Sonntagsblatt 1/2021 | Page 29

König Otto I . ( später Kaiser des Hl . Römischen Reiches ) besiegt - zogen sich hernach in den pannonischen Raum zurück und weiteten allmählich ihren Einflussbereich auf Siebenbürgen aus , nachdem sie unter König István ( Stefan ) um das Jahr 1000 das Christentum angenommen hatten .
Erwähnenswert für den Leser und interessant zu erfahren sind die Kleinstaatenbildungen – die des Menumorout ( S . 71 ff .) im Bereich Partium / Crişana sowie die des Herzogs Glad und des Ahtum ( S . 72 . ff ) im Banat , die letztlich dann von Arpad besiegt und unterworfen wurden .
Von besonderer Bedeutung waren die um 1150 erstmals im Partium erwähnte Ansiedlung der Szekler , eines Mischvolkes asiatischer Herkunft ( S . 80 ), und im 13 . Jahrhundert die der Sachsen („ Siebenbürger Sachsen “ – „ Nennsachsen “, denn herkunftsmäßig stammen sie aus den linksrheinischen moselfränkisch – „ letzeburgischen “ / Luxemburger Gebieten , weil sie aber ostwärts über Sachsen nach Siebenbürgen eingewandert waren , blieb der Name „ Siebenbürger Sachsen “ an ihnen haften ).
Der Leser erfährt , dass im 14 . Jahrhundert die Wojwodschaftsgründungen der Maramuresch ( deutsch : Marmarosch ) und der Moldau erfolgten . Gleichsam werden wichtige Bauten wie die Schwarze Kirche in Kronstadt , das Stammschloss der Hunyadis / Corvinus ( von Eisenmarkt ), die Festung Marienburg ( Feldioara ) nahe Kronstadt , die Festung Fogarasch ( Făgăraş ) und die Bauernburg Rosenau ( Râşnov ) erwähnt .
Die Zeit der Kreuzzüge gegen die ottomanische Expansion wird ebenso beleuchtet ( S . 117 f ) wie die Regierungszeit des Ioan de Hunedoara ( Hunyadi János , Johann von Eisenmarkt , 1441- 1456 ) aus dem Hatzeger Land , der auch als Johannes Olah oder Johann der Rumäne in die lateinische Literatur Eingang gefunden hat . ( S . 119 ff ).
In der historischen Darstellung der Geschichte Siebenbürgens wird auch auf die wohl bekannteste Gestalt dieses Landes hingewiesen : nämlich auf Vlad III . Drăgulea ( den „ Pfähler “), der als „ Dracula “ in die Historie eingegangen und vom irischen Schriftsteller Bram Stocker als Vampir auch in der Literatur bekannt wurde . Tatsächlich war Vlad Ţepes eigentlich „ Beschützer “ des christlichen Mitteleuropa vor den Osmanen , die er wie seine anderen Gegner pfählen ließ .
Der rumänische Fürst ist auch auf einem Bild in der Kirche Maria am Gestade , Wien - Innere Stadt in der Kreuzigungsgruppe ( neben dem gekreuzigten Jesus , unten rechts ) in Ganzkörperdarstellung zu sehen . In der Darstellung in der Barock-Galerie des Wiener Schlosses Belvedere „ Martyrium des hl . Andreas “ ist Vlad III . Ţepes ebenfalls abgebildet . Aus diesen Darstellungen kann gemutmaßt werden , dass der Fürst eine beachtete historische Persönlichkeit seiner Zeit war , die auf verschiedenen bildlichen Darstellungen nicht fehlen durfte .
Auch auf ein weiteres Ereignis von historischer Tragweite ( S . 130 ) wird hingewiesen : auf den Bauernkrieg unter Georg-György Dózsa ( 1514 ), als nach einem gegen die Türken abgesagten späten Kreuzzug das Bauernheer sich gegen die ausbeuterischen Adligen und Kleriker erhoben hatte …
Man erfährt von dem durch innere Kämpfe zerrütteten Siebenbürgen und davon , dass im 16 . Jahrhundert bedeutende Persönlichkeiten weitreichende konfessionelle Veränderungen nach den Lehren Martin Luthers , Jean Calvins u . a . forderten . In Siebenbürgen war es der Kronstädter Humanist Johannes Honterus , der solche Veränderungen forderte , sodass die Siebenbürger Sachsen und Teile des ungarischen Adels den neuen Glauben annahmen ( S . 133 ). Als Antwort darauf ließ der katholische Fürst und 1575-1586 König von Polen , Stefan ( István ) Báthory , im Zuge der Gegenreformation durch Jesuiten katholische Schulen wie z . B . das Kollegium Major , die nunmehrige Klausenburger Universität gründen ( S . 136 ).
