wenn man die Stimmen eines „ normalen“ Wahlkreissiegers erreicht hat. Eine andere Lösung wäre, wie es in manchen Ländern praktiziert wird, wenn die Nationalitätenangehörigen eine extra Stimme erhalten würden. sie es nicht leicht. Sie musste auch bei großen Gewittern unter freiem Himmel stehen! Doch immerhin war sie hier ihre eigene Herrin. Die anderen hänzelten sie oft. Die Menschen quälen gern die Schwächeren.
Aber, wie ich es am Anfang beschrieben habe, das Ziel von Fidesz war eigentlich nicht eine anständige Lösung anzubieten, sondern nur den eigenen Machterhalt, auch dadurch, zu sichern. Das Traurige daran ist, dass die betroffenen „ Minderheiteneliten“ sich widerstandslos ergeben haben, und so sie ihre Leute, genauso wie die Regierung, ständig belügen.
Literatur
Klara Burghardt: Brillant
( An meine Mutti)
An dem kalten Morgen war es noch dunkel, als Lisi warm gekleidet in die untere Gasse ging.
Hinter geschlossenen Fenstern schliefen noch die Leute. Lisi zog ihre Wolljacke frierend zusammen. In einer Leinentasche trug sie ihr Essen für den ganzen Tag. Sie ging mit schnellen Schritten. Rechts, in der Mitte der unteren Straße stand ein großes Bauernhaus, dahinter der noch größere Stall. Es gehörte dem Besitzer des Vliesbetriebes und seiner Familie.
Lisi wollte die Erste im Stall sein. s
Seit ihrer Kindheit plagte sie eine schwere Krankheit, die Epilepsie, so konnte sie ihre Arbeit viel langsamer erledigen, als die anderen.
Sie musste aber arbeiten, denn sie war eine alleinerziehende Mutter mit zwei kleinen Töchtern.
So ging sie halt früher, als ihre Mitarbeiter in den Stall. Dort stand ein einziges Pferd. Es war schneeweiß und sah edel aus. Es hieß Brillant. Lisis Arbeit war das Saubermachen des Rosses, des Stalls und das Füttern. Als sie mit dem Putzen fertig war, waren auch die anderen angekommen. Sie machten sich schnell an ihre Arbeit. In der Zeit spannte Lisi das Ross in den Wagen ein, der auf dem Hof, vor dem Stall stand. Sie legte eine grobe Decke auf den Sitz, brachte die Peitsche aus dem Stall und wartete auf ihren alten Brigadier. Der kam auch bald. Ein älterer Mann, mit braungebranntem Gesicht, mit großen, rauhen Händen, die im Leben schon sehr viel gearbeitet hatten.
Seine braune Ledertasche legte er nach hinten. Er nahm die Peitsche, legte sie daneben. Für dieses Pferd brauchte man keine Peitsche, es war vernünftig und folgte dem Brigadier. Er setzte sich nach vorne, reichte Lisi die Hand und half ihr hinaufzusteigen.
Sie musste tagsüber bei den Schafen arbeiten, die aber sehr weit, hinter dem Bahnwärterhaus waren. Auf einer riesengroßen Wiese stand der lange Stall der Schafe. Hierher fuhren die zwei mit dem Pferdewagen. Ihr Weg führte an den Fischteichen entlang, auf einen Hügel hinauf. Sie fuhren über die Gleise, neben einen Wald, auf die Wiese. Lisi stieg vom Wagen, nahm ihre Tasche und winkte dem alten Mann zu:- „ Bis zum Abend!”-- „ Gut, Lisi, ich hole dich gegen Abend ab. Du musst solange mit den Schafen wieder hier sein. Sie sollen bis dahin im Stall sein!”-- „ Ja, das mache ich! Auf Wiedersehen!”-Der Mann fuhr mit dem Pferdewagen weiter. Er hatte für den Tag noch viel zu tun. Lisi blieb alleine. Sie trieb die Schafe aus dem Stall, nahm ihren Stock und begann mit ihrem kleinen Hund, Mopsl die Schafe zu treiben. Es waren 500 Schafe, auf die sie aufpassen musste.
