„Liebe „Sokszínű Vidék”! Ein hervorragender Artikel über eine
wundervolle Stadt, aber Ihre Aussage über „die deutsche Be-
satzung im 12. Jahrhundert” ist ein „bisschen” stark, entspricht
nicht der Wahrheit, und ist beleidigend für unsere Volksgruppe.
Es kann keine Rede von einer deutschen Besatzung sein, die
Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen geschah planmäßig, von
den ungarischen Königen koordiniert. „Die Stadt wurde von Géza
II. gegründet, er hat die Sachsen hierher angesiedelt. Allmählich
ist die Stadt zum wirtschaftlichen und geistigen Zentrum der Sie-
benbürgen Sachsen geworden. Hermannstadt galt als Zentrum
von dem sächsischen Stuhl Hermannstadt und als freie könig-
liche Stadt.“ Die Stadt wurde jahrhundertelang von den Sachsen
geprägt. Sie sind nicht schuld daran, dass in der - einst über-
wiegend von Deutschen bewohnten Stadt- heute der Anteil des
Deutschtums etwa 2% ausmacht. Leider hat die Geschichte die
Siebenbürger Sachsen auch nicht verschont.”
Zeitgeschehen - Geschichte
s
Nach Bleyer Tod - Der „Weg zu neuen Ufern“ (Ein
ungarndeutsches Stimmungsbild von „damals“ - 1936)
I ch stand am Grabe Jakob Bleyers
Vom Bleyer-Bild der damals jüngeren Generationen (Teil 3.)
Da es für unsereinen nicht möglich war, nach Budapest zu fahren
um an dem Begräbnis teilzunehmen, las ich die letzte Rede Bley-
ers (im ungarischen Parlament am 9. Mai ??? 1933) immer wie-
der, solange, bis ich die wichtigsten Stellen beinahe auswendig
konnte. »Wir sind stolz darauf, dass wir Söhne eines Vaterlandes
sind, das so erhabene Staatsmänner wie Stefan Széchenyi, Ni-
kolaus Zrinyi usw. hat, doch wir sind auch stolz, dass wir einer
Sprach- und Kulturgemeinschaft angehören, die einen Goethe,
Kant und Beethoven hat.« (Großer Lärm links.) Unter diesem
Eindruck schrieb ich dann einen
Nachruf auf Jakob Bleyer
Tiefgerührt, mit tränenfeuchtem Blick,
Führer, denken wir an Dich zurück,
Und immer wieder schmerzt aufs Neu die Wunde,
Die uns betraf durch Deine Todeskunde.
Nun ruhst Du, der Du einst mit fester Stimme
Das Schwabenvolk zu seinem Volkstum riefst,
Ein Volk zu sein im echten wahren Sinne,
Der Sprache treu und treu dem deutschen Lied.
Doch konntest Du es leider nicht erleben,
Dein Volk zu sehn im Lande Kanaan,
Der Tod beendete Dein edles Streben
Und riss Dich allzu früh aus Deiner Bahn.
Wir Jungen halten Dich für immer im Gedächtnis,
Und hüten treu Dein Erbe und Vermächtnis.
Ich wagte es nicht, das Gedicht an die Redaktion vom Sonntags-
blatt zu schicken. Es erschien mir zu schwach. Ich hatte damals
schon zu viele gute Gedichte gelesen. Doch im Dezember 1939,
als ich vor einigen Wochen meine »Karriere« im Volksbund be-
gonnen hatte, sagte ich es mit Erlaubnis von Franz Basch auf. Es
war im Rahmen einer kleinen Gedächtnisstunde zum Todestag
Bleyers am 5. Dezember. Frau Bleyer gab mir darauf die Hand
und einen Kuss. Mit dem jüngsten Sohn Hans Bleyer, damals
Student der Medizin, verband mich dann beinahe eine stille
Freundschaft.
Zwischen jenem Abend und dem 5. Dezember 1933 lagen jedoch
sehr entscheidende Jahre und Ereignisse, die hier nur stichwort-
artig angedeutet werden können. Der Musikwettstreit 1934 in Ma-
gotsch, verbunden mit der Errichtung eines Ahnengrabes. Das
erste wurde 1932 in Giek/Kety, errichtet. Zum Ausklang spielten
alle am Wettstreit beteiligten Musikkapellen zusammen das Lied
sonntagsblatt
»Seid gegrüßt ihr deutschen Brüder, Wachet auf es ruft die Zeit.«
Noch niemals hatte ein Lied eine solche Wirkung erzielt, noch
nie war die Jugend so zahlreich zu einer solchen Veranstaltung
gekommen. Dies war im Juni 1934. Im August erfolgte dann die
Wanderung der »Suevianer« durch unsere Dörfer, sie nahmen
Verbindung mit einigen Jugendlichen auf, sangen mit ihnen das
»Seid gegrüßt«. Bis dahin zogen talentierte (oder auch nur ver-
mögende) Bauernsöhne als »Schwaben« in die Gymnasien ein,
und kamen dann einige Jahre später als angehende ungarische
Herren zurück. Verändert in Haltung und Namen. Die »Suevia-
ner« aber duzten sich mit uns, sprachen deutsch mit uns und
sangen mit uns deutsche Lieder. Jüngere Leser oder Nichtun-
garndeutsche mögen mir verzeihen, dass hier um scheinbar so
geringfügige Dinge wie Musikwettstreit und »Suevia Studenten«
die mit Bauernburschen deutsche Lieder sangen, soviel Worte
verwendet werden. Doch man muss in den damaligen Verhältnis-
sen gelebt und jung gewesen sein, um dies miterlebt zu haben.
Am Samstag, dem 20. August 1936 wurde durch die Initiative
der Volksdeutschen Kameradschaft der Grabstein für Jakob
Bleyer aufgestellt. Er kam aus der Urheimat von Bleyer, aus Au
im Murgtal/Schwarzwald, und trägt die Aufschrift Der Urheimat
Stein schützt deine letzte Ruhestätte. Trotz der bescheidenen
Bekanntgabe oder »Werbung« war die Teilnehmerzahl beacht-
lich, vor allem die der Jugend, die sich nun schon als »Jungka-
meradschaft« zu formieren begann. Aus meiner Heimat nahmen
wir zu fünft an dieser Feier teil, vier davon in der traditionellen
Männertracht: Weiße Strümpfe, Schlappen, Hosen in die halb-
hohen Strümpfe geschlagen, weißes Hemd und schwarzes
Leibchen (Weste) mit vernickelten Knöpfen. Die Aufnahme, die
damals gemacht wurde, ist vor einigen Wochen aus der Ver-
schollenheit wieder aufgetaucht und in diesem Heft veröffent-
licht. In der ersten Folge des »Deutschen Volksboten« 1937 er-
schien ein Gedicht von einem Jugendleiter aus der Schomodei,
von dem mir nur die ersten vier Zeilen im Gedächtnis geblieben
sind. Sie lauten:
»Ein Sturmwind braust, die Erde bebt,
Ein treuer Geist der ewig lebt
Ruft tief ins deutsche Volk hinein:
Du kannst doch nicht verloren sein!«
Unterzeichnet war dies Gedicht von Heinrich Reitinger
Nach dem Urteil der damals jüngeren und aktiven Ortsgruppen-
leiter und aus der Einstellung der damals jungen Ge