Von eminenter Bedeutung in jener Zeit ist für die Geschichte Siebenbürgens die Gestalt des Fürsten der Walachei , Mihai Viteazul ( Michael der Tapfere , ungarisch Mihály Vitéz ), der seinen Thron
SoNNTAGSBLATT festigte und eine vom Papst und von den Habsburgern geförderte antitürkische Allianz – die Heilige Liga – unterstütze , zu der auch Spanien , Venedig und mehrere italienische Fürstentümer sowie die der Moldau und Transsylvaniens gehörten . Im Jahre 1600 glückte ihm die vorübergehende Vereinigung Transsylvaniens mit der Moldau und der Walachei , die jedoch vom ungarischen Adel torpediert wurde .
In Transsylvanien zielten seine Maßnahmen auf die Gleichberechtigung der Rumänen mit den anderen Ethnien durch weitreichende Maßnahmen . So durften z . B . Herden der rumänischen Hirten auf dem Hattert ( Anm .: Gemarkung , Gebiet ) der sächsischen und ungarischen Orte weiden und es erfolgte die Befreiung der rumänischen orthodoxen Priester von Robot ( Frondienst ) -Leistungen auf den Gütern der Adeligen ( S . 148 ).
Im Unterrichtswesen funktionierten im Kloster Peri Maramureșului , in Leud und in Șcheii Brașovului die ersten , von städtischen Gemeinschaften organisierten rumänischen Schulen . Ferner wird auf die von besonderer Bedeutung erscheinenden Kopier- und Übersetzerschulen um Diaconul Coresi im Raum Kronstadt hingewiesen , während im Hatzeger Land die Palia de la Orăștie ( Das Alte Buch von Broos ) von äußerster Wichtigkeit hervorgehoben wird .
Mit Nachdruck wird darauf hingewiesen , dass die drei bevorzugten Ethnien in Siebenbürgen über Jahrhunderte Ungarn , Sachsen und Szekler waren , obwohl die Rumänen 80 % – also mehr als zwei Drittel der Landesbevölkerung – ausmachten und ständigen Benachteiligungen und Unterdrückungen ausgesetzt waren .
Die Autoren weisen nachdrücklich darauf hin , dass auch in Siebenbürgen die Zeit der frühen Moderne mit der Renaissance und deren Folgeerscheinungen eingeleitet wird wie z . B . mit Reformen im Erziehungswesen des Humanismus , die prägend für diese Epoche sind . Mit den bedeutendsten Vertretern der reformistisch-humanistischen Bewegung werden Nicolaus Olahus und Johannes Honterus assoziiert ( S . 158 ).
Es wird auf die durch Kriege und Tyrannei erfolgten Auswirkungen im Jahrhundert der Aufklärung ( 18 . Jhd .) aufmerksam gemacht , die weitreichende Umgestaltungen nach sich zogen . Bei der 2 . Türkenbelagerung Wiens ( 1683 ) wurden die christlichen Fürsten Siebenbürgens , der Moldau und der Walachei von den Türken zur passiven Mitwirkung gezwungen . Die anschließende Besetzung Ungarns , Sloweniens , Kroatiens und Siebenbürgens durch die vordringenden österreichischen Truppen bewirkten die Umorganisierung Siebenbürgens : So entstand die kaiserliche Hofkammer Cancelaria Caesareo-Regia Transilvania-Aulica ( S . 193 ), in der die drei Stände – Ungaren , Sachsen und Szekler – privilegiert blieben . Auf diese Diskriminierung der Rumänen in Transsylvanien wird wiederholt hingewiesen . Trotz wiederholter Versuche dagegen anzukämpfen wurden die Orthodoxen als „ schismatische Rumänen “ betrachtet ( S . 208 ).
Die 1791 dem Kaiser Joseph II . in Wien vorgelegte Denkschrift Supplex Libellus Valahorum wird als Höhepunkt des Kampfes der zwei Drittel der Bevölkerung Siebenbürgens ausmachenden Rumänen betrachtet .
Wie ein roter Faden zieht sich verständlicherweise der Kampf der Rumänen um Gleichberechtigung durch die Geschichte Siebenbürgens , - ob es nun die Auflehnungen , unzufriedener Untertanen ungarischer , szeklerischer und / oder rumänischer Kreise waren wie in Gheorghe / György Dojas / Dózsas Bauernkrieg von 1514 ( S . 130 ), die Bauernaufstände unter Horia , Cloşca und Crişan ( 1784 ) oder die Memoranden in neuerer Form nach mehreren Nationalen Konferenzen ( 1884 , 1887 , 1890 , 1892 ) oder die neugegründeten Parteien Anfang des 20 . Jahrhunderts -1905 Hermannstädter Konferenz der Rumänischen Nationalpartei ( S . 407 ) - u . a .
Entweder wurden die von Wien erlassenen Erleichterungen unter Joseph II . und später unter Franz Joseph . I . von den ungarischen Behörden ignoriert oder Franz Joseph I . lehnte das rumänische
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