SchollZ SchollZ 12/2019 (Ausgabe 23) | Page 54

Ein Interview mit  IN SUPERMÄRKTEN ERHÄLT MAN ZUM PRODUKT KOSTENLOS MÜLL DAZU. Jeannine Claes D AS  I NTERVIEW   FÜHRTEN  M AYA G EISSLER UND L INA B URKHART Frau Claes, wie sind Sie darauf gekommen, einen solchen Laden zu eröffnen? meisten Hersteller erst auf Papiersäcke um, wenn es sich auch wirklich für sie lohnt. Unser Chef Michael war vor ungefähr vier Jahren in Kiel bei der Eröffnung des Unverpackt-Ladens. Dort gibt es einen der ersten Unverpackt-Läden in Deutschland. Auf dem Rückweg hat er schon überlegt, dass das eine echt gute Idee sei, die er auch umsetzen möchte und hat zurück in Hannover auch gleich mit der Planung des Ladens angefangen. Was denken Sie denn persönlich über den Laden? Damit würden wir auch gleich zu unserer nächsten Frage kommen: Gibt es mehrere Filialen in Deutschland und wenn ja, gehören diese alle einer Kette an? Nein, es sind alles Einzelunternehmer und die Läden sind alle wirklich noch in der Hand der Inhaber, das heißt es gibt keine "Unverpackt"-Kette. Es gibt allerdings einen Unverpackt- Verband, bei dem sich mehrere Läden zusammengeschlossen haben und über Sachen sprechen, wie zum Beispiel: Wo bekommt ihr eure Produkte her? Wie können wir es schaffen, dass große Lieferanten von Plastiksäcken auf Papiersäcke umsteigen? Und weil dann sehr viele Läden zusammenarbeiten, können sie mehr Druck auf diese Lieferanten ausüben. Und zwar steigen die 54 Man fängt in so einem Laden schon an, aus Überzeugung zu arbeiten. Man verdient sonst einfach nicht genug Geld und da muss die Überzeugung halt schon stimmen. Warum sollte man Ihrer Meinung nach hier einkaufen und nicht im nächsten Supermarkt? In Supermärkten kann man nicht ohne Müll einkaufen. Es ist nicht so, dass man hier komplett ohne Müll einkaufen kann - wir kriegen die Produkte ja auch angeliefert. Das Getreide zum Beispiel kommt in einem Papiersack zu uns. Aber im Supermarkt kauft man viel mehr Verpackung mit ein, weil sie kleinteiliger ist. Man kann zwar auch Lebensmittel im Supermarkt im Glas kaufen, bei uns erhält man aber ein Pfandglas, das wiederverwendet wird. So verbraucht man viel weniger Müll. Außerdem schaffen Supermärkte es nicht, ihr Sortiment so gut zu kennen. Wir verbringen zum Beispiel sehr viel Zeit damit, die Produkte auszusuchen, die wir verkaufen. Wir gucken uns genau an, ob es als Bio-Standard produziert wurde, “nur” als EU-Bio oder sogar als Bioland oder Demeter, die haben nämlich strengere Vorschriften. Dann gucken wir, ob wir die Produkte regional erhalten können. Quinoa beziehen wir zum Beispiel mittlerweile aus Deutschland. Das ist in den meisten Supermärkten eben nicht der Fall und da steckt sehr viel Arbeit drin. Außerdem können normale Supermärkte so etwas gar nicht leisten, weil sie nur noch auf den Preis achten. Bei uns ist es so, dass wir Produkte nur annehmen, die in Großgebinden kommen, die im besten Fall auch Bio sind. Also so regional wie möglich und von kleineren Unternehmen, um sich zum Beispiel gegenseitig zu unterstützen. Denken Sie, dieser Laden sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen, also dass mehr Menschen hier einkaufen gehen sollten? Ja, das wäre natürlich super. Die Idee ist ja einfach: wir ermöglichen es den Menschen , mit so wenig Plastik und so nachhaltig wie möglich einzukaufen. Durch Fridays- for-future und dadurch, dass sehr viel über das Thema, nachhaltig zu leben, geredet wird, haben wir super viele Kunden. Da können wir uns echt nicht beschweren. Noch mehr wären aber natürlich auch gut (lacht). Wir werden jetzt im kommenden Januar noch eine Filiale in der List aufmachen. Das heißt, je