Sonntagsblatt 1/2021 | Page 30

Memorandum aus Siebenbürgen ab oder er leitete es an die ungarische Regierung nach Budapest weiter … wo es natürlich keine Beachtung fand .
Es wird darauf hingewiesen , dass lediglich die Vereinigung Siebenbürgens mit dem Königreich Rumänien zur Lösung der anhaltenden Probleme der Rumänen Siebenbürgens führte , was schlussendlich dann auch in der Proklamation der etwa 100.000 am 1 . Dezember 1918 in Alba Iulia ( Karlsburg ) versammelten Rumänen Siebenbürgens , aus dem Kreischgebiet , dem Banat und der Maramuresch gefordert wurde . Die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien wurde schlussendlich 1920 im Vertrag von Trianon festgeschrieben und am 4 . Juni 1920 unterzeichnet .
Nicht zu übersehen der „ jüngste “ schicksalhafte Eingriff in die Geschichte Siebenbürgens in den Jahren des Zweiten Weltkriegs , als durch die Wiener Schiedssprüche – auch als Wiener Diktat bekannt – von 1938 und 1940 unter der Regie des nationalsozialistischen Deutschlands das nördliche Siebenbürgen und das Szeklerland an Ungarn abgetreten werden mussten , was zum Verlust von 43.500 km2 und von 2,5 Millionen Einwohnern für Rumänien führte .
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden diese Maßnahmen wieder rückgängig gemacht …
Interessant erscheint mir die territoriale Zuordnung des Banats – nur des rumänischen Teils oder des gesamten Banats ? – an Siebenbürgen …
Die Herausgabe der deutschen Veröffentlichung wurde vom ICR [ Institutul Cultural Român ], dem Rumänischen Kulturinstitut Bukarest , gefördert .
Dieses Buch – sei es nun Kompendium , Abhandlung oder Nachschlagewerk zum Thema Siebenbürgen – verfasst mit akribischer Sorgfalt und bis in kleinste historische Details in exhaustive Nähe gerückt - kann als die anspruchsvollste aller bisher verfassten Arbeiten über Siebenbürgen gewertet werden und ist nicht nur den einschlägigen Fachkreisen , sondern auch dem interessierten Laien wärmstens zu empfehlen .
Die von Werner Kremm unter Mitarbeit von Sigrid Kuhn nach dem rumänischen - mit einer gehörigen Datenfülle bespickten - Original „ Istoria Transilvaniei “ in flüssigem Deutsch textnah realisierte Übersetzung erleichtert dem Leser den Textzugang und ist diesbezüglich besonders würdigend hervorzuheben .
____________________________________________ Ioan-Aurel Pop ; Ioan Bolovan : Geschichte Siebenbürgens . Deutsch von Werner Kremm unter Mitarbeit von Sigrid Kuhn . Mit zahlreichen Abbildungen und Karten . Ludwigsburg : Pop-Verlag , Ludwigsburg 2020 . 521 Seiten . ISBN 978-3-86356-293-9 € ( D ) 33,50 ; € ( A ) 34,50 ; Sfr ( CH ) 40,00
Buchbesprechung : Fassbare Zugehörigkeit von John C . Swanson *
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Von Prof . Dr . Nelu B . Ebinger
Der amerikanische Historiker John C . Swanson , Professor an der University of Tennessee at Chattanooga ( UTC ), hat dieses Buch im Verlag Pittsburgh University Press veröffentlicht , das nun auch in deutscher Sprache vorliegt . Prof . Swanson spricht auch Deutsch und Ungarisch sehr gut , sodass er seine Recherchen sowohl in Ungarn als auch in Deutschland persönlich ohne Sprachschwierigkeiten während seines mehrjährigen Forschungsaufenthaltes Mitte der 2000er Jahre durchführen konnte . Dieser Band präsentiert eine überzeugende historische und ethnografische Studie der deutschsprachigen Bevölkerung in Ungarn vom späten 19 . bis zum späten 20 . Jahrhundert . Das Thema ” Deutschsein ” wird u . a . aus den Blickwinkeln Materialkultur , sexuelle Moral und sich entwickelnde Identität in einer Ungarisch sprechenden Welt betrachtet . John C . Swanson befasst sich mit dem Gefühl der fassbaren Zugehörigkeit , welches das Deutschsein aus der Sicht der Landbewohner charakterisierte , und auch mit der Minderheitenbildung im Europa des 20 . Jahrhunderts . Dabei geht es weder darum , national zu werden noch um nationale Indifferenz . Stattdessen erzählt Swanson davon , wie unterschiedliche Gruppen in Ungarn „ Deutsch dachten “, wie sich dieses Denken je nach Zeit und Raum unterschied und wie greifbare Versionen dieser Idee gezwungen wurden , mit abstrakten Auffassungen zur ethnischen Zugehörigkeit zu konkurrieren .
Prof . Swanson bedient sich dabei der sog . Oral History-Methode in seinen zahlreichen Interviews mit ungarndeutschen Gewährsleuten . Er gibt selbst zu , während seiner Forschungsarbeit in Ungarn vom Historiker immer mehr zum Ethnografen geworden zu sein , was auch den Charakter seiner Arbeit betrifft .
Als objektive Kritik muss auch seine linksliberale Mainstream-Ideologie erwähnt werden , die vor allem in seinen Schlussfolgerungen zu jedem der sechs Kapitel zu spüren ist . Gleichzeitig weist er alles Nationale von sich , was ja heute in der geschichtswissenschaftlichen Forschung Gang und Gäbe ist . Schade , dass er z . B . keinen Vertreter der nationalkonservativen Seite in Ungarn zu Wort kommen ließ !
Alles in allem ist dieses historisch-ethnographische Werk allen Lesern zu empfehlen , die sich für die ungarndeutsche Volksgruppe und deren Geschichte interessieren .
___________________________________________ John C . Swanson : Fassbare Zugehörigkeit . Deutschtum im Ungarn des 20 . Jahrhunderts . Aus dem Englischen von Monika Köpfer . Verlag Friedrich Pustet , Regensburg , 2020 ( 520 Seiten )
Sonntagsblatt und Wissenschaft
Wo Multikulti nur Schein ist , ist auch der Marktwert der ungarischen Sprache gering
Von Tünde Szabó - erschienen am 27 . 11 . 2019 auf dem investigativen Internetportal Átlátszó Erdély ( Siebenbürgen ); Zweitveröffentlichung in deutscher Übersetzung mit freundlicher Genehmigung der Autorin - deutsche Übersetzung : Armin Stein
Teil 1
Madjaren und Rumänen in Siebenbürgen besuchen nicht mehr nur getrennte Schulen oder Kneipen , sondern arbeiten zunehmend in unterschiedlichen Unternehmen . Ein Interview mit dem Soziologen Zsombor Csata über den Aufstieg der Ethnoökonomie und den Wert der Mehrsprachigkeit .
• Wie verstärken ökonomische Prozesse die ethnische Separation in Siebenbürgen ?
• Wie lässt sich der wirtschaftliche und soziale Nachteil - verursacht durch die Asymmetrie des Mehrheit-Minderheit-Verhältnisses - quantifizieren ?
• Mit welchen wirtschaftlichen und nicht wirtschaftlichen Methoden ließe sich das Prestige der Zweisprachigkeit in Rumänien wiederherstellen ? Was könnte der Demokratische Bund der Rumänienmadjaren ( RMDSZ ) zum Erreichen dessen beitragen ?

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