Sonntagsblatt 1/2015 | Page 22

sb15-1:sb14-2.qxd 2015.02.12. 8:44 Oldal 22 heimtückisch – wie er es nannte – schwer angriff. Er bemüht sich sehr, Gustmann für sich zu gewinnen, vergeblich, denn die Redak - tion der Landpost war stärker als er. Dr. Mischung in Nyomja hatte nicht genug Ausstrahlung auf das Volk, obwohl beide in Hermannstadt das Gymnasium besucht haben. Mühl trat als Stu - dent nicht hervor. Heimlich hielt Bleyer mit Steiner die Verbin - dung aufrecht, denn Steiner sollte sich nicht exponieren. Er ver- stand es aber, einige deutsche Hochschüler in Fünfkirchen als geheime Gemeinschaft bei der Stange zu halten. Diese standen gesin-nungsmäßig zu Bleyer, aber ohne aktiv zu werden. Bleyer befürchtete eine Vernichtung der zukünftigen Existenz dieser Akademiker, er betrachtete sie als stille Reserve und unterstützte sie materiell. Ihm schwebten Aktivisten vor Augen. Aber woher diese holen, wie sie erfassen entdecken und organisieren? Am Ende des Sommersemesters traf ich nochmals Basch, da mein erstes Gespräch ohne Erfolg endete. Diesmal endete unsere Diskussion positiv. Basch sagte zu, zu Beginn des Wintersemesters die zu gründende Vereinigung zu besuchen. Ich lud ihn zu mei- nem geplanten Vortrag über Ignatz Philipp Semmelweis aus der Sicht der Deutschen in Ungarn ein, den Retter der Mütter, in der wissenschaftlichen Welt anerkannt, der zu uns gehört, der seine Arbeiten in deutscher Sprache schrieb. Und ich bat ihn zu gleich, über Lenau aus der Sicht der Deutschen in Ungarn einen Vortrag zu halten, den er versprach und auch gehalten hat. Bleyer war gewandelt, er ließ mich selbständig arbeiten. Auch der ungewöhnlich kritische Stumpf fing an, an einen Erfolg zu glauben. – mit Vorbehalt allerdings, aber er meldete an, dass er Max Albert, Hack und Franz Ruck, alle Studenten aus Elek, mit- bringt, die nunmehr mitmachen werden. Er meldete zugleich Paul Tschida, den Dichter aus Westungarn, an. Basch versprach, mit Wölfel gemeinsam im neuen Semester zu uns zu kommen. Von der eingegangenen Gothia kamen noch zum Stamm tisch der jungen Generation bei den Drei Spatzen, jeweils alle ein bis drei Wochen: Leber, Treier, als Studenten. Dr. Sauter. Dr. Ba tisweiler, Dr. Einwachter, Dr. Hans Schnitzer aus Kunbaja als Al te Herren zum geselligen Plausch und aßen zugleich ihr Abend brot. An der Schwelle zum Wintersemester 1923/24 war ich zufrieden mit dem Erreichten und habe meine fertigen Pläne gehabt: die SUEVIA, aus der die mit Volkstumsfragen beschäftigten Hoch - schüler hervorgehen sollten, die ihr Bekenntnis zum deutschen Volk nicht scheuen dürften. Eine wirksame Unterstützung von den Hochschülervereinigungen Deutschlands und Österreichs anstreben; Verhandlungen mit der MEFHOSZ (Landesverband der ungarischen Universitäts- und Hochschulhörer) anknüpfen, uns zu legalisieren oder zu tolerieren, um das Stigma der Ille - galität nicht aufkommen zu lassen. Um im ungarischen Gesell - schaftsleben konventionell „parkettfähig” in Erscheinung zu tre- ten, müssen wir bestimmten ungarischen konventionellen Gepflo - genheiten entsprechen: bei bestimmten Anlässen in Frack oder Smoking (natürlich geliehen) erscheinen, und mit einer Ausbil - dung im Fechten die Fähigkeit anstreben, satisfaktionsfähig zu sein. Suevia nach deutschem Vorbild aufgezogen, um der magya- rischen Gesellschaft zu imponieren. Am Ende des Sommersemesters war Bleyer intensiv mit der Gründung des Ungarländischen Deutschen Volksbildungsvereins beschäftigt, die am 20. August 1923 erfolgt ist. Mir teilte er die Aufgabe zu, am Eingang der Ofner Redoute als Hochschüler mit noch drei Alten Herren die Gäste zu begrüßen. Bei diesem Anlass lernte ich Herrn Annabring aus Kübekháza kennen, der mir ankündigte, dass sein Sohn, der Matz, Graz verlassen und in Budapest weiterstudieren will. Ich lud ihn ein, mich dann sofort zu besuchen. Als Annabring im September anreiste, brachte er Wollinger Toni und noch einen zweiten Hochschüler aus Újszenti- ván im Restbanat mit. Sie alle meldeten sich bei mir. In der Redoute waren allerdings von der Hochschuljugend nur Faulstich und ich anwesend. In den Sommerferien besuchte ich einige Gemeinden in der Pester Umgebung und im Schildgebirge. An der Gründungsver - sammlung des Volksbildungsvereins hat Ägidius Faulstich sehr eindrucksvoll im Namen der Jugend gesprochen. Ich habe die Im - pulse zur Neugründung von Stumpf bekommen, er war es, der immer wieder neben oder mit Bleyer darauf hinwies, dass die Existenz der deutschen Volksgruppe in Ungarn nur dann eine Chance haben wird, wenn sie eine geistige akademische Ober - schicht haben wird, die sich zu ihrem Volk bekennt und für dies auch aktionsfähig bereitstehen würde. Im September übergab ich Bleyer meine Liste mit den Namen und Herkunftsorten der deutschen Hochschüler, die ich erfassen konnte und die bereit waren, Mitglied der Suevia zu werden. Für Bleyer eine ungeahnte Überraschung, die sogar mit etwas Vor - behalt zur Kenntnis genommen wurde. Am Gründungstage er - schien aber die ganze Familie Bleyer. An einem weißgedeckten Holztisch bei den Drei Spatzen präsentierte sich eine ansehnliche Korona. Nach einiger organisatorischen Vorarbeit mit Stumpf und Annabring Matz schritten wir zur Gründung. Ich wurde zum Vorsitzenden bestimmt und Matz Annabring zum Schriftführer. Bleyer hat in einer Würdigung über mein gezieltes ungarländisch- deutsches Themenprogramm ganz kurz gesprochen und die Bedeutung der Selbstb