Sonntagsblatt 1/2015 | Page 3

sb15-1:sb14-2.qxd 2015.02.12. 8:44 Oldal 3 Ungarischer Verdienstorden für Reinhold Gall Der bundesdeutsche Innenminister Reinhold Gall MdL hat für seine Verdienste um die Partnerschaft von Ungarn und Baden- Württemberg insbesondere auf kommunaler Ebene das Mittel - kreuz des Verdienstordens der Republik Ungarn erhalten .„Auf seine sachkundigen Ratschläge können sich die Ungarn immer verlassen”, betonte der ungarische Botschafter József Czukor bei einer Feierstunde am 14. November 2014, im Innen ministerium in Anwesenheit von etwa 100 geladenen Gästen. Gall sei aber auch ein „streitbarer Freund”, der Wege und Formen gefunden habe, um auf Probleme aufmerksam zu machen. Die Festrede hielt Ministerialdirigent Harald Hellstem. Die Ver anstaltung wurde musikalisch umrahmt vom Polizeiorchester des Landes Baden- Württemberg. Dazu darf erwähnt werden: Am 11. Oktober 2014 wurde in Sin - delfingen das 60-jährige Jubiläum der Patenschaft des Landes Baden-Württemberg über die Donauschwaben gefeiert, wo Innenminister Reinhold Gall die Festrede hielt. O Empfang beim Staatspräsidenten und Verleihung des Nationalitätenpreises des Ministerpräsidenten Die Vorsitzenden der Landesselbstverwaltungen und die parla- mentarischen Sprecher der Minderheiten empfing Staatspräsident János Áder am 17. Dezember im Sándor-Palast. Am nächsten Tag übergaben Zoltán Balog, Minister für Humanressourcen, und Miklós Soltész, Staatssekretär für Kirchen, Nationalitäten und zivilgesellschaftliche Beziehungen, im Auftrag von Minister prä - sident Viktor Orbán in der Budapester Redoute den Natio na - litätenpreis. In Ungarn leben auch Menschen und Volksgruppen, die eine doppelte Identität besitzen und darauf stolz sind, sowohl zu dem Ungartum als auch zu einer anderen Volksgruppe dazuzugehören. „Die doppelte Identität birgt seelische und geistige Reserven, die das Land Ungarn und die ungarische Kultur nicht entbehren kön- nen”, erklärte bei der Feier Minister Balog und meinte: „Wir kön- nen stolz darauf sein, dass in Ungarn 13 Nationalitäten gleichbe- rechtigt zusammenleben und mit ihren Eigenheiten und Tradi - tionen und mit ihrem Kulturgut die ungarische Kultur und die Universalkultur bereichern.” Die Preisträger sind Botschafter der Nationalitäten, ihre Rolle und ihre Aufgaben, die sie in den letz- ten Jahren und Jahrzehnten erfüllt haben, müssen weiter gestärkt werden. Durch ihre Kultur, ihre Sprache, ihren Glauben mögen sie die Botschafter des Friedens in Ungarn und im Karpaten - becken sein, so Staatssekretär Soltész. Der Preis für die Nationalitäten wird Personen, Organisationen oder Nationalitätenselbstverwaltungen verliehen, die für die Nationalitäten in Ungarn in den Bereichen öffentliches Leben, Bildung, Kultur, Kirchen, Wissenschaft, Massenmedien oder in der wirtschaftlichen Selbstorganisation eine beispielhafte Tä - tigkeit entfaltet haben. „Für die Stärkung der Identität der Ungarndeutschen und für die objektive historische Erschließung des multiethnischen Zu - sam menlebens” wurde der Nationalitätenpreis Prof. Dr. Ger hard- Dieter Seewann zugesprochen. Der namhafte Historiker aus Bayern, Gerhard Sewann, trat viele Jahrzehnte lang der Ge - schichtsschreibung des kommunistischen Regimes entgegen, seine Tätigkeit blieb auch nach der Wende richtungsweisend. Durch seine Veröffentlichungen und seine Tätigkeit am Stiftungs - lehrstuhl für deutsche Geschichte und Kultur im südöstlichen Mitteleuropa (Universität Fünfkirchen, Institut für Ge - schichtswissenschaft) hat er zur objektiven historischen Er - schließung des Zusammenlebens der Nationalitäten in Ungarn beigetragen und hat dadurch die Identität der ungarndeutschen Gemeinschaft gestärkt. Ab den ausgehenden siebziger Jahren ent- faltete sich sein wissenschaftliches Werk, das heute auf eine Zeit von 30 Jahren zurückblicken kann. In seinen Schriften und Vorträgen hat er wichtige Fragen der Geschichte der Ungarn - deutschen aufgegriffen und die Geschichtswissenschaft mit neuen Gedanken bereichert. Im Jahr 2012 erschienen der erste und der zweite Band seiner Monografie „Geschichte der Deutschen in Ungarn”, die die Geschichte des Deutschtums in Ungarn von den Anfängen bis 2006 verfolgt. Die ungarische Auflage des Werkes erscheint in diesen Tagen. Prof. Seewann ist Mitglied des Dok - torrates an der Universität Fünfkirchen und an der Andrássy Gyula Deutschsprachigen Universität Budapest. Das Institut für Minderheitenforschung an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften berief ihn in seinen wissenschaftlichen Rat. Seine wissenschaftlichen Erkenntnisse multiplizierte er in breiten Kreisen, teils innerhalb des universitären Betriebs in Deutschland und Ungarn, teils durch Veranstaltungen und Vorträge unter Einbeziehung der Organisationen der Ungarndeutschen, wodurch auch die Ungarndeutschen die schicksalhaften Wendepunkte ihrer eigenen Geschichte besser kennen lernen konnten. Seine Tätigkeit in der Wissenschaft, im Unterrichtsbetrieb oder auch im öffentlich en Leben hat in hohem Maße dazu beigetragen, dass die Ungarndeutschen in ihrer eigenen Geschichte zunehmend Zukunftsperspektiven erkannt und dadurch ihre Gruppen - identität gestärkt haben. Aufgrund seiner Verdienste verlieh der Ministerpräsident von Ungarn an Professor Dr. Gerhard Seewann in seinem 70. Lebensjahr den Preis für die Nationalitäten in Ungarn. „Für die Pflege und Erhaltung der Traditionen und der Kultur der deutschen Nationalitätengemeinschaft” erhielt Ágnes Huszti- Nagy den Nationalitätenpreis. Sie ist seit 2006 Mitglied der Deut - schen Nationalitätenselbstverwaltung in Saiten/Zajta (Komitat Saboltsch-Sathmar-Berg), seit Oktober 2010 steht sie dem Gre - mium vor. In der Gemeinde werden die schwäbischen Sitten und Bräuche durch die grenzüberschreitenden Beziehungen zu ande- ren schwäbischen Gemeinden (wie Erdeed, Sathmar, Schöntal usw.) und durch gemeinsame Veranstaltungen am Leben erhal- ten. Sie leitet in Saiten eine deutsche Tanzgruppe, einen Chor, eine Kindergruppe und eine Theatergruppe. Sie ist aktives Mit - glied der Deutschen Selbstverwaltung des Komitates. Im Dorf selbst organisiert sie zahlreiche Kulturveranstaltungen und betei- ligt sich aktiv am Kulturleben der Gemeinde und ihrer Um - gebung. Deshalb konnte Frau Huszti-Nagy guten Herzens für die höchste staatliche Auszeichnung der Nationalitäten nominiert werden. 3