"Dieses System zu durchbrechen
ist unsere Aufgabe."
D AS INTERVIEW FÜHRTEN L INA B URKHART , A MELIE L ÜBBECKE , N IKLAS F ELK UND L UTZ H AUPKA
Guten Abend, Herr Kleber. Da
immer wieder von sogenannten
Fake-News im Internet die Rede
ist, fragen wir uns, ob Sie ihre
eigenen Inhalte, die Sie im
Fernsehen verbreiten, selbst in
Frage stellen. Denken Sie, dass Dienste, welche
News für den Nutzer aussortieren
und filtern von Google und
anderen Firmen, zielführend sind?
Es ist ja so, dass der Nutzer so
nur das zu sehen bekommt, was
er sehen möchte.
Ja, das ist permanent der Fall. Es
gibt immer jemanden in der
Redaktion, der „Researcher“,
welcher mir beim Schreiben der
Moderationen zu sieht. Das von mir
Geschriebene wird genaustens
überprüft. Der Moderator hat zwar
das letzte Wort, jedoch werden alle
Aussagen, wie auch eine passende
Begrüßung, noch mehrmals
nachgeprüft. Ich war bei Facebook und haben
mit dem Chief Technical Officer
gesprochen. Er zeigte mir, das
gigantische Zentrum von Facebook
und sagte, dass das Tolle an
Facebook sei, dass es
Zehntausende von News gäbe, es
zeige jedoch nur wenige davon.
Da Jugendliche in unserem Alter
selten die täglichen Nachrichten
im Fernsehen oder in der Zeitung
verfolgen, stellten wir uns
folgende Frage: Was können
seriöse Medien tun, um auch
unsere Generation noch mit ihren
Inhalten zu erreichen?
An dieser Stelle müsste ich jetzt die
Rückfrage an euch geben, was
euch denn überhaupt interessiert.
Wir bekommen mit, dass euch die
lineare Sendung, zum Beispiel
bezogen auf die Queen und den
Brexit, überhaupt nicht interessiert.
Wir überlegen aktuell, wie wir die
Inhalte, die euch wichtig sind, auch
an euch überbringen. Zum Beispiel
über Instagram, Facebook und
Twitter.
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Ich fragte ihn also, wer denn
entscheidet, was gezeigt wird. Er
antwortete: „That´s our breaking
news algorythm of course. It´s
increasing your reading pleasure“.
Also entscheidet der Computer.
Die Interviewsituation war toll, da
durch diese absichtlich blöde Frage
die Wahrheit heraus kam. Dieses
System zu durchbrechen, ist also
unsere Aufgabe. Aber wir brauchen
auch Rezipienten, die ausbrechen
und dann auch mal Fox News
gucken, um zu sehen, was zum
Beispiel die Trump Zuschauer denn
da sehen.
Was denken Sie über das
Klimapaket der Großen Koalition
und halten Sie es für einen
Rückschlag gegenüber der
Protestanten?
Als Journalist und Moderator einer
Sendung habe ich generell erst
einmal keine Meinung darüber zu
haben. Was ich aber habe, ist eine
Menge Skepsis gegenüber dem,
was in diesem Fall die Große
Koalition uns als den großen
Durchbruch verkaufen will. Das aber
ist mein Job. Wenn ich Greta
Thunberg interviewe, habe ich
natürlich eine ganz andere Position,
als wenn ich mit der
Umweltministerin spreche. Ich
beobachte die Politik und überlege
mir, dass die Große Koalition auch
weiß, dass die zehn Euro nicht
reichen. Aber sie wollen es anderen,
zum Beispiel der grünen Opposition
überlassen, die Leute dazu zu
zwingen, jetzt schon mehr zu
zahlen, damit die SPD oder CDU
dann sagen kann, dass sie zwar
andere Rezepte hatten, aber sie da
nichts machen konnten. Also
unterhalte ich mich mit
Korrespondenten und frage nach
Hintergrundinformationen und bilde
meine Haltung, wenn ich die
Umweltministerin interviewe. Diese
kann es dann richtig stellen oder
wenn nicht, ist es ein erhellender
Moment.
Was erwarten sie von jungen
Menschen und speziell den
Schülerzeitungen?
Ich finde, Schülerzeitungen sind,
wenn man jemanden hat, der
professionell mit drauf schaut, nicht
auf den Inhalt, sondern auf das
Schreiben, ein ganz großer
Vorsprung. Wenn man dann doch