Diese Arbeit gefiel ihr, wenn das Wetter schön war. Sie liebte die Freiheit und fühlte sich nie allein mit den Tieren. Sie mochte die Natur, die schöne Landschaft. Wenn es aber regnete, hatte
Die Schafe ließen Lisi in Ruhe. Sie nahm die Lämmer auf den Schoß. Nur sie hörten sie singen. Sonst sang Lisi nicht. Auch die Töchter hörten ihre Lieder nie. Zu Hause war keine Zeit zum Singen.
Bis der Brigadier zurückkehrte, waren die Schafe und der Hund versorgt im Stall, Lisi saß auf einem Stein, und wartete auf den alten Mann.
Der Tag war lang.
Nach der Rückkehr spannte sie das Pferd aus, führte es in den Stall und fütterte es.
Es war schon dunkel, als sie nach Hause kam.
Die Oma wartete mit warmem Essen auf sie. Die kleine Familie saß um den Tisch, die Mädchen erzählten ihre Tageserlebnisse. Sie waren nicht laut, denn ihre Mutti war sehr müde.
Bald war es still im Haus. Oma hatte die Verantwortung für den Haushalt und für die Mädchen, Lisi war von ihrer Arbeit erschöpft. Der Opa war gestorben, der Vater weit weg. Die zwei Frauen hatten es nicht leicht.
Lisi kümmerte sich jeden Tag liebevoll um das Pferd. Der eine Tag war wie der andere, die Werktage so wie die Sonntage. Die Schafe mussten fressen, das Pferd musste versorgt werden, auch an Feiertagen.
Lisi bekam manchmal einen freien Tag. Diesen Tag nutze sie dafür, dass sie alle Arbeiten erledigte, die die Oma und die Kinder zu Hause nicht hatten machen können. An einem Tag lieh Lisi den Pferdewagen mit dem Pferd aus. Sie wollte einen Holzschuppen bauen lassen und wollte von den Fischteichen Schilf heimliefern.
Sie wusste, alleine hätte sie keine Kraft das Schilf auf den Wagen zu legen, so rief sie Hilfe. Ein Junge versprach zu helfen. Die Mädchen wollten unbedingt mitfahren. Sie hatten noch nie mit dem Wagen fahren dürfen. Auch der Cousin war dabei.
Anna war vier, Peter drei und Eva zwei Jahre alt.
Die Kinder fanden es schön, mit dem Pferdewagen zu fahren. Sie saßen hinten auf einer Decke, die Mutter mit dem Jungen vorne auf dem Sitz.
Das Schilf hat Lisi mit einigen Männern schon früher ausgeschnitten, nun lag es am Ufer des Teiches bereit. Als es aufgeladen war, legte Lisi eine Decke darüber und setzte die Kinder darauf. Sie waren schon müde zum Laufen. Brillant ging langsam. Die Traglast war schwer, der Feldweg führte nach oben. Der Junge hielt den Zaum in der Hand und lief neben dem Ross. Lisi lief neben dem Wagen und passte auf die kleinen Kinder auf. Als das Pferd oben angekommen war, blieb es stehen und verschnaufte.
Die Kinder saßen still, sie hatten Angst.
Dann ging Brillant los. Der holprige Weg führte steil hinunter. Der Junge musste den Zaum ganz fest halten, um das Pferd zurückzuziehen. Lisi half ihm.
Auf einmal fing das Schilf langsam zu rutschen an. Lisi merkte es nicht.
Aber dann ging es los! Das Schilf stach den Hintern des Pferdes. Es bekam solche Angst, dass es zu galoppieren begann. Das Schilf rutschte noch mehr herunter und bevor Lisi die Kinder abnehmen konnte, fielen die drei Kleinen unter den rennenden Wagen. Lisi schrie laut, der Junge ließ den Zaum los. Die Kinder lagen zwischen den Rädern.( Fortsetzung auf Seite 28)
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