnisse . Denn auch das ist Udo Pörschke - gerade bei der Erkundung fremder Erdteile .
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