Seniorenzeitung Alt? na und! Dezember 2014 | Page 9

Alt? na und! Nr. 95 / 2014 9 Pastor Barnstein Am 5. Januar 2015 jährt sich zum 40. Mal der Todestag des langjährigen Pfarrers der Mülheimer Altstadtgemeinde. Anlass genug, sich seiner zu erinnern und auf sein bewegtes Leben zurückzublicken. Ernst Barnstein wurde 1891 in Krefeld geboren. Nach einem Studium der Theologie und einem Vikariat in verschiedenen Städten wurde er 1922 zum Pfarrer der Altstadtgemeinde gewählt, in der er beinahe 40 Jahre lang bleiben sollte. Die Jugendarbeit lag ihm besonders am Herzen. Mit der „Frohen Jugend“ unternahm er Wanderungen in die Eifel, nach Thüringen und in die nähere Umgebung. In der Zeit des NS-Regimes hat er sich nachdrücklich um das Wohl seiner Gemeindemitglieder jüdischen Glaubens gekümmert und wurde deshalb auch mehrfach von der Gestapo verhört. Die wiederholte Auffor- derung zum Eid auf Hitler lehnte er ab. Nachdem er die damals verbotene Ausbildung von Vikaren weiter ausübte, verhaftete ihn die Gestapo und steckte ihn für 10 Tage ins Oberhausener Polizeigefängnis. Es ist vermutlich dem Schutz durch den Leiter der Mülheimer Gestapo, Karl Kolk, zu verdanken, dass nicht weitere Maßnahmen gegen Barnstein ergriffen wurden, denn in seinen Predigten griff er die Politik und insbesondere den sich abzeichnenden Holocaust scharf an. Von 1946 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1961 bekleidete er das Amt des Superintendenten. Im gleichen Jahr wurde er wegen seiner Verdienste von der Bürgergesellschaft „Mausefalle“ mit dem „Jobs“ geehrt. Trotz seiner hohen theologischen und philosophischen Bildung blieb er ein stets bescheidener und zurückhaltender Mensch, der sich nicht nur in seiner Gemeinde großer Beliebtheit erfreute. Er starb im Alter von 83 Jahren in Mülheim. Wegen seiner herausragenden Bedeutung wurde der unmittelbar an der Petrikirche liegende Platz nach ihm benannt. Text: AK - Foto: Stadtarchiv Gemütlich machen In der Adventszeit mussten mein Bruder und ich bei Einbruch der Dunkelheit nach Hause. Im Sommer hätte uns diese frühe Uhrzeit geärgert, doch jetzt war es nicht nur dunkel, sondern auch kalt und Hände und Füße sehnten sich nach Wärme. Aber nicht nur das war der Grund, warum wir der Aufforderung gerne folgten. Wir freuten uns regelrecht darauf, denn was nun folgte, nannte sich „gemütlich machen“. Wenn wir in warme Sachen gehüllt waren, setzte sich unsere Mutter mit uns an den runden Küchentisch. Die Fensterläden waren geschlossen und das Licht gelöscht. Stattdessen hatte sie eine Kerze angezündet, für uns Kakao gekocht und ein belegtes Brot in kleine Stücke geschnitten. Schon das sorgte für eine wohlige Stimmung. Dann begann unsere 5