SchollZ SchollZ 12/2019 (Ausgabe 23) | Page 30

"Dieses System zu durchbrechen  ist unsere Aufgabe."  D AS   INTERVIEW   FÜHRTEN  L INA B URKHART , A MELIE L ÜBBECKE , N IKLAS F ELK UND L UTZ H AUPKA Guten Abend, Herr Kleber. Da immer wieder von sogenannten Fake-News im Internet die Rede ist, fragen wir uns, ob Sie ihre eigenen Inhalte, die Sie im Fernsehen verbreiten, selbst in Frage stellen. Denken Sie, dass Dienste, welche News für den Nutzer aussortieren und filtern von Google und anderen Firmen, zielführend sind? Es ist ja so, dass der Nutzer so nur das zu sehen bekommt, was er sehen möchte. Ja, das ist permanent der Fall. Es gibt immer jemanden in der Redaktion, der „Researcher“, welcher mir beim Schreiben der Moderationen zu sieht. Das von mir Geschriebene wird genaustens überprüft. Der Moderator hat zwar das letzte Wort, jedoch werden alle Aussagen, wie auch eine passende Begrüßung, noch mehrmals nachgeprüft. Ich war bei Facebook und haben mit dem Chief Technical Officer gesprochen. Er zeigte mir, das gigantische Zentrum von Facebook und sagte, dass das Tolle an Facebook sei, dass es Zehntausende von News gäbe, es zeige jedoch nur wenige davon. Da Jugendliche in unserem Alter selten die täglichen Nachrichten im Fernsehen oder in der Zeitung verfolgen, stellten wir uns folgende Frage: Was können seriöse Medien tun, um auch unsere Generation noch mit ihren Inhalten zu erreichen? An dieser Stelle müsste ich jetzt die Rückfrage an euch geben, was euch denn überhaupt interessiert. Wir bekommen mit, dass euch die lineare Sendung, zum Beispiel bezogen auf die Queen und den Brexit, überhaupt nicht interessiert. Wir überlegen aktuell, wie wir die Inhalte, die euch wichtig sind, auch an euch überbringen. Zum Beispiel über Instagram, Facebook und Twitter. 30 Ich fragte ihn also, wer denn entscheidet, was gezeigt wird. Er antwortete: „That´s our breaking news algorythm of course. It´s increasing your reading pleasure“. Also entscheidet der Computer. Die Interviewsituation war toll, da durch diese absichtlich blöde Frage die Wahrheit heraus kam. Dieses System zu durchbrechen, ist also unsere Aufgabe. Aber wir brauchen auch Rezipienten, die ausbrechen und dann auch mal Fox News gucken, um zu sehen, was zum Beispiel die Trump Zuschauer denn da sehen. Was denken Sie über das Klimapaket der Großen Koalition und halten Sie es für einen Rückschlag gegenüber der Protestanten? Als Journalist und Moderator einer Sendung habe ich generell erst einmal keine Meinung darüber zu haben. Was ich aber habe, ist eine Menge Skepsis gegenüber dem, was in diesem Fall die Große Koalition uns als den großen Durchbruch verkaufen will. Das aber ist mein Job. Wenn ich Greta Thunberg interviewe, habe ich natürlich eine ganz andere Position, als wenn ich mit der Umweltministerin spreche. Ich beobachte die Politik und überlege mir, dass die Große Koalition auch weiß, dass die zehn Euro nicht reichen. Aber sie wollen es anderen, zum Beispiel der grünen Opposition überlassen, die Leute dazu zu zwingen, jetzt schon mehr zu zahlen, damit die SPD oder CDU dann sagen kann, dass sie zwar andere Rezepte hatten, aber sie da nichts machen konnten. Also unterhalte ich mich mit Korrespondenten und frage nach Hintergrundinformationen und bilde meine Haltung, wenn ich die Umweltministerin interviewe. Diese kann es dann richtig stellen oder wenn nicht, ist es ein erhellender Moment. Was erwarten sie von jungen Menschen und speziell den Schülerzeitungen? Ich finde, Schülerzeitungen sind, wenn man jemanden hat, der professionell mit drauf schaut, nicht auf den Inhalt, sondern auf das Schreiben, ein ganz großer Vorsprung. Wenn man dann doch