SchollZ
Ist( k) eine Meinung besser?
Kommentar zum Artikel „ Die NSU-Verfassungsschutz-Allianz“ aus Ausgabe 12 / 2011 von Dustin Hesse
Als die letzte Ausgabe der SchollZ im Dezember 201 1 erschien, löste der Artikel „ Die NSU- Verfassungsschutz-Allianz“ rege Diskussionen aus. Dabei galt die Aufregung weniger der darin angesprochenen politischen Problematiken als vielmehr der Legitimierung monokausaler Darstellungen durch unsere Schule. In einfacheren Worten formuliert: Darf man in einer Schülerzeitung politisch einseitige oder gar politisch extreme Artikel abdrucken, wenn wir in der Schule doch lernen sollen vielseitig zu denken? Die Antwort ist nicht leicht, wenn wir uns die anderen Inhalte, die in der SchollZ bisher abgedruckt wurden, zu Gemüte führen. Es gab einige gute Artikel in den ersten beiden Ausgaben der SchollZ. Aber über keinen habe ich so viel diskutieren können, wie über „ Die NSU-Verfassungsschutz-Allianz“ und auch keiner ist mir derart in Erinnerung geblieben. Der Artikel fällt ins Auge, er ist anheizend geschrieben und strotzt auf dem ersten Blick vor politischer Meinung. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es so viel Spaß macht über den Artikel zu diskutieren. Er lädt mit seiner Sprache regelrecht dazu ein. Als ich mich entschloss einen Kommentar zu dem Artikel zu schreiben, überprüfte ich zuerst die Inhalte des Artikels. Es war für mich unfassbar, was für Fehler der Verfassungsschutz laut des Artikels gemacht haben solle. Aber der Artikel erwies sich als sehr gut recherchiert und der Vorwurf, dass etwas im Verfassungsschutz schief gelaufen sei, als unbestreitbar. Der Artikel hat somit tatsächlich mein politisches Wissen erweitert und mich sprachlich geradezu aufgefordert über die angesprochenen Problematiken nachzudenken. Ist aber die Art der Darstellung in diesem Artikel die richtige? Für mich als Politik-Leistungskursschüler ist der Artikel aus den genannten Gründen durchaus unterhaltsam. Ich kann den Inhalt hinter dem Artikel von der Darstellungsform trennen. Die Schülerzeitung soll aber alle Klassen von der fünften bis zur zwölften ansprechen, was auch die Artikel über Beyblade-Turniere rechtfertigt, die für mich uninteressant, aber eben für andere durchaus interessant sein können. Die Darstellung des Artikels ist für jüngere Leser jedoch problematisch. V-Männer ist nämlich kein „ Ausdruck für Nazis, die durch den Staat subventioniert werden.“ V-Männer, liebe Mitschüler aus den Jahrgängen 5 und 6, sind private
Kontaktpersonen des Staates in allerlei Organisationen, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. So beispielsweise auch im organisierten Verbrechen, im Rotlicht- und Drogenmilieu. V-Männer versorgen den Staat mit Informationen, beispielsweise um selbst einer Strafverfolgung zu entgehen. Der Staat braucht sie, da der Staat sonst an keinerlei Informationen aus bestimmten kriminellen Organisationen oder eben politisch extremen Organisationen kommen kann. Durch sie kann der Staat Insiderwissen über die Strukturen von Organisationen und über Hintermänner erfahren, das dem Staat ohne die Hilfe der V-Männer entgehen würde. Im Falle der NPD ist dabei aber einiges schief gelaufen. Einige NPD-V-Männer sitzen in hohen Führungspositionen und kriegen für ihre fragwürdige Arbeit als V-Mann viel Geld vom Staat. Die V-Männer erschweren unter anderem das NPD-Verbot, da es Vorwürfe gibt, die Partei würde mit 1 30 V-Männern in der Partei staatlich geleitet werden. Das will uns Christoph eigentlich mit seiner Behauptung über V-Männer sagen. Dies ist nur ein Beispiel für eine problemtische Darstellung des Artikels, da sie durch die politische Einstellung des Autors geprägt ist. In dem Artikel finden wir jedoch noch viele andere sprachlich problematische Darstellungen, die ich aber aus Platzgründen nicht näher behandeln kann. Kommen wir zur Ausgangsfrage zurück: Unsere Schule soll Bildung vermitteln. Es ist durchaus positiv, dass ein derartiger Artikel Eingang in die Schülerzeitung gefunden hat. Der Inhalt hinter der Darstellung klärt uns über Hintergründe der Nazimorde und die damit verbundenen Fehler unseres Staates auf. Durch eine etwas extremere politische Meinung wird der Artikel erst richtig interessant. Wenn wir sie mit unserer eigenen Meinung abgleichen und uns mit dem Thema auseinandersetzen, können wir lernen, vielseitig zu denken. Jedoch ist die Darstellungsform auch mit Vorsicht zu genießen. Begriffe wie V-Männer werden stigmatisierend, also zur Darstellung Christophs eigener politischen Meinung, missbraucht. Jüngeren Schülern, die eventuell noch nicht wissen, was V- Männer sind und noch keine eigene politische Meinung gebildet haben, kann somit ein falsches Wissen vermittelt werden. So kann die Schülerzeitung schnell zu einem linken Sprachrohr werden. Es gilt also abzuwägen: Soll man politische Themen
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