Sonntagsblatt 1/2024 | Page 2

OSTERN

WO DER GEIST GOTTES WEHT , DORT GIBT ES EINE CHRISTLICHE GEMEINSCHAFT

Osterinterview mit dem pensionierten Pfarrerehepaar Klaas und Ida Eldering aus Velp bei Arnheim mit starken ( Ver ) bindungen nach Osteuropa
SB : Sie sind gebürtige Niederländer - was führt Westeuropäer inmitten der wilden Ceauşescu- Jahre ins kommunistische Rumänien ?
EE ( Eheleute Eldering ): Seit Anfang des 17 . Jahrhunderts gab es intensive Kontakte zwischen der siebenbürgischen und der Niederländischen Reformierten Kirche . Viele Hunderte ungarische reformierte Pfarrer haben von etwa 1600-1940 in den Niederlanden weiterstudiert . Während des Krieges war es nicht möglich , und unter dem Kommunismus war es nicht erlaubt . Im Jahre 1967 waren Vertreter unserer Kirche in Klausenburg in einem Versuch die Verbindung zwischen den Kirchen wiederherzustellen . Diese Vertretung wurde geleitet von Fräulein Hebe Kohlbrugge , einer der führenden Widerstandsfrauen im Zweiten Weltkrieg . Nach dem Krieg hatte sie von der Kirche die Aufgabe bekommen die Kontakte mit Christen und Kirchen in Deutschland und im kommunistischen Ost-Europa wieder aufzubauen . 1974 habe ich mit ihr z . B . ihren Freund Gustav Heinemann noch in Essen besucht , der gerade in diesem Jahr als Bundespräsident zurückgetreten war .
In Klausenburg sagten die Vertreter des Staates und der Kirche : “ Unsere Studenten brauchen nicht im Ausland zu studieren , denn die Kirche wird vom Staat vorzüglich versorgt und das Theologiestudium hier befindet sich ja auf Weltebene ” – oder so etwas . Die Niederländer wussten aber Bescheid . Fräulein Kohlbrugge sagte : “ Aaahhh , das ist ja wunderbar ! Vielleicht gestatten Sie dann , dass unsere
Studenten nach Klausenburg kommen !” Ab 1968 ist dann das erste niederländische Theologenpar für zwei Jahre nach Klausenburg gezogen ; wir beide haben dort von 1972-74 studiert . Ab 1986 wurde das aber nicht mehr erlaubt . Dennoch hat es 18 Jahre fortgedauert ! In diesen Jahren sind sehr viele persönliche und kirchliche Verbindungen entstanden . Und umso mehr nach der Wende ….
SB : Mitte der 70er Jahre haben Sie , wie Sie berichtet haben , zwei Jahre in Klausenburg verbracht - welche Erinnerungen haben Sie an die Stadt ?
EE : Die Stadt sah sehr grau aus ; was uns vor allem aufgefallen ist : Alle Tore zu den Innenhöfen waren immer zu . Nach der Wende waren die alle auf ; man konnte hineinschauen oder sogar hineingehen und viele kleine Geschäfte und Handwerksleute haben dann in so einem Hof angefangen . Als Studenten an der Ungarischen Theologie lebten wir in einer eigenen Blase - sozusagen . Wir spürten , dass das kulturelle Leben ganz wichtig war für unsere Mitstudenten : das Ungarische Theater , Gedenkstätten , Feierlichkeiten , Gottesdienste und Konzerte . Als damals wieder ein Orgelkonzert in der Ungarischen Großen Kirche erlaubt wurde , kamen etwa 1400 Jugendliche , um das zu erleben ! Kennzeichnend waren auch die Straßenfeger , die meistens spät am Abend und in der Nacht gearbeitet haben ; keine Maschinen , meine ich , sondern Leute , die sonst kaum ein Einkommen hatten ; meistens waren es Zigeuner , aber nicht nur die . Eine große
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